Grat
Grāt, m., –(e)s; –e, Gräte; -:
eine scharfe Kante; etwas spitz Zulaufendes, namentl.:
1) Gebirgsrücken, dessen Seiten sich in einer scharfen Kante schneiden: „Der fortlaufende Rücken einer Bergkette, aus denen die einzelnen Gipfel wie die Zähne aus dem Zahnfleisch hervorragen“. A. 1, 185; Dauern „so lange als Grund und G. stehen“. 2, 126 u. o.; Auf den schroffen Zinken | hängt sie, auf dem höchsten G. 55b; Ein haarscharfer G., der aber begletschert ist. Th. 457; 332; 8, 11 etc., s. Gratthier, zuw.: Über verolmete Gräten, im Schutt unendlicher Trümmrung. 1, 177. —
2) Bauk.: der oberste Balken im Dach (vgl. Firste): Als ich rittlings auf dem obersten G–e unsers . . Daches saß. gH. 1, 130. — Ferner: G–e heißen die scharfen Kanten, welche durch das Aneinanderstoßen der Gewölbekappen entstehen. Kunstarch. 347. —
3) Festungsb.: die Zusammenstoßung der Abdachung des Glacis, auch: Gräte. —
4) Tischl.: die Schärfe an den Einschiebeleisten. — 5) bei Metall-, namentl. Eisenarbeitern: der sich umlegende oder umgelegte scharfe Rand, besonders an der Schneide, s. 2, 566; 876 etc., Feuerecke (auch wohl: Grad geschrieben). — 6) am Pfluge die in die Deichsel eingreifenden Seitenarme zwischen den Rädern. 7, 495, s. 1, 478. — 7) = Rück-G.: Vom breiten Bauche aus gegen den G. hinauf. Schl. 14. — 8) Anat.: der oben hervorragende Theil des Achselbeins; der vordere scharfe Theil des Schienbeins etc.; auch Gräte. — 9) der scharfe Theil des Nasenrückens, die Gräte.
Anm. Mundartl. auch statt Granne (s. d.) Achel. 2, 124, vgl.: [Die Katzen] haben lange Grät [„gred“] im Maul zu beiden Seiten. Th. 72, ferner nach Forstw. = Afterschlag, vgl. 2, 118. — Mhd. grät, Mz. graete, s. 1, 566, und wieunzûf den g., bis auf die Gräte, den Knochen (vgl.: bis aufs Blut), noch: Das arme Bürgervolk bis auf den G. zu schinden. 6, 366, s. 1, 368a. — Die Mz. meist mit Uml. z. B. 170; A. 1, 6; 103; 254 etc., ohne Uml. 225 etc., wie gw. bei Rück-G. — S. Gräte, Anm.
Zsstzg. z. B.: Dách- [2]. Kurz Sonn. 262. — Féls- [1]: Scharf und eckig steigen ihre F–e empor. Bur- meister Gsch. 189; Mehrere ganz vegetationsleere F–e. Humboldt KlSchr. 1, 136; Auf den höchsten Felsengräten. Tschudi Th. 566. — Hōch- [1]: Kalkflanken der Hochgräte. 469 [im Hochgebirge]. —
Rück-: bei den Thieren mit innerm Knochengerüst (den sogenannten Rückgratthieren) die das Rückenmark umschließende, vom Kopf bis zum After sich erstreckende Wirbelsäule; übertr.: Die den festen dornigen R. bilden, welcher die hundert Knochen und Knöchelchen des deutschen Staatskörpers zusammenhält. Börne 1, 173 etc. Veralt.: Ruck-G. Garzoni 361a; Rücken-G. Mühlpforth Geistl. 34. Mundartl. neutr. — Wélt- [1]: Grat eines Weltgebirges. Freiligrath 1, 263 u. ä. m.
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