Hase
Hāse, m., –n; –n; Häschen, lein; –n-:
1) Nebel, nur in der Fügung: Der H. brauet (s. Brauen 1), z. B.: Im Wald und Erlenthal, | wo der H. brauet. 3, 104 etc., vgl. Haarig 2 und Haarrauch, — auch umgedeutet auf das Thier (2), wie es dann auch heißt: Der Fuchs (s. d. 1) braut. — 2) ein dem Kaninchen ähnliches Nagethier mit sehr langen Ohren, behaarten Sohlen, längern Hinter- als Vorderbeinen, ein possierliches, sehr geschwindes und scheues, sich stark vermehrendes, den Pflanzen sehr schädliches, zur niedern Jagd gehöriges, eßbares Thier, Lepus, mit mehrern Arten, z. B.: Der sogenannte veränderliche oder weiße H. Th. 200. — H. gilt von beiden Geschlechtern, oft auch vom Männchen (s. Ramler): Has’ und Häsin. 4, 138 etc. — Im Reineke Fuchs etc. heißt der H. Lampe. 5, 195 etc.; Stellt Lampe sich auf seine Hinterläufe. Ven. 46, im Urtert poor Vat (Walter), wie deutsch auch Hänsel 2, 58, und Märten 22, 99 etc. — Der H. murxt, quäkt oder quiekt, räzt (vgl. reizen). — Weidm.: Balg, Haare oder Wolle, Läuf(t)e, Löffel, Sprünge des H–n; Der H. fährt oder rückt gen Feld, gen Holz, sitzt oder drückt sich im Lager, thut einen Wiedergang, Absprung, wird ge- oder behetzt, springt übers Zeug etc., wird von den Hunden gerahmt, von ihnen gefangen oder gegriffen, wird erwürgt oder genickt, wird ausgeworfen und gestreift; Der H. wird in Garnen (Netzen) gefangen, aufs Reizen geschossen; Der H. rammelt (s. Rammler), setzt (s. Satz-H.); Der H. macht Männchen, setzt sich auf die Sprünge (Hinterfüße), reckt den Kopf hoch und putzt ihn mit den Vorderläufen etc., macht einen Kegel (s. d. 1). — In den Küchen wird der H. gebeizt, gespickt, gebraten etc. — Sprchw.: H. oder Fuchs (s. d. 1). — Giebt Gott s Hasel, giebt er auch’s Grasel. Lammf. 1, 190 etc., vgl.: Giebt Gott Kinder, giebt er auch Rinder — sorgt für deren Nahrung. — So auch von Pers.: Zumal er selbst kein heuriges Häslein mehr ist [kein junger Bursche]. 8, 224; Wo das Häslein geheckt ist, da ist es gern. rhD. 2, 144 etc.; Jch gehöre nicht zu dem H–n-Geschlechte, das nirgends am liebsten ist, als wo es geheckt ward. A. 2, 220 etc. — Wie einem unerfahrnen Jäger, der nicht weiß, wo die H–n liegen, ob drinnen oder draußen, ob im Dickicht oder an den Rändern, der daherganze Tage sucht und keinen H–n findet. Sch. 183; Aber der H. lag da nicht [Das war’snicht, was sie wollten ꝛc:], die Fürsten suchten auf ’was anders die Muscheln. B. 42b; Merken, wo der H. liegt. Br. 2, 96; Da steckt der H. H. 2, 1, 52; Ich spiele ja hier förmlich Blindekuh; soll ich denn gar nicht sehen, wie der H. läuft. Lammf. 