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glänzen
Glä́nzen: 1) intr. (haben): a) in Glanz erſchei-
nen, ſtrahlen, leuchten: Des Gerechten Pfad glänzet wie
ein Licht. Spr. 4, 18; Sternhell glänzet die Nacht. G. 1,
229; Sonne, die mir in die Augen mächtig glänzet. 2, 177;
Kryſtallne Schale .., du glänzteſt bei der Väter Freuden-
feſte. 11, 32; Glänzet ihr | Geſtirne droben dem entſchwung-
nen Geiſt. H. 15, 17; Was glänzt dort vom Walde im
Sonnenſchein? Körner 25b ꝛc. b) übertr.: durch etwas
in die Sinne Fallendes die Aufmerkſamkeit auf ſich
ziehn: Durch Schönheit, Geiſt, Witz in der Geſellſchaft g.;
Solange Jeder nur für ſich g., nur für ſeine Perſon beklatſcht
ſein will. Engel 8, 270; Was glänzt, iſt für den Augenblick
geboren, | das Echte bleibt der Nachwelt unverloren. G. 11,
6 ꝛc. c) im Partic. = hell ꝛc. (zu a und b): G–de
Sonne, Sterne, Steine, Schönheit, Verdienſte, Verſamm-
lung, Beredſamkeit, g–der Witz; Die Rede war mehr g–d
als wahr; Hell-g–d; G–d-hell; Hell und g–d. G. 8, 105;
Schärfte ſie [theils] g–d und [theils] matt. 6, 113; Nach
g–dem ein dauerhaft Geſchick. 13, 324; G–d von Liebens-
würdigkeit. 15, 103; G–d werden wir den Reinen | aus
dieſem ſchwarzen Argwohn treten ſehn. Sch. 358b ꝛc.
Über-g–d, allzu-g–d, auch mit Bſtw. (ſ. Glanz 1): Den
diamanten-g–den [von Diamanten g–den] Orden. Monat-
blätter 1, 39a; Der Bruch iſt glas-g–d [wie Glas]. Kar-
marſch 2, 121; Pech- (G. 40, 218), Perlmutter- (Humboldt
KlSchr. 1, 27), Purpur- (G. 23, 279), Schnee- (14, 79),
Silber- (Burmeiſter gB. 2, 65), Thau-g–d (Auerbach Ab. 93);
Mit den waſſer-g–den [thränenfeuchten] Augen. Gutzkow
R. 8, 362; Wolluſt-g–d [von, vor Wolluſt g–d, ſ. 2].
Heine Rom. 109; Wonne-g–d [ſ. 2] u. ä. m. 2) tr.:
Der Engel, der bei Liſſa ſeinen Glanz | um den Geſalbten
glänzte. Gleim 4, 76; Du, deren Blicke mütterliche Zärtlich-
keit auf deine Königin g. W. 27, 21, vgl. blicken 2a,
ſtrahlen ꝛc., nam. in techn. Anwendung: durch Glät-
ten Glanz geben, z. B.: Pappe mit dem Feuerſtein g.
Karmarſch 2, 826; Die gefärbten Hüte g. 283 ꝛc.; Gewand
von ſchwarzem, dichtem, ungeglänztem Zeug. Gotter 3, 425
ꝛc., vgl. Glandern 2. Seltner: Sich die Stiefel(n) g.
[wichſen]. Gutzkow R. 8, 17.
Anm. Nbnf. zu 1 ohne Uml.: Daß von Gold Alles
glanz, glitz und gleiße. Fiſchart B. 38b. Auch:
Glinzen. Heſ. 21, 15; Luther 1, 406b; SW. 61, 296;
Schottel 959; Weidner 156.
Zſſtzg. vgl. die von glühen ꝛc., z. B.: Áb-:
1) intr.: Gegen Etwas a., glänzend abſtechen. Gutzkow
11, 371. 2) tr.: Etwas a., xeflektieren, abſpiegeln.
