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Halde
Hálde, f.; –n; –n-: 1) geneigte, abſchüſſige Seite
eines Berges, Abhang, Berghang; dann auch: Hügel;
Sanft und in verlorenen H–n ſenkt es ſich. Fallmerayer Or. 2, 7;
Keine Ziege weidet an dieſer H. Hebel 3, 359; Raſteten wir
auf einer ſonnigen H. Immermann M. 2, 137; Steingetrüm-
mer, das ſich in mehr oder weniger ſchwach geneigten H–n
an die ſchroffen Felswände der Seiten anlegte. Kohl A. 1,
228; Du zeigſt an ſchatt’ger H. | mir den beſchilften See.
Uhland 359 ꝛc. 2) nam. im Bergb.: Hügel aus
Schutt, Schlacken, tauber Erde ꝛc.: H–n ſtürzen, ein-
ebnen, ausklauben [das noch darin befindliche Erz] oder
auskleinen; Einen auf die H. ſetzen, dahin, wo kein Erz
mehr zu gewinnen iſt, z. B. ihm das Recht an einem
Gange gerichtlich abſprechen, aber auch: ihn um
ſeinen Antheil betrügen; Auf einer verlaſſenen H. Thon-
ſchieferplatten .. zu finden. G. 27, 309; Ging noch auf die
H–n, unterſuchte die daſelbſt befindlichen Gangarten. 40,
205; Die Haufen von Steinen .., auf denen bretterne Hüt-
ten ſtanden .. Auf einem ſolchen Haufen, den man H. nennt.
Novalis 1, 58; In H–en gleich dem Alaunerz aufgeſchüttet
und angezündet. Pückler Verſt. 1, 149 ꝛc.
Anm. H., Halte (z. B. Hebel 3, 153 ff.), Halle
(z. B.: Gute Gräuplein aus einer großen Halle aushalten
und ſammeln. Wackernagel 3, 1, 431 Z. 13; Die römiſche
Hall kleinen, pochen, durchlaſſen und ſchmelzen. Mattheſius
Luth. 202a), ahd. halda, mhd. halde, zur Bez. des Ge-
neigten, vgl. im übertr. Sinn vom ſelben Stamm hold =
geneigt, ferner: Um die Veſperzeit, da ſich die Sonne faſt
haldet. Etterlin (ſ. Stalder) und dazu als Faktitiv: Häl-
den (plattd. hellen), aufhälden, ſchief ſtellen, z. B. ein
Faß. Dazu ferner: Aushalden, bergm. das Erz aus der
Halde klauben; Umhalden, durch Beſetzung der Halden
oder Hügel umzingeln ꝛc. Ferner: Der Boden hebt ſich bei-
nahe dicht vor der Bergmauer haldig. Fallmerayer Or. 1, 78;
Eine waldige Berghalde oder ein haldiger Bergwald.
Keller gH. 2, 23, ſo: Abhäldig, abſchüſſig. Hebel 2, 275;
Aufhäldig, ſteil ꝛc., ſ. Benecke, Brem. Wörterb., Friſch,
Graff, Schm., Stalder. Vgl. Hallig und Halt; Helling 2.
Zſſtzg. z. B.: Die Alaun-H–n [2] anzünden. Auf
der grünen Berg-H. [1]. Fallmerayer Or. 2, 3; Die Berg-
H–n [2] kündigen ſich von ferne an. G. 40, 205. Erz-
H. [2]. Felſen-H. [1; 2]. Zwiſchen ſchroffen Fels-
wänden und Geröll-H–n. Körner Sch. 4, 49. Reit-H.,
Reut-H. [2]: von den Überbleibſeln der Seifenwerke,
vgl. Reitern, Reuten, Reutgabel. Salpeter-H–n [2].
Schlacken-H–n [2]. G. 27, 293. Kam er bis unten
an die Schloß-H. Peſtalozzi 1, 221 (der ſteile Weg vom
Schloß herunter). Schutt-H. iſt für jede an eine Berg-
wand ſich anlehnende Anhäufung von Felsſtücken der gewöhn-
lichſte Ausdruck. Kohl A. 3, 279; Tſchudi Th. 16. See-
H–n, Name mehrerer Waſſerpflanzen, auch Seeholden
(vielleicht aus dieſem Namen verderbt). Stollen-H. [2]:
wo das Erz vor einem Stollen aufgeſchüttet wird.
Auf den kegelförmig ſich ausebnenden Abhängen jener Trüm-
mer-H–n. Kohl A. 3, 289. Seine rebengrünen Uferhalten.
König Leb. 2, 67 u. ä. m.