1, 312; Nobl. 1, 185; Sonn. 176; Wer weiß, wie der H. läuft, sagte Jener, und legte das Garn auf dem Dach aus, s. Dach-H. — So auch: Wissen, begreifen, wo der H. im Pfeffer liegt. 1, 377; Sch. 30; Da liegt, steckt der H. im Pfeffer. 1, 175; 182a etc.; Zu entdecken, wo ihnen der H. abermals aus dem Pfeffer läuft. 2, 170 etc., wo man nicht mit an das Gewürz beim Hasenschwarz zu denken haben wird, sondern an das Pfefferkraut (Lepidium) oder dergl. — Viel Hunde sind des H–n Tod. — Augen und Ohren offen halten wie ein H. M. 2, 246. — (Stand) halten, bei seinem Wort halten, wie der H. bei der Trommel, d. h. nicht, vgl. Aushasen. — Muth (s. Hasen-Herz, -Panier, -Pfad), Gedächtnis (s. Hasenkopf) haben wie ein H., d. h. sehr wenig. — Sie ließen einen H–n nach dem andern laufen (das war unsre sprichwörtliche Redensart, wenn ein Gespräch sollte unterbrochen und auf einen andern Gegenstand gelenkt werden). 20, 192, vgl. Wechsel-H. — Um Klotzen, wie den H–n im Lager anzugreifen. 13, 225); Das Wunderbare duckt oft, wie der H., an Stellen auf, wo man es am wenigsten vermuthet. NKr. 4, 160; Wühlt .. durch- einander, wie die zwölf H–n im Holsteinschen Sprichworte, die sich abarbeiten, nur auf elf Stühlen zu sitzen. JP. 85; Lief wie ein gesprengter H. im Zickzack herum. 8, 385 etc. — 3) (s. 2) von einem Kaninchen: Unserm Häschen wird so heiß etc. 132. — 4) ein Sternbild am südlichen Himmel. — 5) übertr. auf Menschen:
a) Feigling, Hasenherz (s. d.): Manchem H–n| ..Kourage zugeblasen. 2, 120; B. 2, 194; A. 1, 37; 108b; Jch bin kein Has, doch überläuft mich’s kalt. Osts. 1, 86; Dem H–en | von Bräutigam. 20, 104 etc., vgl.: Die Löwen .. werden .. zu H–n, | sie fliehn. 11, 68 etc. —
b) possierlicher, spaßhafter Mensch, oft auch: Geck, Laffe, Großsprecher etc., zuw.: Dummkopf, vgl. Haselant, Hasen- Fett, -Fuß, -Kopf, -Schrot: Hans H.; Der Geck .. Mich wider den jungen H–n vertheidigt. 3, 310; Von jedem Schulfuchs, jedem H–n | kunstrichterlich sich meistern lassen. 26a (s. Bücher-H.); 2, 194; Wohin der H. | sein Herzchen trug, | da schlug | man vor der Nase | die Thür’ ihm zu. 11, 64; 68; Schulmeister in phantastischen Kleidern . . . Diesen H–n. 2, 37 etc., s. Kraft-H. — 6) (veralt.) Der gespickte H., ein Torturwerkzeug.
Anm. Ahd. haso, mhd. hase, engl. hare (vgl. Harro), viell. das „haarige“ Thier (s. 1, u. z. B.: Der Has ist ganz härig. 221, vgl. Hasel), nach Andern aus skr. gaga, H., Springer, von cac, springen.
