hegen
Hêgen, tr.:
1) eigentl. mit einem Hag, als schützender Umzäunung einschließen, — allgm.: Etwas der unbeschränkten Benutzung und Ausbeutung durch ein schützendes Verbot entziehn; für dessen Nichtbeschädigung und Nichtvermindrung, für das unverletzte Fortbestehn schützende Sorge tragen; es hüten, es aufbewahren etc.; Wiesen h., einfriedigen, oder: sie nicht mit Vieh betreiben lassen (s. Hegewisch); ebenso: Den jungen Anflug im Forst h., kein Holz darin fällen lassen; Wild h., es nicht schießen lassen. F. 3, 11; Einen Esch, eine Flur, ein Holz, ein Fischwasser h., durch Bewachung, Sicherstellung vor Schaden zu gehörigem Ertrag zu bringen suchen; Früchte h., aufbewahren; So viel Nützliches und Angenehmes gepflanzt und gehegt. 30, 4; Diese [Baum-]Anlage schirmen, durch eifriges Nachpflanzen und sorgfältiges H. ihr nach und nach in die Höhe helfen. 26, 223; Sonst hegt er dieses Wild für sich. F. 3, 11; Keine späten Trauben an ihrem Weinstock geheget. Bespreng’ es mit sparsamem Salz und heg’ es dem Winter. Ge. 3, 403 etc. — Oft verstärkt: Diesen gehegten und gepflegten Schatz. 18, 174; Scham und Scheu .. h. und pflegen. 23, 117 etc., für das unverletzte Fortbestehn und Gedeihn schützende Sorge tragen. —
2) (s. 1) meist niederd.: Etwas aufbewahrend zu Rathe halten, sparen: Heg-was hat ’was (Sprchw.) = Spar-bei-Zeit hat’s in der Noth: Sobald ein tausend Mark zusammen ist geheget. 4, 113 etc. —
3) (s. 1) Einen (sich) h., ihm Sorgfalt widmen, für sein Gedeihn Sorge tragen: Das Pfäfflein, das wußte sich besser zu h. 66a; Ihr hegt euch an verderbtem Herzen. 12, 15; Dem Fuchs, | der noch so zahm, gehegt und eingesperrt, | nicht ablässt von den Tücken. Sh. 6, 160; Wie hab’ ich stets dich heilig gehegt! 3, 227, und namentl. oft bei diesem Schriftsteller: Noch lieb zu h. das verfehmte Haupt. 4, 135; Ein liebgehegter Gast. 3, 324; Der liebgehegte Schmerz. 2, 40; 3, 234 etc. — Auch hier (s. 1): Einen armen, alten, schwachen Ehekrüppel muß ich schon mehrere Jahre nur so h. und pflegen. 6, 348; Mich hat’s [das Glück] von Jugend auf gehegt, gepflegt. 13, 314 etc., u. mit Angabe der Wirkung: Doch hegt’ und pflegt’ ich dich gewiß zu Tod. Sh. 1, 58. —
4) (s. 1) Das Gericht h., Gericht halten, mit Bezug auf die es umgebenden Schranken und den es schützenden Bann (s. etc.). M. 4, 113; Nie ward mit Schild und Speer ein recht Gericht gehegt. 242 etc., vgl.: Kein Reigen wird geführet, | kein Tanz nicht mehr gehegt. 2, 60. —
5) (s. 1) in sich schließen, bewahren, wobei die örtliche Bedeutung bald mehr, bald minder zurücktritt gegen die: haben und bewahren, unterhalten, z. B.:
a) mit konkretem Obj.: Siehst du eine Hütte im Felde frei, | weißt nicht, ob sie dir ein Liebchen hegt. 4, 41; Sie hegten einander im Herzen. 1, 177; Von allem, was die Insel heget, | ist dieser Ring mein höchstes Gut. 57b; Wilde Dinge hegt die eisenharte Brust. Al. 36; Wer einen Jugendfunken | noch hegt in seiner Brust. 465; Dieweil das hurtige Schiff noch Speis’ und Getränk’ uns hegt. Od. 12, 321; Liebliche Hügel h. [umschließen] das angenehmste Thal. 15, 257 etc. —
b) mit abstrakt. Obj.: Liebe, Haß, Groll, Furcht, Ehrfurcht, Hoffnung, Vertrauen, Vorurtheile, einen Zweifel, einen Verdacht, Gedanken, einen Wahn, den Glauben, die Überzeugung, eine hohe Meinung von sich h.; Was bringt den tiefgehegten Groll zum Schweigen? 4, 132 etc. — Auch hier (s. 1) die Verbindung: Bei seinen großen Verdiensten hegte und pflegte das achtzehnte Jahrhundert manche Mängel. 39, 127, hatte und nährte sie etc. —
6) (s. 5 und 3) Diebe bei sich h., verbergen und unterstützen; Warum hegst und nährst du seine Bosheit? leistest ihr Vorschub etc. —
7) dazu: Er schirmt mit List und Muth verrufnes Wildes Hegung [1]. 4, 143; Jag’ ich doch der Hegung [des Geheges] edelsten [Hirsch]. Sh. 2, 274 etc., und Heger (s. d.).
