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Gilde
Gilde, f.; –n: eine durch Gemeinſamkeit der Be-
ſchäftigung, des Standes, eines beſtimmten Zwecks,
gleicher Intereſſen ꝛc. verbundne geſchloſſene Geſell-
ſchaft, Zunft, Innung: In keiner G. kann man ſein,
man wiſſe denn zu ſchultern fein ꝛc. G. 3, 138; 323; In
die beſcheidene G. thätiger Wanderer aufgenommen. 19, 100;
Daß wir einer Familie, einem Stande, einer G., einer Stadt
.. angehören. 22, 198; 31, 154; Kein ariſtokratiſcher
Dünkel hat jemals mit ſolchem unerträglichen Übermuth auf
Diejenigen herabgeſehen, die nicht zu ſeiner G. gehörten. 37,
XVIII; Ich kannte die Beſchränktheit der wiſſenſchaftlichen
G–n noch nicht, dieſen Handwerksſinn ꝛc. 39, 454; Keiner
von der G. 455; Die deutſchen Dichter, da ſie nicht mehr
als Gildeglieder für einen Mann ſtanden. 21, 225; Zunft-
und gildemäßig. 22, 198; Setzen Sie ſich über das Gilde-
gefühl hinaus. 19, 21; Gild- und Handwerksneid. 12,
222; Herwegh 1, 10 ꝛc.; Die G. trüber, | erprobter Freunde.
Meißner Gd. 137; Lange vor Karl dem Großen errichteten
dergleichen Leute Gildonias oder G–n. Möſer Ph. 2, 29;
Noch im vorigen [17ten] Jahrhundert ließen es ſich die Vor-
nehmſten einer Stadt gefallen, das Gilderecht anzunehmen,
und Gelehrte machten ſich ſowohl eine Ehre als eine Pflicht
daraus, Gildebrüder zu werden; die fürſtlichen Räthe waren
Zunftgenoſſen. 1, 30; Der Herberg mancher G–n, der Bur-
ſchen Burg und Ruh. Scherenberg (Echtermeyer 71) U. V.
2) Verſammlung einer Gilde u. der feierliche Schmaus
dabei: Was ſie ſonſten [an Bier] zu Kindelbieren, Hochzeiten,
Begräbniſſen und G–en gebrauchen. Erbvergleich § 242.
Anm. Vrwdt. mit Geld, ſ. Brem. Wörterb. 1, 508; Schil-
ter 351 ff., engl. guild. Auch Gild(en)ſchaft.
Zſſtzg. wie bei Schaar und Zunft (ſ. d.), z. B.:
Zerfallen ſind im Zeitenſturm | die reichen Bürger-G–n.
Schenkendorf (Wackernagel 2, 1498); Schneider-G. (Schnei-
der-Gewerk, -Innung, -Zunft) ꝛc., ferner: Der Väter
Helden-G. Reithard Xl; Treu dem Satz der Meiſter-G. Mat-
thiſſon 232; Räuber-, Mörder-G–n. Rückert N. 194; Recen-
ſenten-G. Fichte N. 109 ꝛc., nam. außer dem örtl. Brand-
G. (= Aſſekuranz-Geſellſchaft): Schützen-G.: eine
Genoſſenſchaft von Bürgern, die ſich alljährlich zum
Schützenfeſt vereinigt: Wie jetzt die ſogenannten Sch–n
nach der Scheibe ꝛc. geſchoſſen. L. 3, 435, und dann auch
[2] (niederd.) = Schützenfeſt: In 4 Wochen iſt Sch. ꝛc.