Faksimile 0694 | Seite 686
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Hanf
Hánf, m., –(e)s; 0; -:
1) eine nam. wegen des langfaserigen spinnbaren Bastes ihrer Stengel landwirthschaftlich wichtige Pflanze, Cannabis sativa: Der H. wird gerauft, gerottet, gebrecht (gebrakt), geschwungen, gehechelt, gesponnen; Verkehrter Weise nennt man den Staub-H. Fimmel [s. d., Anm.] und den Samen-H. Mäsch. Oken 3, 1553; Du kannst mehr als H. spinnen; du hast einen Faden gedreht, diesen Paradiesvogel zu fesseln. G. 9, 37; Der H. ist dies Jahr wohl gerathen, daß ein Strick zum Henken nicht Viel kostet. Hebel 3, 65 (s. Hanfbraut und vgl.: Sonst setzt es Hanfaale ohne Butter, aber aus Pfeffer und Salz. Hausbl. (58) 2, 86 = Prügel mit dem Tau); Den Pedanten, der im Schlosse so recht im H. saß. OMüller Med. 1, 132, vgl.: War es dem Sepper so wohl wie einem Vogel im Hanfsamen (s. 3). Auerbach D. 108 und s.: In der Wolle sitzen; Ohne das Französische wird man sich schwerlich aus dem H. [aus der Verwirrung] finden. L. 7, 126.
2) (s. 1) der bis aufs Spinnen zubereitete Bast der Hanfpflanze, nach den versch. Sorten: Ausschuß-, Bast- oder Paß-, Rein-, Halbrein-, Schnecken- oder Schnucken-, Schnitt-, Spinn-, Strähn-H. etc., vgl. Reinband und Schucken.
3) (s. 1) der Samen der Hanfpflanze, Hanfsamen: Daß das Entzücken an der Natur bei diesen jungen und alten Hänflingen [lyrischen Dichtern] nicht von dem freien Felde herstammt, sondern aus einem messingenen Drahtbauer, wo sie zwar auch H. essen, ihn aber schon gequetscht erhalten. Gutzkow Bl. 1, 180.
4) Name einiger andrer Pflanzen mit hanfähnlichem Bast und dieser Bast, z. B.: Aloe-H., Agave americana; Pite-H. in Peru etc.
Anm. H. entspricht nach der Lautverschiebung dem aus dem Orient entlehnten gr., lat. cannabis, vgl. Kannevas. Die Mz. H–e, z.B. Oken 3, 1552 für die versch. Hanf-Arten.
Zsstzg. s. [2]; [4] und Fimmel, Anm.