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Gletscher
Glétſcher, m., –s; uv.: Das Wort G. wird in den
Alpen in mehrfacher Bed. gebraucht. Gemeiniglich verſteht
man darunter die großen bleibenden Eismaſſen, welche ſich
von den höheren Gebirgen in die Thäler hinabſenken. Da
wo man die Alpen aus einiger Entfernung ſieht, nennt man
.überhaupt die mit Schnee und Eis bedeckten Gebirge ſelbſt
G. .. Weil die ganze Reihe von Schneebergen eine ununter-
brochene Kette zu bilden ſcheint, ſo faſſen die Bergbewohner
ſie auch wohl als ein Ganzes auf und ſprechen von ihr im
Singularis: Der G. . . In einigen Theilen der Alpen, z. B.
in Uri heißt G. vorzugsweiſe das durch Winterkälte gebildete
Eis, das ſich in den Schluchten, Gräben der Felſen und in den
Betten der Waldbäche feſtſetzt und dieſe oft ganz ausfüllt,
das aber im Sommer wieder wegſchmilzt. Dort haben ſie
dann für das ſogenannte „ewige Eis“ der eigentlichen G.
einen andern Namen. Endlich gebrauchen die Bergbewohner
auch noch das Wort G. [ohne Artikel], um damit das Mate-
rial, aus dem die G. beſtehen, das Gletſchereis zu bez. ꝛc.
Kohl A. 3, 58, vgl. Körner Sch. 3, 310; Stumpf 605b;
Tſchudi Th. 475 ꝛc. und ſ. Firn. Auch Zſſtzg., wie:
Neben-G. Kohl A. 3, 84; Firn-, Thal-, Joch-G. Tſchudi Th.
479 ꝛc. und übertr., z. B.: Ich will die Heimat nimmer
wiederſehn, | wo ſolche eiſ’ge Menſchen-G. [harte, kalte
Menſchen] wohnen. Werner Febr. 46 ꝛc.
Anm. Frz. glacier, vgl. glace, Eis, ſtammvwdt. mit
Glatt (ſ. d.).