Hafer
Hāfer, m., –s; uv.; Häferchen, lein; -:
eine Grasart, Avena, die lange spitze Körner in einzelnstehenden Rispen trägt und diese Körner selbst, — mit vielen Arten, z. B. der wilde oder taube H., A. fatua etc., nam. aber der als Getreide angebauete Futter-H., A. sativa, dessen Körner bes. zu Pferdefutter dienen, — das sogen. „weiche Korn oder Getreide“ im Ggstz. des Hartkorns (s. d.) — und wovon es ebenfalls eine Menge Arten giebt (s. Zsstzg.): H. säen, schneiden, dreschen; Eine Metze H.; Den H. sägen, ihn beim Messer durch Hin- und Herbewegen des Streichholzes locker abstreichen; Müchzender, muffiger H. etc. — Sprchw.: Das Pferd, das den H. verdient, bekommt ihn nicht; Einen sticht der H., von einem Ubermüthigen, zhergenommen von einem durch zu reichliches Futter übermüthigen Pferde, s. Kitzel, Haferkitzel; Es ist gut H. säen, von plötzlich eintretender Stille (vgl. Engel), weil beim Hafersäen es windstill sein muß; Er meinte, daß sein Sohn seinen wilden H. noch lange nicht gesäet [seine Wildheit nicht ausgetobt, sich die tollen Hörner nicht abgelaufen] und sehr übel thue, überhaupt zu heirathen. Kepl. 1, 26 etc.
Anm. Ahd. habaro, mhd. habere (vgl. lat. avena). Neben der häufigeren Form H. (z. B. 23, 133; 343; 20, 246 etc.) auch nicht selten (vgl. Hufe und Hube etc.) Haber, 67a; 20, 239; G. 334; 3, 215; 238; F. 2, 551; 4, 54; Georg. 1, 77; 154; Hor. 2, 182; 11, 72 etc. — S. Haberrohr. — Vgl.: Mein Häberlein. 370 v. 60; Mein Häferchen. v. 70 etc. — Mundartl., veralt. auch: An Heu und Habern. 9, 237; Korn, Gersten, Habern. 6, 134b etc., und als Ew.: Mit gutem wohlgebachnen habern Brot. Th. 10 etc.
Zsstzg. vielfach z. B. zur Bez. verschiedner (nam. grundherrlicher) Abgaben, die in Hafer geleistet werden oder ursprünglich wurden, z. B.: Er bezog den Rauch-H. [s. und vgl. Rauchhuhn etc.], Hühner-H., Weg- H. und wie alle die grundherrlichen Abgaben heißen. Auerbach D. 1, 57; Wieviel Zinsroggen und Schloß-H. du geben musst. Immermann M. 1, 260. So ferner z. B. (vgl. die Zsstzg. von Geld, Huhn etc.): Bann-, Forst-, Haupt- (s. Haupt 9), Hunde-, Jagd-, Kreuz-, Leib-, Mast-, Nachtfeld-, Spring- (für den beschälenden oder bespringenden Hengst), Vogt-H. etc. — Ferner außer Augen-H., Gerstenkorn (s. d.) am Auge, nam. zur Bez. der versch. Hafer-Arten und ähnl. Pflanzen, wobei die nicht näher bezeichneten Abarten (zuw. schwankende) des gewöhnlichen Hafers A. sativa sind: Augúst-: frühreife Art. —
Báck-: zum Brotbacken geeignete Art. —
Bārt-: Art rauher Hafer mit kleinen, grauen, spitzen Körnern; aber auch = Flug-H. —
Bēh-: Flug-H. —
Bérg-: A. versicolor. —
Bránd-: brandiger, vom Brand verdorbner Hafer. —
Brúch-: Flug-H. —
Díppel-: ein nam. unter dem Hafer wachsendes, Schwindel und Betäubung erregendes Unkraut, Lolch, Lolium tremulentum, auch Schwindel-, Tob-H. genannt: Raden, Ruß, am meisten aber | Schwindelhaber, Dippelhaber. Uhland 123, s. Döbel 3. —
Eīchel-: Art glatter, schwarzer Hafer, A. strigosa. —
Fāhnen-: Art dreikörniger Hafer. —
Féld-: A. pratensis. —
Flūg-: A. fatua, ein Unkraut, dessen Samen im Wind umherfliegt. —
Fürst(en)-: Lolium perenne, vgl. Dippel-H. —
Fútter-: A. sativa. — Gāūch-- Flug-H. —
Glátt-: A. elatior. —
Góld-: A. flavescens. —
Grāū-: mit kurzen, dicken Körnern, ein graues Mehl gebend. —
Grütz-: Art nackter Hafer, A. nuda, die beste Hafergrütze liefernd. —
Knóll(en)-: Glatt-H. —
Mǟūse-:
1) Flug-H. —
2) Trespe. — Mórgen-. — Nādel-: Stipa juncea. — Pfúnd-: schwerwiegende Art. — Púrr-: Bart-H. — Rāūch-: Bart-H.; auch Art Abgabe, s. o. — Rōth-: Fürsten-H. — Sánd-: Bart-H.; auch = Strand-H. — Schwánz-: Wind- H. — Schwárz-: Bart-H. — Schwíndel-: Dippel-H. — Sílber-: A. sesquitertia. — Sómmer-: vgl. Sommergerste etc. — Spítz-: Eichel-H. — Stránd-: Strandgras, Elymus arenarius. — Stúmpf-: mit kurzen, dicken Körnern. — Tāūb-: Mäuse-H. 1 und 2. — Tóll-: Dippel-H. — Wásser-: Zizania aquatica. — Wēīß-: mit längern Körnern und weißres Mehl liefernd als der Grau-H. — Wīēsen-: Feld-H.; Glatt-H. — Wíld-, Wínd-: Flug-H. — Wínter-: Ggstz. Sommer- H., s. Wintergerste — u. ä. m.
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