Faksimile 0633 | Seite 625
grell
Gréll, a.: eindringend und ſcharf (ſchneidend,
ſchreiend) in den Sinn des Gehörs oder des Geſichts
fallend: 1) von Tönen: ſchrill, durchdringend und er-
ſchütternd: G–en Schreis die Möve fliegt. Freiligrath 1,
97; Schreit unbändig g. G. 12, 226; Schallt .. g. und
ſcharf ſataniſch. 256; Die mit lebhaften und g–en Stimmen
verſchiedene artige Lieder vortrugen. 16, 107; 6, 150; Ein
g–er Pfiff. Gutzkow R. 5, 370; 4, 177; Ein g–er Trom-
petenton. Hartmann Unſt. 2, 337; Der Furien Singſang, ſo
ſchrill und g. Heine Verm. 1, 128; Lut. 2, 83; Lied. 25;
Den g–en Ton ein wenig ſanfter zu halten. L. 10, 49 ꝛc.
2) von Dem, was ſcharf ins Geſicht fällt: a) G–e
Augen ꝛc., lebhaft und munter, von funkelndem Glanz;
Ein Adlersauge .. iſt ſo g., | ſo ſchön, ſo feurig nicht. Schle-
gel Sh. 1, 122; Du ſiehſt aus den Augen ſo g., als heckteſt
du heimlich | Schalksſtreich. V. 1, 138; Der Vollmond kuckt
ſo g. | aus den krauſen Wolken. 3, 103. b) G–es Feuer,
g–er Schein ꝛc., von lebhaftem, ſtark blendendem Glanz;
Woher die Gluth, die flücht’ge, g–e, | die jener Wolke
Schwarz umfliegt? Freiligrath 1, 9; G. und glüh. Garb.
109; Der g–e Widerſchein von mehrern hundert Fackeln.
Sealsfield Leg. 1, 139; Vieler Fackeln g–er Schein. W. 12,
88 ꝛc. c) G–e Farben, übermäßig lebhaft hervortre-
tende, ſcharf von einander abſtechende, ſchreiende Far-
ben: Den Geſchmack an g–er, das ſtumpfe Auge gewaltſam
reizender Farbe. Fichte 8, 287; Bunte Kleckſe, die gegen ein-
ander losſchrieen, eine Emeute von g–en Farben. Heine Sal.
1, 47; Die g.-blauen Leiſten. Waldau N. 2, 23; Ein g–es
Tuch. 2, 141 ꝛc. 3) übertr. (ſ. nam. 2c): ſcharf
hervortretend, ſchroff: G. abſtechen. Heine Lut. 2, 46;
Sch. 729b; G. entgegenleuchten. Waldau N. 2, 185; G.
auf einander platzen. Gutzkow R. 2, 263; G–er Kontraſt,
Abſtand; In das Nachtheilige und G–e hin zeichnen. Fichte 7,
329; Sie beſchämte uns nach und nach durch ihre Geduld.
mit unſerer g–en oberdeutſchen Manier, ſie lehrte uns Scho-
nung. G. 22, 214 ꝛc. Auch: Wo dich umflackert g–er
Zorn [2b]. Rückert, vgl.: Vergrellen und Grollen.
4) Hüttenw. (wohl anderen Stamms): G–es Roh-
eiſen, das den Ubergang vom weißen zum grauen Roh-
eiſen bildet, zum Feilen, Bohren ꝛc. aber zu hart iſt.
Karmarſch 1, 606. So: Dick-, dünn-g–es Eiſen, jenachdem
es ſchwerer oder leichter in Fluß geräth.
Anm. S. Gröhlen, Grille, Groll und vgl. Benecke 1,
573b und das dort Angeführte. Das „G“ gehört wohl
nicht zum Stamm, vgl. plattd. rall-og, grelles Auge. S.
auch Krall (L. 6, 509), Schrill ꝛc.