Faksimile 0661 | Seite 653
Faksimile 0661 | Seite 653
hacken Um-Hacken
Hácken: 1) intr. (haben):
haften, fest kleben; sitzen, hangen bleiben (meist mundartl.): Die Blätter in dem neugebundnen Buch h. noch an einander, zusammen; Was bloß mit Wasser angeklebt wird, hackt nicht; Da h. wir, sitzen wir fest, können nicht von der Stelle etc. (s. Haken II. 1). 2) tr. und intr. (haben): ein scharfes Werkzeug in Etwas hacken (1) machen und dadurch Löcher hineinbringen oder es auch zerkleinern, z. B.:
a) von Raubvögeln etc.: mit dem Schnabel picken, den Schnabel oder die Klauen in Etwas einschlagen: Da geht’s an ein Picken, | an ein Schlürfen, an ein H. G. 2, 70; Der Specht hackt im Baume. Gutzkow R. 6, 364; H. und beißen sich selbst drüber wie die tollen Säu untereinander. Luther 5, 297a; Es soll kein Bein zurück nach Rom und sagen, | wie hier die Krähn sie hackten. Tieck Cymb. 5, 3; Zween Geier .. hackten die Leber, | unter das Fleisch eindringend. V. Od. 11, 578; Sie h. Alle auf ihn, wie die Krähe auf die Eule; Einem nach den Augen h. etc. Auch mit Angabe der Wirkung: Einem die Leber in Stücke, entzwei, die Augen aus dem Kopf (sie aus-) h. etc.
b) mit schneidendem Werkzeug h.: Mit dem Messer sich in den Finger h. [hauen]; Stürzt hinein! Der Säbel hacke, | bis sie die Gewehre strecken. Freiligrath 1, 80 etc. Oft mit Angabe der Wirkung: Was soll ich ein gutes Messer dran stumpf h.? Hebel 3, 127; Daß ihn zu Schanden .. hackte der wilde Kalmuck. V. 2, 5; Etwas entzwei, in Stücke, klein h. etc., wofür denn auch das bloße h. steht, z. B.: Holz h.; Eier, Kohl, Fleisch h.; Fleisch zu Wurst und metonym. Wurst h.; Gehacktes Fleisch oder Gehacktes [Haché]; Hacket er’s so unordig untereinander (vgl. Hack 1). Luther 8. 26b; Klötze sägen, Stöcke h. Langbein 1, 94; Er lässt Holz auf sich h., von einem übertrieben Gutmüthigen, der sich Alles gefallen lässt. Hierzu auch: Gehackter Quarz. G. 40, 244, mit Einschnitten, so daß er wie gehackt aussieht; ferner: Ein Lied h., es nicht glattweg, sondern stockend vortragen u. ä. m.
c) die Erde mit der Hacke, dem Karst bearbeiten: Die Erde im Weinberg, den Weinberg, den Kartoffelacker, die Kartoffeln h.; Den Weinberg wüste liegen lassen, daß er nicht geschnitten noch gehacket werde. Jes. 5, 6; Mit der Haue zum Kartoffel-H. Auerbach Leb. 2, 12; Wie man sie [die Erde] ritzt und hackt! G. 10, 276; Mühsam hackt mit Karsten sein Land der Bauer. V. Georg. 3, 534 etc. Auch hier zuw. mit Angabe der Wirkung: Da schaufelte, da scharrete, | da hackete, da karrete | ein Kälpchen [kleines Vorgebirge Kalpe] man zusammen. Lichtenberg 4, 388.
Anm. Hier greifen mehrere Stämme in einander über, vgl. Haften, Hangen und Hauen, ferner ahd. hakju, mhd. hecke, hacke, haue, steche, schneide, z. B.: Wann sie nur ein Gelsen oder Mucken heckt [sticht]. SClara EfA. 2, 626 u. Schm. u. Haken (s. d.), wofür sich nicht selten „Hacken“ findet.
Zsstzg. vielfach (vgl. die von Haken II.), z. B.: Áb-: Das herabfallende schwere Be haet denKopf ab, aber die Guillotine schneidet ihn ab. Lichtenberg 5, 496; Ich muß fechten . ., bis mir das Fleisch von den Knochen abgehackt ist. B. 313a; Lieber die rechte Hand hätte sie sich a. lassen, als daß sie etc. Prutz E. 3, 36.
An-:
1) [1]: Er hackt Einem an wie eine Klette.
2) [2]: Der Specht hackt den Baum an etc. Āūf-: durch Hacken öffnen, z. B.: Das Eis a.; oder lockern und in die Höhe bringen: Die Erde a., auch aufpicken: [Die Hühner] hacken die Körner | stillschwätzend auf. Zachariä Tag. 21; oder auf-, d. h. zu Ende schaffen: Die Holzhacker haben das Holz aufgehackt etc. Aūs-: Eine Krähe hackt der andern die Augen nicht aus; Die Fleischer hacken (hauen) das Fleisch aus, zum Verkauf; so auch: Er ist das A. nicht werth; Das Öhr in einer Nähnadel wird ausgehackt (durchgeschlagen); Die Faßdauben werden von einem Arbeiter, dem Aushacker, ausgehackt, aus dem Groben gehackt. Zuw. st. Auszacken, bei Damenschneidern und Schustern, wo denn auch ein eisernes Werkzeug zum Auszacken „der Aushacker“ heißt. Be-:
1) [1]: B. bleiben (s. d. 18).
2) hackend bearbeiten, z. B. das Unnütze wegschaffend: Holz, Bäume b., oder um Pflanzen die Erde mit der Hacke lockern und aufhäufen.
3) st. behaken, mit Haken versehn: Der doppelbehackte | Zahn hier am Anker. Platen 3, 19. I. Dúrch-: aus einander hacken und so theilen. II. Durch-: hackend trennen (s. I.): Mit wilder Kapriole | durchhackten sie [die Sonnenpferde] das ew’ge Eis. Geißler (Matthisson A. 9, 101). Eīn-: In die Rinde e.; Zu einem solchen Eingehackten (Frikassée). RumohrK. 73; übertr.: Einem Etwas e. = einbrocken. I.
Um-: 1) durch Hacken umwerfen:
Bäume etc. 2) umwühlend mit der Hacke bearbeiten: Berge, so man mit den Hauen pflegt umzuhacken. Jes. 7, 25. II. Um-: ringsum be-h. (s. d. 2). Unter-: durch Hacken nach unten bringen: Die abgefallenen Blätter aus dem Weinberg wegzuschaffen oder sie unterzuhacken. L. 6, 208. Ver-:
1) zer-h.: Sollt’ Einer auch darüber zu Kraut verhackt werden. FMüller F. 48; Eine Brust, die einem verhackten Brette glich [durch die Narben]. Sealsfield Leg. 1, 69 etc.
2) durch ein Verhack versperren etc., vgl. Verhauen: Indem ich allen eitlen, beunruhigenden Freuden den Paß verhacke. FHJacobi 5, 172 etc. Wég-: durch Hacken wegschaffen: Die unnützen Zweige w., fort-h. etc. Zer-: entzwei, in Stücke hacken: Da woll’n wir Alles .. in kleine Stücke z. Nicolai 1, 176; Jedes Herz zerhackt zuletzt ein Spaten. Platen 2. 138; Zween Aasgeier zerhackten .. die Leber. Wiedasch Od. 11, 578 etc. Zū-: auf Etwas zu oder los hacken. Zusámmen-:
1) [1].
2) Fleisch und Fett z., mit einander hacken, aber auch: Etwas so hacken, daß es zusammenstürzt, übern Haufen fällt. Danzel 292 etc.