Faksimile 0664 | Seite 656
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Hagel
Hāgel, m., –s; uv.; -: 1) maſſenweis aus der
Atmoſphäre herabfallende Eiskörner, vgl. Hagel-Korn,
-Stein, Schloſſe, Graupe: Ich will einen ſehr großea H.
regnen laſſen. 2. Moſ. 9, 18; Der H. ſchlug Alles, was auf
dem Felde war. 25; Wir fanden genug ſolches H–s, den
man nicht mit zwei Händen umſpannt hätte. G. 29, 7; Un-
erwartet wie ein H. vom Himmel .. hineingeplumpſt. Gotthelf
U. 2, 341; Der H. brauſt herab und ſchlägt der Erde Saat.
Rückert Roſt. 87b; Aus des H–s unendlichen Schloſſen | aus
den Wolkenbrüchen zuſammengefloſſen. Sch. 491b; Dicht-
ſchmetternd umklirrt der entſetzliche H. die Dächer. V. Georg.
1, 449; Um die Ohren wie H. | ſauſet es. Gd. 2, 130 ꝛc.
2) Etwas hageldicht (ſ. d.) Niederſchmetterndes ꝛc.:
Unter dem H. der geſchleuderten Steine begraben. Sch. 873b;
Überſchüttete ſie mit einem H. der ſeltſamſten Ausdrücke
[Schimpfwörter]. Höfer V. 217 ꝛc. So auch Zſſtzg.:
Der Kugel-H. bringt Verwirrung in ihre Reihen. Stahr Rep.
1, 251; Der Pfeil-H. klirrte. Geibel Jun. 344 ꝛc. Nam.
heißen in der Geſchützkunſt H.: geſchrotetes oder zer-
hauenes Eiſen, Kugelſtücke oder Kugeln ꝛc., die maſſen-
weiſe aus Mörſern, Haubitzen ꝛc. geſchoſſen werden.
So: Granaten-, Kartätſchen-, Korb-, Nagel-, Trauben-H. ꝛc.
Ahnlich auch (weidm.) das aus Büchſen geſchoßne
Schrot (ſ. d.): Die großen zu H. verwendeten Bolzen der
.. Auerhahnbüchſen. Rommel (Bülau Geh. Geſch. 7, 266),
vgl.: Pulverhorn und Hagelbeutel. Forſter R. 1, 283; Fla-
ſchen mit Schrot oder H. ausſpülen. Zſſtzg. nach den zu
ſchießenden Thieren, z. B.: Enten-, Fuchs-, Haſen-, Reh-,
Vogel-, Wolfs-H. oder -Schrot, vgl. Dunſt und Hagel-
ſchrot. 3) nach der Ahnlichkeit (1): eine Art Gerſten-
korn am Auge. 4) nach Ahnlichk. mit 1: das den
Dotter mit dem Eiweiß verbindende Schwebeband, der
ſogenannte Hahnentritt, Eier-H. 5) (ſ. 1) ähnlich
wie Blitz (ſ. d. 2c), Donner, Wetter ꝛc. in Flüchen,
Ausrufen der Verwundrung ꝛc.: Hu, Donner, H., Mord
und Gift! B. 288b; Blitz H.! Das war mein Henkerſchmaus.
Chamiſo 3, 221; 6, 276; Alle H., wie fegt er ſie! Claudius
1, 12; Blitz, Donner und H.! ſeid ſtill! Sch. 113b; H. und
Wetter! ebd.; Daß dich alle H.! 183a; All der H.! welche
Sprünge | that mein Lieutnant. V. 2, 55; 15 ꝛc. So
auch zuw., nam. in der Volksſpr., wie Blitz, als Bſtw.
in Zſſtzg.: Blau Blitz, was wärſt du für ein Hagel-Weib
[böſes, verfluchtes Weib] geworden! Gotthelf U. 2, 367;
Ihr Hagels-Gränne! 230, vgl.: Verhagelt und daher
elliptiſch: So ruhen die Hagle [verfluchten Kerle] Gott
verzeih mir meine Sünde! nicht, bis ſie es haben. 134;
Der Müller ... Die Haglen netzten manchmal das Mehl,
daß ꝛc. 57; vgl.: Potz Hegel! G. 318; Stalder 2, 30;
10, wo freilich das Scheltwort: Du H.!; Das Hagelvolk
(Lumpengeſindel, Kanaille) zu anderm Stamm gezogen
wird. Dazu gehört vielleicht auch die unwillige Bez.
der großen Maſſe, des Pöbels als: Jan H. ꝛc., z. B.:
So ſtand .. das Volk. | Hans H. ſonſt genannt, | -. mit
offnen Mäulern, Blumauer 2, 90; Da gafft auf beiden Sei-
ten | Jan H. B. 23a; Ein Brocken für den äſthetiſch kritiſchen
Johann H. 193a; Der rohe Plebs, der Jan H. Heine Verm.
1, 49; NGd. 254; Herr Johannes H. will ſich auch ’mal
als Schriftſteller zeigen. Reiſ. 1, 211; L. 13, 447; Den
Jan H. des Städtchens ſcharenweiſe um ihn verſammelt. Sch.
712a; Hans H. glaubt, man ſei da nur | zum Beten und
zum Singen. V. 3, 94; Br. 1, 305 ꝛc. Vgl. auch Hahn-
rei, Anm. und Hahn 7.
Anm. Ahd. hagal, mhd. hagel in Bed. 1 und übertr.
= Verderben, wie noch Agricola Sprchw. 739: Einer iſt des
Andern H. worden. Abſtammung unſicher. Gr. oλáα
hat die Bedd. 1, 3 und 4. Mz. ſelten.
Zſſtzg. ſ. 2; 4, ferner: Garten-H., ſ. Gartenhag.