Faksimile 0638 | Seite 630
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Groschen
Gróſchen, m., –s; uv.; Gröſchchen, lein, Gröſchel;
–n-: Bezeichnung einer größtentheils ſilbernen Münze,
nach Zeit und Ort von verſchiednem Werth, jetzt (ohne
Zuſatz) meiſt ½ Thaler; dagegen verkleinert Gröſchel
(ſchleſ.) = Dreier. Vgl. Zſſtzg., zuw. auch allge-
meine Bezeichnung für Geld, für eine bald größere,
bald kleinere Münze, vgl. Dreier, Thaler. Matth. 22,
19; Wer den Pfennig [das Kleine] nicht achtet, kommt
nimmer zum G. [Großen]; Vierundzwanzig G. machen auch
einen Thaler [das Kleine zu Rath gehalten, führt zum
Größern]; Seine paar G. [ſein bischen Geld]; Ein kran-
ker Mann, | der keinen G. verdienen kann. Chamiſſo 3, 256;
Für das Leben der königlichen Familie gebe ich keinen G.
[nicht das Geringſte]. Forſter B. 2, 170; An denen Allen
ein ſchöner G. [ſchönes Stück Geld] zu verdienen war.
Prutz Muſ. 1, 36; Wenn ihr um den lieben G. recenſiertet.
Sch. 109a; Silbern ſeh’ ichs heute glaſten | in dem braunen
Kupfermeer. | Seltner Schatz im Opferkaſten, | Gröſchlein,
ei wo ſtammſt du her? Schwab (46) 147; Ich zahle gern
einige G. Seume Sp. 425 ꝛc. Bergb.: Bezeichnung
eines Grads der Bauwürdigkeit, ſ. Dreier. Nam.
als Kinderw. auch Dinge von ähnlicher (ſcheibenrun-
der) Form, z. B. die Früchte des Hahnenkamms, Rhi-
nanthus crista galli ꝛc., vgl. Wieſengeld.
Anm. Mittellat. grossus, Dickmünze, im Gegenſatz der
Brakteaten oder Blechmünze, vgl. Groß, plattd. Grot, wie
z. B. in Bremen eine Münze heißt, die = ¹½ Thaler Gold
iſt, vgl. in Hamburg: Grot vlämiſch, als Rechnungs-
münze = ¼ Mark Banko, wie auch engl. groat.
Zſſtzg. vielfach, theils zur Bezeichnung der verſch.
großentheils veralteten Münzen dieſes Namens,
theils wie Geld (ſ. d.), z. B. von Abgaben ꝛc., nam.
wenn dieſelben einen G. betragen oder vielleicht ur-
ſprünglich betrugen, ſ. nam. Friſch 1, 375. Wir er-
wähnen beiſpielsweiſe: Almoſen-: der Fürſten von
Liegnitz zur Austheilung unter die Armen am guten
(oder ſtillen) Freitag, daher auch: Ein Gutfreitagsgrö-
ſchel. Muſäus M. 2, 72. Bāūer-: früher in Meißen
Abgabe an den Zinsherrn; Spitz-G. Engel-: mit
2 Engeln auf dem Wappenſchild. Muſäus M. 2, 71.
Frēītags-: ſ. Almoſen-G. Gnāden-: 1) ein
als Zeichen der Gnade von einem Höhern geſchenkter
Schau-G. 2) Bergb.: Beiſteuer aus dem gewon-
nenen Silber für arme Zechen. Góttes-: Gottes-
geld. Gúlden-: veralt. ſtatt Gulden (ſ. d.).
Hǟūſel(er)-: Abgabe der Häusler, z. B. ſtatt des
Zehnten an die Geiſtlichkeit, ſ. auch Schutzgeld.
Héck-: ſ. Heckmünze. Hórn-: frühre ſächſiſche
Münze mit 2 Hörnern im Gepräge. Hūfen-:
Hufenſteuer. Johánnis-: mit dem Bild Johan-
nis des Täufers. Jūden-: frühre ſächſiſche Münze,
deren Gepräge ein Judenkopf mit Spitzhut, Spitz-G.
Kāīſer-: ¹₀ Thaler, ſ. Silber-G. und Böhme.
Lêhen-: Laudemium, Lehengeld. Marīēn-:
Achtpfennigſtück mit dem Marienbild. Márk-:
1) mundartl. (ſchleſ.) Lehen-G. für Bauergüter.
2) Markgeld. Mēīſter-: Meiſtergeld 2.
Mīēth-: Mieths-, Handgeld: Gab ihr den M. und
nahm ſie in die Küche. Muſäus M. 2, 133. Míttel-:
frühre Rechnungsmünze im halliſchen Salzwerk, ſ.
Mittelmünze. Nēū-: ½ Thaler, Silber-G.
Ort-: viertel Groſchen, Dreier. Pāthen-: Pa-
thengeld. Schāū-: Schau-Denkmünze. Luther 8.
250a ꝛc. Schwêrt-: frühre kurſächſ. Groſchen mit
Kurſchwertern im Gepräge. Sílber-: verſchied-
nen Werths, jetzt = Neu-G., Kaiſer-G. Spérr-:
Sperrgeld. Spítz-: Juden-G. Stéch-: frü-
her Abgabe einer Wittwe bei der Wiederverheirathung.
Vȫgleins-: Das iſt ein abſchätziger Vögelesgroſchen,
der iſt nur anderthalb Kreuzer werth. Auerbach Barf. 61.
Wēīß-: ein Groſchen von Silber; in Böhmen ein
Sechspfennigſtück ꝛc. Schweinichen 3, 50 ꝛc. Zēīt-:
eine zu gewiſſer Zeit zu entrichtende Abgabe. Zíns-:
Abgabe. Matth. 17, 24, nam. auch Grundzins u. v. ä.