Faksimile 0729 | Seite 721
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Heft
Héft, n. (m.), –(e)s; –e; –chen, lein, el, elchen; -:
1) der der Schneide, Schärfe, Spitze etc. entgegenstehnde Griff (Stiel, Handhabe) eines Werkzeugs: Das H. eines Messers, Meißels, einer Ahle, eines Degens (zuw. das ganze Gefäß); Daß auch das H. [des Schwerts] der Schneide nach hineinfuhr. Richt. 3, 22; Hemmte die schwere Faust an dem silbernen H–e, | trieb’s in die Scheide zurück, das große Schwert. B. 188a; Begrub das Messer bis zum H–e in seinem Halse. Sealsfield Leg. 1, 154 etc.; Aus den Hörnern macht man Messerheften. Brockes 9, 260 etc. Dazu sprchw.: Eine Sache beim H. angreifen, am rechten H. fassen (Uhland 504); Das H. ergreifen (G. 27, 20), in Händen, in der Hand haben (21, 187; Sch. 329a), aus Händen, aus der Hand geben (Forster B. 2, 177; L. 12, 264; Sch. G. 1, 167), aus der Hand lassen; Einem das H. aus der Hand drehen, nehmen, entwenden etc., zunächst in Bezug auf Waffen, dann allgm. von der Herrschgewalt etc.: Die Vorsehung hat das H. und wir schwimmen mit dem Strome. Forster B. 2, 602; Die innerlichen Kriege, welche dem Kaiser Julius das H. allein in die Hand spielten. Lohensein A. 1, 3.
2) Haft (s. d. II), Das, wodurch Etwas an einem andern Ggstd. haftet; das es daran Befestigende, es damit zusammen Haltende etc., z. B.: Goldene H–e, damit man die Teppiche zusammenhefte. 2. Mos. 26, 6; Eherne H–e machen und die H–e in die Schleiflein [s. a] thun. 13; Die H–e (s. a), die Spangen, die Kettlein etc. Jes. 3, 18; Haken oder H–e von Metall, die, an der Hose befestigt, in zwei Löcher des Wamses eingriffen, damit die Hose nicht herabfiele. V. Sh. 2, 609; Außer der Schönheit macht sich die Natur merkwürdig durch einen H., in Gestalt einer kleinen Rose mitten unter den Fußsohlen. Winckelmann 267b etc. Zumeist verkl.: Das Heftel (vgl. Haft II), auch masc., nam. weidm. und fem. (Mz. Hefteln), so z. B.:
a) die in einander greifenden „Hak- und Öhsen“ an Kleidern, jene „Heftel-Männlein“, diese „Heftel-Mütterlein“, wie in ähnlicher, urspr. obscöner Deutung für das zusammengehörige Paar die Bez. „Mönch und Nonne“ gilt: Ihre gestreiften Leibröcke werden mit Heftelchen geschlossen. FSchlegel DMus. 3, 395.
b) spangenartige Nadeln, nam. früher oft sehr kostbar und ein vorzüglicher Putzggstd., vgl. Jes. 3, 18 und Schm. Aus den Spangen- oder Spängelnadeln aber entstanden allmählich die Stecknadeln (östreich. Spängel, franz. épingle, vgl. auch Klufen. Schm. 2, 354) und so heißen denn oberd. auch noch die Stecknadeln vorzugsweise Heftel. Schm., Stalder. Vgl. zu a und b: Heftelfabrik. G. 7, 155; Häftli-Krämer, -Macher. Gotthelf G. 89; 291 etc.
c) auch sonst, Spangen und Klammern zur Befestigung andrer Ggst.: Wo er die Hefteln des Kastens löste. Alexis H. 2, 3, 142 etc.
d) Botan.: s. Gabel 2d.
e) weidm.: Spannstock; Pflöcke mit Haken, die Leinen, Netze etc. beim Stellen daran zu befestigen, s. u.: Heftel.
3) einige zusammengeheftete oder zusammenzuheftende Bogen Papier, insofern Etwas dar- auf gedruckt oder geschrieben ist oder werden soll: Eine Zeitschrift, ein Werk erscheint in wöchentlichen, in monatlichen H–en; Das Februar-H. des Journals; Noten-, Bilder-, Kupfer-H.; Die H–e der Studenten, die sie in den Kollegien nachschreiben; Die H–e der Schüler für ihre schriftlichen Arbeitenp Kollegien-H.; Schreibe-, Rechen-, Aufsatz-, Exercitien-, Übersetzungs-H. etc.; Aus diesen unschätzbaren, aber verworrenen H–en und Blättern [der Tagebücher]. G. 15, 9; Sie haben das H. gelesen. 17, 291; Einen H. mitgetheilt, aus dem sie sich, was ihr gemüthlich war, mitgetheilt. 180; Heute Abend geben wir Ihnen einen H. Briefe, woraus das Weitere zu ersehen ist. 18, 79; Manchen alten H. und Papierbündel durchzusehen. 27, 231; Im Meßkatalog eine Ankündigung; Goethe’s Jdeen über organische Bildung .., als könnte zunächst ein solches H. ausgegeben werden.’ebd.; übertr.: Das Buch der Liebe . .. Wenig Blätter Freuden, | ganze H–e Leiden. 4, 29.
Anm. Von Haben und dem dazu gehörigen: Haften und Heften, vgl. ahd. haft (m.), hefti (n.), mhd. haft (m.), hefte (n.) und Haft (2). Das Geschlecht wechselt, doch dürfte im Allgm. das sächl. (auch in Bed. 3) überwiegen. Für Heftel (s. 2) finden sich alle drei Geschlechter. Veralt. ist nam. in Bed. 3 die Schreibw.: Ein Schatz von ihm beschriebner Häfte. Hagedorn 1, 84.
Zsstzg. s. 1 und 3.