Faksimile 0596 | Seite 588
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Glanz
Glánz, m., –es; –e, Glänze [Anm.]: 1) helles
Licht, das ein Körper ausſtrömt oder zurückwirft, und
die Eigenſchaft, ſolches Licht auszuſtrahlen: Der G. der
Sonne, des Monds, der Sterne, des Feuers, der Kerzen, des
Blitzes, des Diamanten, des Marmors, des Goldes, Silbers,
Stahls, der Waffen, des Lacks, der Farben, der Roſen, des
Lenzes, des Himmels ꝛc.; Einen G. von ſich geben, ausſtrah-
len’; Einem Körper G. geben; Den G. verlieren; Heller,
lichter, hoher, ſtarker, blitzender, blendender, ſchwacher,
matter G.; Das matte Licht zu Schimmer, | der Schimmer
ſchnell zum höchſten G. erhöht. W. 20, 299; Kl. M. 13,
80 ꝛc. So auch in unzähligen Zſſtzg., wo das Bſtw.
meiſt theils dem Genit. entſpricht, theils einen Ver-
gleich bez. (vgl. 2 und Glänzen 1c), z. B.: Sonnen-
G., G. der Sonne oder G. wie ihn die Sonne hat ꝛc.;
Am warmen Abend-G. [vgl. Abendlicht]. W. 12, 133;
Alabaſter-G. 89; Blüthen-G. Uhland 312; Wie Roß im
Eiſen-G. [vgl. 3b] ſich brüſtet. Boas Sch. 1, 221; Fackel-
G. Matthiſſon 9; Farben-G. G. 6, 95; Früh-G. [Morgen-
G.]. Rückert W. 4, 3; Himmels-G. G. 18, 250; Him-
melsmaien-G. Sch. 3a; Irr-G. (Irrlicht). Herrig 17, 335;
Kerzen-G. Grün Sch. 45; Licht-G. G. 18, 259; Metall-
G.; Mond-, Monden-, Mondes-G. G. 18, 259; 11, 31;
W. 20, 233; Morgen-G. G. 2, 64; Morgenduft-G. 31,
9; Nacht-G. Tiedge 2, 124; Nebel-G. [durch Nebel ver-
ſchleierter Glanz]. G. 1, 80; Der Ehre Pfauen-G. Uz 2,
162; Eines holden Angeſichtes | Phosphor-G. G. 2, 262;
Der Pſittich-G. des Goldmooſes. Immermann M. 3, 156;
Drin ſprangen friſche Brunnen im Regenbogen-G. Uhland
444; Der Roſen-G. der Jugend. W. 20, 242; Schein-G.
[der nur auf bloßem Schein beruht, Schimmer]. G. 4,
222; Stets blendender wurde der Schnee-G. Baggeſen 1,
177; Bis der Sterne Silber-G. [ſ. 3b] erblich. Matthiſſon
49; Sonnen-G. G. 6, 87; Trauer-G. [Pomp bei Beer-
digungen ꝛc.]. 2, 128; Verklärungs-G. . ., der um Him-
melswohner ſtrahlt. Matthiſſon 3; Kriegerſchaaren ziehn im
Waffen-G–e. Uhland 183 ꝛc. Auch mit Ew. als Bſtw.,
z. B.: Der Blau-G. des Saphirs. JP. 1, 30; Wieſen in
friſchem Grün-G. Zſchokke 8, 254; Der Doppel-G. der bei-
den Himmelslichter. G. 22, 129; Er ſtrahlte im Voll-G–e
ſeiner mit Orden emaillierten Excellenz. Gutzkow R. 1, 319 ꝛc.
od. m. Zeitw. als Bſtw.: Von Zitter-G. [zitterndem G.]
erhellt. V. 3, 125 ꝛc. 2) übertr. auf Alles, was durch
lebhaftes Hervortreten in die Sinne fällt, die Aufmerk-
ſamkeit aufſich zieht, hell ſtrahlt ꝛc., vgl. 1: Platz, aufdem
in ihrem G–e, | gewandte Tapferkeit ſich zeigen ſollte. G. 13,
125; Unähnlichkeiten, welche durch den G. des Witzes verborgen
wurden. 39, 154; Der G. ihrer Schönheit ſcheint dauerhaft.
Gutzkow R. 8, 78; Der Mutter Freude, | wenn ſie ſich ſpie-
gelt in der Söhne G. Sch. 492a ꝛc. Auch hier Zſſtzg.
(vgl. 1), z. B.: Den Ehren-G., welcher die Schläfe der
alten Mönche umfloß, verdunkeln. ThKönig Luther 1, 262;
Gelebt in Ruhmes-G. Meißner Gd. 76; Im Sieges-G–e.