Anm. Ahd. hegjan, mhd. hegen, von Hag, s. d. und Hagen, auch Gehege, vgl. mhd. und oberd. heien, haien, z. B.: Das Fleisch also „hayen“ und zärtlin [den Leib also hegen und zart behandeln]. Last. 3a, nam. bei
Zsstzg. z. B.: Áb- [1]: durch ein Gehege absondern: Wer sich abgehegt hat, giebt deutlich zu erkennen, daß er über sein Gehege hinaus weiter keine Ansprüche habe. Hippel Ehe 172; In dem Zeitraum, den Sie sich abgehegt. V. Ant. 2, 231 etc. — Āūf- [1 u. 2]:
1) Einem Etwas a., aufbewahren. —
2) im Gehege auf- oder groß ziehn, z. B. von Rehen: Ganz jung nur sind sie aufzuhegen. Brev. 116. — Āūs-: vollständig zu Ende hegen: Er hat sein Traumbild ausgehegt. 470. — Be-:
1) hegend beschützen: Der Busch, der auch das Wild behegt, | .. war uns Herberge. Ernst 104. —
2) [4] Das Gericht b. — Eīn- [1]: einschließen in einen Hag oder etwas Hagähnliches, s. um-h.: Wiesen e.; Das umfriedete und eingehegte Kleinleben. Tag. 35; Klüger wär’s, ihr hättet allhier sie eingehegt [die Katze eingesperrt]. 88; Das Gebrüll der eingehegeten Rinder. Od. 12, 265; Eingeheget die Insel im endlos wogenden Weltmeer. 10, 195; Die Fische durch das zusammenschließende Blei eingehegt [im Wurfnetz]. Ge. 20. — Ent-: das Gehegte oder zu Hegende zerstören, die hegende Umschließung entfernen etc.: Indessen ihr geschwelgt auf meinen Gütern, | mir die Geheg’ enthegt, gefällt die Forste. Rich. II. 3, 2. — Fórt-: fortfahren zu hegen, für den Fortbestand Sorge tragen: Als die christliche Religion eine von den Heiden ererbte Leidenschaft, sich an Bildern zu erfreuen und zu erbauen, unablässig forthegte. 31, 288; 27, 472 etc. — Um- [1]: umschließen mit einem Hag oder etwas Hagähnlichem, s. ein-h.: Von einem lebendigen Zaune umhegt. Leb. 1, 206; Fühlt unmuthig das gefangene Edelthier von den Schranken sich umhegt. DM. 4, 299); [Die Liebe], die als blauer Odem das Rund der Welt umhegt. Ritt. 201; Zwei starke Furchen umhegten das Gebiet der Lippen. Kl. 1, 383; [Berge], die duftig meiner Liebe Thal u. N. 602; Das Gärtchen .., | das all mein Glück und alle meine Sorgen | .. im engen Raum umhegt. Ros. 11; Der Rose Kelch .., | dicht umhegt von grünen Blättersäumen. 126; Umhegter Schafe Schellen. 4, 159; Umhegte sein Gärtchen mit einem Erdwall. Ge. 255; Wohl umhegt ist der Vorhof. Od. 17, 266; Umhegt zu sein von der Mauer. Il. 18, 287; Wenn auch die Natur mit schöner Wand | oftmals umhegt Verderbnis. Sh. 2, 277; Oft haben wir schon unsern alten Hensler umhegt [schützend bewacht], wie Gottes Cherub das Paradies. Br. 2, 342 etc. — Die Umhegung des Heiligthums bildete eine Wand. Rel. 35; Diese Bergumhegung. 2, 152 etc. — Ver-: mit einem Hag etc. verschließen, s. Ein- und um-h.: Hier lag er oft im Halt | mit Rosen wohl verhegt [Amor in den Wangengrübchen]. 1257 etc., mund- artl. auch — verwahren. — Zusámmen- [2].
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