H. 20, 87. An-: tr.: Einen a., glänzend anblicken,
anſtrahlen: Das Licht, die Sonne, der Tag glänzt uns
an. Hölderlin H. 2, 59; 66; Pückler Verſt. 1, 116;
W. 25, 64; 20, 145 ꝛc.; Was itzt | in vollem Son-
nenſchein uns anglänzt. HB. 1, 110; Angeglänzt vom letz-
ten Strahl Hoffnung. H. 13, 254; Mit a–dem Aug. V.
Th. 7, 20. Āūf-: intr. (ſein, haben): glän-
zend aufſteigen, ſichtbar werden: Ein Stern (B. 109b),
der Tag (Salis 6), ein Sonnenſtrahl der Hoffnung (Sch.
255a), ein ferner See (Voigts H. 82) glänzt auf ꝛc.,
auch mit örtl. Accuſ.: Es glänzt dein neues Reich | den
Himmel auf. H. 15, 113. Aūs-, intr.: aufhören
zu glänzen. Be-, tr.: 1) glänzend beſcheinen: Die
Sonne (Titan), der Mond, die Sterne, die Strahlen der
Sonne, das Abend-, Morgenroth, der Schein des Feuers, das
Licht beglänzt Etwas ꝛc.; Wie die Sonne dort die Weſen
rings beglänzet | mit Licht und Seligkeit. H. 15, 175: Das
heil’ge Feuer, das .. den Glanz beglänzt und Licht der Sonne
leiht. Tieck 2, 112 ꝛc. Ugw.: Das Schwert beglänzt die
Wand. Sch. Muſ. 17 (Woltmann), das glänzende hängt
dort. Übertr.: Kein beglänzter Wahn. Haler 25 ꝛc. Dazu:
Licht- [vom Licht] beglänzte Stellen. Stahr It. 2, 297; Mond-
beglänzte Zaubernacht. Tieck; Geßner 3, 17; Roſenbeglänzter
Lebenstag. Hackländer Stillf. 2, 258; Sonn- (G. 12, 227),
ſonne- (2, 57; Geßner 3, 33), ſonnen- (Lewald W. 1, 304),
ſtern- (Chamiſſo 3, 242) beglänzt ꝛc. 2) mit glänzenden
Farben ꝛc. überziehn: Hat den Farbentopf und den Olkrug in
den Händen, bepinſelt und beglänzt Diele und Treppe. Gutz-
kow Zaubr. 1, 231 ꝛc. = über-g. Dahêr-. intr.
(ſein): glänzend dahergehn. Jeſ. 22, 6; Tieck N. 7, 21
ꝛc. Durch-, tr.: durchdringend mit Glanz erfüllen:
Milder Schein | durchglänzt den düſtern Eichenhain. Matthiſſon
71 ꝛc. Einhêr-: daher-g. Empōr-, intr.
(haben, ſein): ſich glänzend heben, auf-g.: Die Flamme
.. glänzet .. vom Reiſig empor. G. 1, 230; Über die Mei-
ſten e. Merck B. 2, 56 [ſie über-g.]; Dem tiefen Grunde,
aus welchem die Liederblumen e. Voigts H. 10 ꝛc. Ent-,
intr. (ſein): von Etwas her glänzen: Die Traube ..,
die dem falben Laub entglänzet. Rückert 2, 448; G. 12,
149 ꝛc. Entgêgen-, intr. (haben, ſein): Ein
Licht, etwas Leuchtendes glänzt Einem entgegen. Gellert 1,
202; Novalis 1, 6; W. 13, 15 ꝛc. Er-: 1) intr.
(haben, ſein): im Glanz erſcheinen, hervortreten; er-
ſtrahlen: Ein Tag, der froh e–d | ... der Nacht entſteigt.
