Faksimile 0616 | Seite 608
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golden
I. Gólden, a.:
eig., aus Gold (s. d.) bestehnd, gefertigt: G–e Becher, Gefäße, Geräthe, Ketten, Kleinode, Kronen, Leuchter, Münzen, Ringe, Schalen, Schmucksachen, Spangen, Teller, Zepter etc.; Das g–e Fließ (s. d.); Das goldne Kalb (s. d.) anbeten; Einem g–e Berge (s. d. und vgl.: Dieser aufgehäufte Berg | von Gold ist Euer, wenn etc. Sch. 598a) versprechen; Dem Feind eine g–e Brücke (s. d.) bauen; Eine g–e [goldhaltige] Ader; übertr.: Jst die g–e Ader der Seele dieses Mannes schon erschöpft. Kohl A. 1, 415 (versch., s. 4). Auch von Dingen, an denen ein Haupttheil von Gold ist: G–e Uhr, mit goldnem Gehäuse; G–e [mit Gold durchwirkte] Bänder, Zeuge, Stoffe; G–e Bulle (s. d.) etc. 2) goldglänzend, goldfarben, hellstrahlend etc. (vgl. 3): G–e Locken; G. flackert die Flamme. Freiligrath Pol. 1, 45; So g. schön, | wie Morgenwolken | auf jenen Höhn. G. 1, 58; Um die Stirn ein schwarz- und goldnes Band. 189; Du mißgönnst | dem Bild des Märtyrers den goldnen Schein | ums kahle Haupt wohl schwerlich. 13, 172; Der Berge Häupter sind vom Strahl der Frühe g. Rückert Rost. 97a; Goldne Früchte seh ich glühen. Sch. 47b; Das goldne Licht [die Sonne]. 54b; 752b; Fern vom goldnen Tage. 55a; Wogt es wie ein goldner Wald [von Ahren]. 55b; Fröhnten dem Wahn und dem goldnen [glänzenden, reichen] Laster. V. 3, 9; Das Licht des g–en Morgens. Od. 17, 497; Soweit die Sonnenpferde | des Tages goldnen Wagen ziehn. W. 12, 236; 20, 115; „Von welcher Farbe ist deines Fräuleins Haar?“ Goldner als Gold. 15, 87 etc. Am g–en [glänzenden] Elend leiden. Auerbach Gv. 333 etc. So auch namentl. von vergoldeten Dingen z. B.: Ein Buch mit g–em Schnitt; ferner von den Schildern, wonach das Wirthshaus den Namen führt: Der Wirth zum g–en Löwen. G. 5, 4; Die Apotheke zum Engel sowie der g–e Löwe. 28; Ich bleib’ im goldnen Adler. Uhland 194 etc. 3) dem Gold in seinen Eigenschaften gleich, köstlich, prächtig, werthvoll, theuer, lieb, schön, in seiner Art vortrefflich wie Gold; reichen Gewinn bringend etc. (vgl. 2): Dagegen ist die hannöversche Indolenz noch gülden (Anm). Forster B. 2, 83; Wogegen das verschriene Buchstabieren . . g. ist. IP. 1, 36 etc.; Ein Schaf hat g–e Füße (Sprchw., s. Brockes 9, 298); Handwerk hat einen g–en Boden; Träumte da von vollen goldnen Stunden | ungemischter Lust. G. 1, 58; Georg, der goldne Junge! 9, 135; Ich komme bald, ihr goldnen Kinder. 6, 64; Dieses Denkmal früherer g–er Zeiten (s. 4). 325; Da wir Alles galten, | da war die rechte goldne Zeit. 11, 178; Grau, Freund, ist alle Theorie | und grün des Lebens goldner Baum. 82; Weg .. meine Hoffnungen, weg die g–en Träume. 10, 163; Der Überredung goldne Zunge. 