Faksimile 0720 | Seite 712
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hausen
IV. Hāūsen: 1) tr., Einem eine Wohnung geben (veralt.):
Niemand h., hofen noch fürschieben. Berlichingen 263; 257; H., höfen etc. Luther 1, 461a; So viele Liebesgötter | vermag ich nicht zu h. Stolberg 158; Daß Niemand in Frankreich übler gehaust wäre als Gott .. Wir Franzosen h. und herbergen Gott in unsern Herzen und nicht zwischen vier Mauern. Weidner 348 etc. 2) intr. (haben):
a) wo sein Haus, seinen Wohnsitz, seinen Aufenthalt haben, von Pers. und personif. Ggst.: Jer. 49, 18; 33; Jes. 32, 16 etc.; In diesen Mauern hauset der Verrath. Chamisso 4, 129; Hier hauset noch das Glück. G. 1, 92; Vom Grafen . ., der hier in dem Schlosse gehauset. 156; Wildes Gethier hauste und horstete in den Wäldern. Hebel 3, 250; Hoch im Äther h. Schwäne nicht. Platen 2, 16; Daß in dieser großen | Stadt nur wenige Muselmänner h. 4, 257; So kann ich hier nicht ferner h., | mein Freund kannst du nicht weiter sein. Sch. 57b; Wer und woher der Männer? wo hausest du? [wo ist deine Heimath]. V. Od. 1, 171; Als ob ich in einem ohne Masten und Steuerruder auf einem unruhigen Meere herumtreibenden Schiff hausete. W. 23, 226 etc.
b) haushalten, eine Wirthschaft haben oder führen: Mit dir möcht’ ich nicht h. [als Frau]. Auerbach D. 1, 40; Mit Vielem lässt sich schmausen, | mit Wenig lässt sich h. G. 8, 20; Dann und dann hat er zu husen angefangen. Gotthelf G. 30; Einem alten Mann, der mit einer sehr hübschen Tochter hauste. Hackländer SoldKr. 128; Hebel 3, 154; Daß hier .. Barone hausten und Hof hielten. Kohl A. 1, 149; Mancher hauset, als habe er sein Gut gefunden. Schottel 1125a; Ließ sie damit als ihrem Eigenthum h. Schubart 1, VI etc.
c) (s. b) häuslich zusammenleben: Sonst gute Nacht Friede und H.! Gotthelf U. 2, 203.
d) (s. b) haushälterisch leben, sparen: Waswill ich h. und sparen, während auf der andern Seite fortgegeben wird. G. 31; U. 2, 40; Reithard 223 etc.
e) (s. b) wie wirthschaften, haushalten etc. = mit Etwas schalten, umstehn, sein Wesen oder Unwesen treiben; rumoren, toben (s. mhd. hiuzen) etc.: Welch ein Kernteufel scheint in ihm zuh.! Chamisso 5, 134; 226; Hättet ihr den Fuchs gesehen | auf der flachen Schüssel h. [schmausend]. G. 2, 211; „Ich bin recht übel daran.“ Noch nicht so übel wie die Provinzen, wo seines Gleichen gehaust haben. 10, 150; Das Heidenvolk .. haust [s. a] in seiner eignen Hölle. 12, 66; Der gereizte Feind .. hauste heidnisch mit den Leuten. Hebel 3, 333; Das Ew. etc. das Gebiet eines Unerforschlichen und Unbegreiflichen ungefähr eben dahin verlegen, wo wir [Philosophen] h. [a]. Hegel (G. 40, 48); Dürfen | in seiner Schöpfung Könige so h.? Sch. 301b; 363b; Die bösen Blattern haben so übel an seinem Körper gehauset. Voigts H. 113 etc.
f) (s. a und e) mit ,,in“ und Accus.: Damals haben sie auch ihren Fuß über den Walensee gesetzt und in die bessere Gelegenheit [Gegend] gehauset [als Wohnsitz sich begeben]. Stumpf 643a etc.; Wie er zu Pferde in die Welt hinein hauset [tobend jagt] und wüthet. G. 34, 281 etc. 3) dazu: Hauser(in), Haushälterin. Auerbach D. 1, 168; Spindler St. 1, 144 etc. Hausung, Wohnung: Seine Hausung besucht. Schaidenreißer 9a; 11b; 66b etc., übertr.: Zu riechen was Schweinernes, zu essen von der Hausung, wo euer Prophet der Nazarener hineinbannte den Teufel. V. Sh. 2, 22 (vgl. Matth. 8, 30 ff.). Schiff.: Häusung (Verzënung) des Schiffs, der über dem Rahholz befindliche Theil.
Zsstzg. z. B.: Áb-: von dem Hause weg müssen, Einen daraus wegbringen (vgl. abmeiern etc. und Aus-h.): Ein abgehauster Kerl. Auerbach Leb. 1, 269.
Āūs-: ab-h., mit der Wirthschaft, mit Hab und Gut zu Ende sein, auf die Neige gehn: Heute vernehme ich, er sei am A. und glaubte ich, Der sei ein hordenreicher Mann. Gotthelf Sch. 348; U. 2, 19; Eine halb ausgehausete Familie. Zschokke N. 3, 140 etc.
Be-:
1) beherbergen: Keinen Fremden 24 Stunden zu b. L. 1, 529; Ein Pflegehaus . ., welches auch wohl ein viertehalbhundert Personen verpflegt und behaust. Niebuhr Nachgel. 129; O Haus, das eng b–de! [Grab]. Rückert Mak. 2, 246; Vielleicht wird nie so froh uns mehr dies Haus b. Rost. 49a etc.
2) einen Ort als Wohnung einnehmen, dort hausen: Ein Schneider .. behauste den Krempenstein. Platen 1, 136; Sich b., sich häuslich niederlassen, intr.: Zu Syrakusen | thät er etlich Monat b. Waldis Es. 2, 30. Dazu: Behaust, häuslich ansässig etc.: Zu Wasser und zu Lande | gleich wohl behauste Frau [Gans]. Blumauer 1, 131; Bin ich der Flüchtling nicht? Der Unbehauste? G. 11, 146; Der Port der unbehausten Hausierer [Bettler]. Rückert Mak. 2, 27 etc. Behausung, Wohnung. Jes. 34, 13; In des Aīs dunkle Behausung. G. 5, 101; Aus des Meeres Purpurbehausung. ebd.; In den kalten | Behausungen des Grabes. Sch. 21a. Eīn-:
1) intr. (sein): einziehn in eine Wohnung. Gotthelf U. 2, 8.
2) refl.: Sich in ein Haus e. Gotthelf 5, 164, = 1. Dabei hauste sich Seydelmann immer mehr in sich ein, er floh die Gesellschaft. Rötscher Seyd. 80, vgl. Einhäuseln. 3) intr. (haben), wirthschaftend einschustern (s. d.). Er- [2d]: tr., durch sparsames Wirthschaften erwerben, ersparen. Auerbach D. 378; Gotthelf G. 42; Hebel 3, 180; Knebel 3, 117 etc. Umhêr- [2e und f]: intr. (haben und sein), umherwirthschaften, rumoren: Welche Geister von einem Ende des Reiches bis ans andere u. Kapper Chr. 1, 224. Ver-:
1) tr., sein Vermögen verwirthschaften etc.
2) intr. (haben und sein), die Behausung verändern: Daß der Menschen Seelen in die Thier und das Vieh verrucken und v. Fischart B. 120a U. ä. m.