G. 6, 7; 4, 7; Kräftig .. e. die .. Farben. Sch. 75a; Friſch
noch erglänzet die Wand von heiter brennenden Farben. 83a
u. v. 2) tr.: (veralt.) e. machen: Ungemeßner Schein
ſoll das Geſicht e. Opitz. Hêr- ꝛc., intr. (haben, ſein):
Herein-g. in die Schatten. Hölderlin H. 2, 33. Angeſicht,
das aus den ſchwarzen Flechten .. hervorglänzte. Heine Reiſ.
2, 231; G. 8, 106; Das Verlangen, überall zu glänzen
und hervorzuglänzen [Alle zu über-g.]. FHJacobi 5, 31;
Über Alle wie der Vollmond über die Sterne hervor-g. W.
19, 184 ꝛc. Sternſchnuppe, die über ihre Häupter hin-
glänzte. Waldau N. 3, 8. Wo die Schneegipfel hinauf in
den blauen Äther glänzten. Hölderlin H. 1, 33. Hinein-g.
ins Zimmer. Tieck A. 1, 159; Er meint in ihren Licht | zur
Ewigkeit ſo mit hinein-zu-g. [glänzend mit hinein zu ge-
langen]. Tiedge Ep. 1, 295 ꝛc. Nāch-: 1) intr.: Zwei
Augen glänzten [blickten ſtrahlend] ihm nach. HRau Erz. 1,
179 ꝛc. 2) tr. [2]: Etwas nachträglich glänzen.
Nīēder-, intr.: hernieder-g.; glänzend niederblicken.
Über-, tr.: 1) glänzend überziehn, mit Glanz
überdecken: Mondlicht überglänzet alle Höhen. G. 10, 290;
Mit einem röthlichen Schein überglänzt. 37, 30; Den pracht-
vollen Untergang der Sonne, welche die ganze Gegend mit
ihrem Purpurlicht zu einem Eden überglänzte. Heinſe Hild. 1,
309; V. Sh. 3, 543 u.o. 2) durch Glanz übertreffen
und ſo verdunkeln: Neidend ſtand das andre Licht und ſah,
daß es die Herrliche nicht zu ü. vermochte. H. 9, 14; 14, 15;
So ſchön geputzt, daß du die Nymphen der Göttin ſelbſt ü.
kannſt. W. 33, 201. 3) ſ. Be-g. 2. 4) Überglän-
zend (–⏑– ⏑), ſ. Glänzen 1c. Um-, tr.: mit Glanz
umgeben: Laß deiner Augen reines Licht | mich immerfort
um-g. G. 13, 301; Man ſah der Liebe ſchönſten Sieg | die
offne Stirn um-g. JGJacobi 2, 57; Wie dich der edle könig-
liche Zorn umglänzte! Sch. 429a; 470a; W. 28, 16 u. o.
Du kron-umglänzter Mann. Grün Ritt. 178; Strahl-
umglänzt. W Humboldt 3, 33 ꝛc. Ver-, intr. (ſein):
aufhören zu glänzen, verſchwinden. Vōr-, intr.:
vor Andern glänzen, hervor-g. V. Th. 18, 27; Einem
als Muſter v. [vorleuchten]; Er glänzt uns vor, wie ein
Komet verſchwindend. G. 6, 427, vgl.: Als deſſen Leuchte
und Licht er voranglänzte. Gervinus Lit. 5, 264.
Wī(ē)der-: 1) intr. (haben, ſein): reflectiert, zu-
rückgeſtrahlt werden: Wo die Sonne kräftig | von dem
hellen Boden widerglänzte. G. 2, 177; 10, 11; 18, 290;
Die Luſt widerglänzte zuletzt wieder ſichtbar in den zahlreichen
Flammen. Keler gH. 2, 411 ꝛc., häufiger getrennt: glänzte
wieder. 2) tr.: ab-g. (2). Zū-, intr. und tr.:
zuſtrahlen: Wohl glänzt ihr Blick ihm Wonne zu ꝛc.
Zurück-: wider-g.: Ein ſanftres Antlitz glänzte nie | der
Silberſtrom zurück. Eſchenburg (Matthiſſon A. 7, 179).