13, 21; So g. geht es jetzt auf meinen Gütern zu. Gutzkow R. 5, 52; Soviel als des Lebens g–e Mittelmäßigkeit bedarf. Hölderlin H. 2, 75; Denkst du unserer g–en Tage nicht mehr? 78; Kosen | manche goldne Stunde hin. Hölty 173; Statt eherner Fessel, wenn der Freiheit goldnen Tag | du wünschest. Rückert Rost. 74a; In deinen goldnen Blick. Sch. 4a; Du starrest in des Winters Eise | und schmähest auf den goldnen Mai. 11b; Glänzend umwindet der g–e Lein die tanzende Spindel. 76a; Ich beschwöre Sie, Theurer! Goldner! 197a; Die Segnung g–es Mittelstandes. V. H. 1, 120; Wenn jener Langsame die goldne [kostbare] Zeit versäumte. W. 11, 201; Das goldne Wort, daß Nichts zu zahlen sei. 234; 12, 25; In goldnen Morgenstunden. 44; O froher Tag! o mehr als goldne Stunden. 181; Die goldne Hoffnung. 20, 284; Ihr lieber, süßer, goldner Brief. Zelter 1, 241 etc. 4) zu 3 gehören namentl. auch: Die g–e Ader [Hämorrhoiden]. Auerbach Dicht. 1, 206, wegen des ihr zugeschriebnen Nutzens, vgl.: Daß ich wiederum die silberne Quelle hab [Urin lassen kann]. Luther SW. 56, XXXIX; Die g–e Au [Gegend an der Unstrut, wegen ihrer Fruchtbarkeit]; Das g–e Buch, in italienischen Republiken ein Verzeichnis der adligen Familien. Sch. 27a; Die g–e Regel, in der Rechenkunst die Regel des Dreisatzes (Regula de Tri), wegen ihres Nutzens; Die g–e Zahl, die für ein Jahr seine Zahl im Mondcykel angiebt, wegen des Nutzens namentl. für die Berechnung des Osterfestes; Die g–e Zeit, das g–e Zeitalter, im Ggstz. des eisernen, ehernen: die Zeit der Unschuld etc.
Anm. Ältre Nbnf.: Gölden. Gellert 1, 319; Geßner 2, 161; 175; Haller 7; 13 etc.; Meine Mutter hat manch gülden [s. d.] Gewand. G. 1, 146; Hagedorn 1, 50; Heine Lied. 65; 84 etc., oft in der Bibel und bergm. S. auch Gulden; Gold, Anm.; Goldig; Güldisch. Die Steigrung ist nicht ungewöhnl., z. B.: Ihr Licht, das immer güldner ward. Brockes 9, 362; Das reinste, gediegenste auf keine Weise mehr goldner zu machende Gold. B. 352b; Bis in sein goldenstes Zeitalter. Fichte N. 43; Goldneres hab’ ich genossen . . Goldner glänzten stille Fluthen | von der Abendsonne Gluthen; | goldner blinkte Wein. G. 6, 91; In den goldener werdenden Strahlen der sich senkenden Sonne. Gutzkow R. 1, 151; Was noch güldner ist als Gold. Lohenstein Ros. 103; Der goldenste der Sterne. Platen 3, 66; Immer goldner röthete sich der Himmel. Stahr Rep. 3, 290; Die goldensten Mondstrahlen. Tieck 2, 118; Die goldensten Traumblüthen. Gs. N. 1, 179 etc.
Zsstzg. mit Farben: Grün-g–e Flügel [deren Grün golden schillert]; Schwarzrothgoldne Fahne [deren Farben schwarz, roth und golden sind] etc., ferner s. Zsstzg. von Gold, z. B.: Das fabrikgoldne Jahrhundert von Louis XIV. IP. 31, 99; In unsern aufgeklärten .., rausch- goldnen Zeiten. W. 11, 204; Das lachende, sonnengoldne Blau des reinsten Himmels. Stahr Rep. 3, 99; 1, 250 etc.