Zsstzg. namentl. zur Bezeichnung der Arten des Thiers, ohne weitre Angabe des gemeinen H–n, Lepus timidus, nach dem Aufenthalt, z. B.: Äfter-: Meerschwein, Cavia, auch Art Murmelthier, Arctomys monax. —
Alpen-: L. alpinus, Heu-, Stein-H.: Der A., oft auch Schnee-H. genannt. Tschudi Th. 355. —
Bách-: eine Art Zugemüse. Krünitz 3, 327. —
Bēīn-: Bön-H.: Stümpler und B–n. Döbel 3, 106a; Spate. —
Béll-: Erd-H. 1. —
Bérg-: Unsere B–n sind größer als die Feld-H–n, bilden jedoch keine eigene Art. Tschudi Th. 199. —
Bȫn-: (plattd. = Boden-H.) Katze (s. Frommann 3, 499) und dann namentl.: B–n heißen im Spott Handwerker, die ohne Vollmacht der Gilde heimlich in obern Kammern arbeiten und von den Amtsmeistern gejagt werden. V. 2, 209, vgl.: Das Ausfallen aus den Städten gegen die Pfuscher oder sogenanntes B–n-Jagen. Mecklenb. Erbvergl. § 275; Pfuscher oder B. Tieck NKr. 4, 159; 65 etc., vgl. Dach-H. 2; Sand-H. 3; Frisch 1, 119b u. L. 11, 246; verhochdeutscht und umgedeutet: Bühn-, Bein-H. —
Brūch-: Sumpf-H. — Būcher- [5b]: verächtliche Bezeichnung eines Gelehrten. Rachel 4, 231, vgl. Bücherwurm. —
Búsch-: Holz-, Wald-H. —
Dách-:
1) scherzh. Katze: Es war ein D., den Sie verspeisten. Mensch. 1, 102. —
2) (mundartl.) pfuschender Zimmermann, auch Zaun-H. — Eīch-:
1) mundartl. Eichhorn (s. d.). —
2) E., Wild-H., ein eßbarer Schwamm, s. Habicht 2. — Eīs-: I. glacialis: Der E. Grönlands. Th. 360. — Erd-:
1) L. pusillus, Bell-, Zwerg-H. —
2) Dipus jaculus, Spring-H., fliegender Hase: Das kleine Erdhäschen, das die Russen Ssuslik nennen [cycЬ bez. wohl eigentlich die Zieselmaus]. Südr. 1, 14. — Féld-: Die Holzhasen gemeiniglich stärker als die F–n. 1, 30a, vgl. Berg-H. — Grúnd-: Ggstz. Berg-H. — Hēū-: Alpen-H. — Hólz-: Busch-, Wald-H., s. Feld-H. — Klíppen-: Alpen-H. — Kȫnigs-: Kaninchen (s. d.). — Kráft-: verächtl. Bezeichnung eines Kraftgenie’s. 4, 139. — Kūhl-: Kaninchen (s. d.). 7, 812. — Lánd-: Feld-H. — Mä́rz-: vom ersten Satz, im März gesetzt oder geboren: Fröhlich wie die M–n. Lammf. 1, 188. — Mêêr-: See-H. — Mōōr-: Sumpf-H. — Mútter-: Häsin. — Öster-: nach dem Kinderglauben die Ostereier (s. d.) legend: Hervorguckend wie das Osterhäschen aus Blumen. gH. 2, 175. — Pfēīf-: Lagomys, s. Sand-H. — Revīēr-: Ggstz. Streif-H. — Rúpf-: der gerupft ist. 21, 91. — Sáck-: fehlerhaft gepflügte Stelle in einem Acker, Hasen- oder Saunest. — Sánd-:
1) in sandiger Gegend sich aufhaltend. Brev. 283, im Ggstz. zu Berg-H. Sch. 136. —
2) Art Pfeif-H., Lagomys ogotana. —
3) beim Kegeln, Ruf, wenn kein Kegel gefallen ist: „Alle Neun!“ oder „S.!“ M. 1, 11; 10, 168, s. Kuckuck, Geduld und Bön-H. — Sátz-: alte Häsin. — Schnēē-: Alpen- H.; Eis-H., aber auch das weiße Birkhuhn, Tetrao lagopus, s. Hasenfuß. — Sēē-:
1) ein Fisch, der zu den Bauchsaugern gehört, Cyclopterus lumpus, Lump. —
2) Art Molluske, Thetys, namentl. Aplysia, Oc. 1, 81 etc. —
3) Art versteinerte Muschel. — Sēīden-: das angorische Kaninchen. — Sétz-: Häsin. — Spríng-:
1) Erd-H. 2. —
2) eine Gattung, Pedetes. — Stēīn-: Berg-, Alpen-H. — Strēīf-: der sich in einem Revier findet, wo er nicht zu Hause ist. — Súmpf-: Moor-H., unschmackhaft. — Wáld-: Holz-H. — Wásser-: Art Meerschwein, Cavia capybara oder Mus paca. — Wéchsel-: ein andrer als der eigentlich gejagte. — Wóll-: Lagostomus. — Zāūn-: Dach-H. — Zwérg-: Erd-H. 1etc.
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