G. 11, 64 ꝛc. 3) zuw. etwas Glänzendes: Widern
deinem Herzen | Schellenklang und Flatter-G.? Koſegar-
ten Po. 2, 218; Wirf nicht für eiteln G. und Flitterſchein |
die echte Perle deines Werthes hin. Sch. 526a; Euch liegt
in den Buden viel G. und viel Glaſt. Schwab 393, ſo
ſchwzr.: der heitre Nachthimmel; verkl.: ein kleines
Feuer ꝛc., nam. aber: a) eine feingeſtoßne glaſichte
Maſſe zum Aufſtreuen auf Lackiertes ꝛc., Streu-G.
b) bergm.: Blei-G., Schwefelblei; Grob-, klein-, fein-
ſpeiſiger Blei-G.; Die Bleiglanze der ſächſiſchen Bergwerke
ſind reich an Silber. Karmarſch 1, 243 ꝛc. Blend-G.,
Blei-G. mit Eiſen. Eiſen-G., rothes Eiſenoryd.
Kupfer-G., 2 Atome Kupfer und 1 Atom Schwefel ent-
haltend. Silber-G., Schwefelſilber von 85 Procent
Silbergehalt ꝛc. Spieß-G., Antimon, Spießglas;
Rohſpießglanz, Schwefelantimon; Grau-, Weiß-, Roth-
Spießglanz, verſch. Erze. Zinnober-G. ꝛc.
Anm. Mz. gw. zu 3, doch auch zu 1: Glänze gingen
von ſeinen Händen. Habak. 3, 4; Luther 5, 67b; Eh die
Glänz’ es [das Auge] mit Blindheit ſchlagen. Rückert 2,
503; Lichte Birkenglänze. 6, 198 ꝛc. Das ahd., mhd.
gw. Ew. glanz, z. B. noch: Die glanzen Strahlen. Gry-
phius SchwSch. 21, iſt ungw., ſ. Glanzig. Mhd. glanz,
auch ahd. als Ew. ꝛc. Der Stamm gli, gla, glu, der ſich
z. B. auch gr. und lat. findet, z. B. in Glaffen (glaren),
Glander, Glas, Glaſt, glatt, glau, Gleim, gleißen, gleiten,
Gletſcher, glimme(r)n, gliſtern, glitze(r)n, gloſten, glotzen,
gluh, glühen ꝛc. Grundbegriff ſcheint onomatopoetiſch die
raſche Bewegung, vgl. mit wechſelndem Anlaut: Glitzen,
Blitzen, Flittern ꝛc.; Glimmern, Flimmern ꝛc.
Zſſtzg. mit Hw. ꝛc. ſ. 1, 2 und 3, auch mit
Vorſ., z. B.: Áb-: zurückgeworfner, abgeſpiegelter
Glanz, vgl. Abbild: Am farb’gen A. haben wir das Leben.
G. 12, 7, vgl. 40, 353; 25, 116 ꝛc.; Das Waſſer ſelbſt
und der A. der Sterne. Stein 1, 155; Es war der A. deines Son-
nenglanzes. Groth 78; Der A. der Roſe auf die Lilie [ein
roſiger Anhauch] überſchattete ihre Wangen und Stirne.
Klinger Giaf. 477; Ein Bild, wie du warſt, wird der A.
nimmer. Rückert 2, 65; A. von der Gottheit Urlicht, Menſch-
lichkeit. V. 3, 42 ꝛc. Sonnen-A. ꝛc. Án-: anſtrah-
lender, annahender Glanz: Sei begrüßt | des Tages A.!
G. 33, 23 ꝛc. Aūßen-: äußerer oder Schein-Glanz.
Wackernagel 2, 459 Z. 9; 781 Z. 11. Nāch-: nach-,
zurückbleibender Glanz: Die Zeit, die nach zu kurzem
Schimmer, | wie eine Sonn’ hinabgeglüht, | von der ein N.
mir noch immer, | wie Spätroth in der Seele blüht. Geibel
Jun. 108; V. 3, 46 ꝛc. Nícht-: ſchwächer als Un-
G.: Auch Engel ſind wohl nicht ſo rein | von allem N.
Tiedge Ep. 1, 103. Un-: Ggſtz. des Glanzes. Gott-
helf U. 2, 365. Wī(ē)der-: Refler, Ab-G.: Den
breitſchwimmenden W. des Mondes im .. See. G. 14, 188;
13, 274; Es war der W. ſeiner eigenen Reinheit. Stefens
Erl. 5, 147 ꝛc.; Das Fenſter ſchimmerte röthlich im Abend-
W. Mügge Tell 101.