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Greif
Grēīf, m., –(e)s, –en; –e, –en; -: 1) ein fabel-
haftes geflügeltes Weſen, meiſt als Schätze hütend (und
ſo auch übertr.), theils aber auch wie Hippogryph (ſ.
d.) d. h. Roß-G. ꝛc.: Die G–e als löwenähnliche Unthiere
mit Fittigen und Schnabel des Adlers. V. Myth. 1, 298;
G. 12, 105; Zwei hochbeinige G–e am Zaume haltend. 31,
387; Zwei G–en. 23, 207; Auf den Flügeln eines G–en
durch die Lüfte fliegen. Heine Lut. 1, XVI; Ochs und Flügel-
pferd am Pfluge! | Unwillig ſteigt der G. Sch. 98b; Des
G–en. Simrock G. 57; Des G–s. Streckfuß Rol. 8, 5; Der
Schatz .., da ihn bei Tag und Nacht | ein alter G., der ſel-
ten ſchläft, bewacht [der Vormund der Schönen]. W. 11,
189; 212; 20, 172 ꝛc. Danach auch ein Orden: Den
gelben G–en umgehangen. Pückler Verſt. 1, 29. 2) der
Kondor oder Greifgeier, Vultur gryphus, der größte
Raubvogel. 3) imperativ. Hw., wie Packan! ꝛc.,
z. B.: Der Dorfhund G. Lichtwer 124; „G.“ (Haſchemann)
zu ſpielen. Goltz 3, 252 ꝛc., vgl.: Ein Steuereintreiber, ein
Greifzu und Haltefeſt. Prutz E. 1, 88; Paß ihm auf, wie
ein Greif-den-Kerl. V. Sh. 2, 361 ꝛc. 4) Handhabe,
Henkel zum Angreifen: Ein Paßglas mit zween G–en.
Zachariä 1, 13 ꝛc. 5) ſeem.: Der G. (plattd. Greep)
des Schiffs, der Granſen, Biet.
Anm. 1 (mit der Nbnf. Gryph. Nicolai 2, 84; L.
11, 337) vielfach nach 3 umgedeutet, vgl. vielmehr: Cherub,
hebr. an.