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grell
Gréll, a.:
eindringend und scharf (schneidend, schreiend) in den Sinn des Gehörs oder des Gesichts fallend: 1) von Tönen: schrill, durchdringend und erschütternd: G–en Schreis die Möve fliegt. Freiligrath 1, 97; Schreit unbändig g. G. 12, 226; Schallt .. g. und scharf satanisch. 256; Die mit lebhaften und g–en Stimmen verschiedene artige Lieder vortrugen. 16, 107; 6, 150; Ein g–er Pfiff. Gutzkow R. 5, 370; 4, 177; Ein g–er Trompetenton. Hartmann Unst. 2, 337; Der Furien Singsang, so schrill und g. Heine Verm. 1, 128; Lut. 2, 83; Lied. 25; Den g–en Ton ein wenig sanfter zu halten. L. 10, 49 etc. 2) von Dem, was scharf ins Gesicht fällt:
a) G–e Augen etc., lebhaft und munter, von funkelndem Glanz; Ein Adlersauge .. ist so g., | so schön, so feurig nicht. Schle- gel Sh. 1, 122; Du siehst aus den Augen so g., als hecktest du heimlich | Schalksstreich. V. 1, 138; Der Vollmond kuckt so g. | aus den krausen Wolken. 3, 103.
b) G–es Feuer, g–er Schein etc., von lebhaftem, stark blendendem Glanz; Woher die Gluth, die flücht’ge, g–e, | die jener Wolke Schwarz umfliegt? Freiligrath 1, 9; G. und glüh. Garb. 109; Der g–e Widerschein von mehrern hundert Fackeln. Sealsfield Leg. 1, 139; Vieler Fackeln g–er Schein. W. 12, 88 etc.
c) G–e Farben, übermäßig lebhaft hervortretende, scharf von einander abstechende, schreiende Farben: Den Geschmack an g–er, das stumpfe Auge gewaltsam reizender Farbe. Fichte 8, 287; Bunte Kleckse, die gegen ein- ander losschrieen, eine Emeute von g–en Farben. Heine Sal. 1, 47; Die g.-blauen Leisten. Waldau N. 2, 23; Ein g–es Tuch. 2, 141 etc. 3) übertr. (s. nam. 2c): scharf hervortretend, schroff: G. abstechen. Heine Lut. 2, 46; Sch. 729b; G. entgegenleuchten. Waldau N. 2, 185; G. auf einander platzen. Gutzkow R. 2, 263; G–er Kontrast, Abstand; In das Nachtheilige und G–e hin zeichnen. Fichte 7, 329; Sie beschämte uns nach und nach durch ihre Geduld. mit unserer g–en oberdeutschen Manier, sie lehrte uns Schonung. G. 22, 214 etc. Auch: Wo dich umflackert g–er Zorn [2b]. Rückert, vgl.: Vergrellen und Grollen. 4) Hüttenw. (wohl anderen Stamms): G–es Roh- eisen, das den Ubergang vom weißen zum grauen Roh- eisen bildet, zum Feilen, Bohren etc. aber zu hart ist. Karmarsch 1, 606. So: Dick-, dünn-g–es Eisen, jenachdem es schwerer oder leichter in Fluß geräth.
Anm. S. Gröhlen, Grille, Groll und vgl. Benecke 1, 573b und das dort Angeführte. Das „G“ gehört wohl nicht zum Stamm, vgl. plattd. rall-og, grelles Auge. S. auch Krall (L. 6, 509), Schrill etc.