Faksimile 0728 | Seite 720
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Heer
Hêêr, n., –(e)s; –e; -, –es-: eine große, viele
Scharen umfaſſende Menge bei einander befindlicher
Weſen, namentl. inſofern ſie ſich bewegen, auf Einen
eindringen, losrücken oder ihnen eine ſolche Abſicht bei-
gelegt wird, ſo namentl.: 1) eine Menge Kriegsgerü-
ſteter als Geſammtheit, beſtimmter ein Kriegs-H., wo-
für auch, wenn es ſich von Truppen aus der neuern
Zeit handelt, in nicht gehobner Rede das fremde Armée
(ſ. d.) üblich iſt: Ein H. zuſammen-, auf die Beine brin-
gen, anwerben, ausrüſten; Sich an die Spitze des H–s ſtel-
len; Mit dem H–e ausrücken; Mit H–es Macht vorrücken;
Mit hellem H–e; Mit dem feindlichen H. zuſammentreffen;
Das H. iſt geſchlagen, ſtreckt die Waffen ꝛc. 2) allgemei-
ner, eine große Menge lebender oder doch einigermaßen
belebt gedachter, perſonifizierter Weſen als Geſammt-
heit: Euer H. aus Ägyptenland geführt. 2. Moſ. 12, 17;
Jakob theilte das Volk, das bei ihm war, und die Schafe ..
in zwei H–e. 1, 32, 7; Himmel und Erde mit ihrem ganzen
H. 2, 1; Das ganze H. des Himmels [die Geſtirne]. 5, 4,
19; Alles himmliſche H. [die Engel]. 1. Kön. 22, 19;
Da nun gedruckt iſt ein ganzes H. [Menge Exemplare]. G.
6, 67; Nun aber trat auf einmal ein neues H. von kleinen
Buchſtäbchen und Zeichen hervor. 20, 150; Ein H. von
Spatzen, das den Thurm lärmend umſchwirrte. Gutzkow R.
1, 13; Dieſe Worte drangen mit einem H–e von Neben-
begriffen des Schauders, des Schreckens in unſere Seele. H.;
Bald wurben die Haufen zu Scharen, | bald die Scharen zu
H–en. Kl. M. 20, 586; Ein H. von Mißbräuchen. Sch.
638b ꝛc., ſ. Zſſtzg., namentl. Geſtalten-H. 3) (ſ. 2)
Das wilde, das wüthende, wüthige (G. 1, 180) H., auch
Faſtnachts-H., Wald-H. ꝛc., in der wohl auf den alten
Kriegsgott Wodan zurückzuführenden Volksſage der
lärmende Zug des „wilden Jägers“, deſſen Sitz der
Hörſelberg in Thüringen iſt, oft im Vergleich: Als
ob das wilde H. vorübergebrauſt. Auerbach Leb. 1, 246; So
fuhren wir wie das wilde H. in eine reitende Engländerfamilie.
Vogt Oc. 2, 23 ꝛc., ſ. Jagd 2.
Anm. Goth. harjis, ahd. hari, mhd. her, mit der
Grundbed. der Verſammlung. Vgl. Harſt, ferner Herde und
Horde. Als Bſtw. in einigen Zſſtzg., die als ſolche deß-
halb nicht mehr allgem. gefühlt werden, Hér-, ſ. Herberge,
Herzog u. vgl. den Eigenn. Hermann mit; Der Heersmann
[Soldat]. V. Th. 14, 13.
Zſſtzg. leicht zu mehren nach den folgenden, nam.
zu 2: Álpen-: Auf Berges Ferne ballt ſich auf | ein A.
[dichtes Gewölk]. G. 6, 96. Bāūern-: Die Ritter
ſpotteten des Schweizer B–s [1]. Būhler-: Jener
Semiramis | mit ihrem zahllos wimmelnden B. Platen 2,
200. Bürger- [1]: Gar manchen Streit geſchlich-
tet | hat kleines B. Schenkendorf. Fáſtnachts- [3].
Fláſchen-: Ein blinkend F. Freiligrath Garb. 115.
Galliōnen-: Dir drohen dieſe G–e. Sch. 20a.
Gêgen-: gegen ein andres Heer auftretend: Der . . |
vor eure Thor’ ein G. gebracht, | um unverletzt die Wangen
eurer Stadt | zu ſchützen. Schlegel Joh. 2, 1. Geſtál-
ten-: Ein ſtreitendes G., | die ſeinen Sinn in Sklavenban-
den hielten. Sch. 23a, wo die ſich auf,Geſtalten“ beziehnde
Mz. zu beachten iſt. Glánz-: Das G. der Geſtirne.
Kl. M. 11, 845. Góttes-: Ein lebendiges G., leuch-
tende Sterne. H. R. 7, 207, vgl. 2. Moſ. 7, 4 u. 1, 32,
1. Götter-: Minerva .. gebeut dem G. Sch. 56a.
Hāūpt- [1]: die Hauptmaſſe des Heers, im Ggſtz.
zum Vor- und Nachtrab ꝛc., ſ. Gewalthaufe. Hél-
den-: Der Held [muß] im H. zerfließen. Sch. 23b.
Hēūſchrecken-. Himmels-: Nachdem ſie ſich dem
ganzen H. | und ſeiner Königin empfohlen. W. 11, 195.
Lánd- [1]: im Ggſtz. der Flotte. Míttek-:
Centrum der Armee, Ggſtz. Vor-H. ꝛc. Pȫbel-:
Wie’s thut das große P. G. 34, 307, verächtlich: die
Maſſe des Volks. Rāben-: Wenn euch der Grillen
R. [düſtre Menge] umkreiſcht. Langbein 2, 282.
Rēīchs- [1]: namentl. des deutſchen Reichs.
Schāren-: ſehr großes Heer. Kl. M. 15, 3; 19, 245,
gewöhnl. Heerſcharen. Schlángen-: Frech witzelte
das Sch. der Spötter. Sch. 21a, vgl. Raben-H.
Sónnen-: eine große Menge von Sonnen: Ihr S–e
flammt zu ſeinem Ruhm. Kl. Stérnen-: Es durch-
blinkt das St. | dein Geſtirn. V. H. 1, 40; Chamiſſo 6, 271.
Vȫgel-: Ich herrſche übers Wild und V. G. 7, 187.
Vólks-: 1) eine große Volksmaſſe. 2) [1] ein
Heer, das aus dem Volke ſelbſt, nicht aus Söldnern
beſteht. Vōr-: die vorn im Heer ſtehende Truppen-
menge, Vorder-Heer, -Getümmel: Da zeigte vorn im V.
Jlion’s | Held Paris ſich. B. 151a. Vórder-: Vor-
H.: Sobald ihn ſah der göttliche Held Alexandros | ſchim-
mern im V. V. Il. 3, 31. Wáld- [3]. u. ä. m.