Faksimile 0589 | Seite 581
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geuden
Gēūden, tr.: (ſelten) in überſtrömender Fülle
rückſichts- und nutzlos hingeben, hingießen, verſchwen-
den: Grauſam das jungfräuliche Blut | g–d dahin. WHum-
boldt 3, 40; 86; Ihm ihre Urnen gießen alle Quellen, | die
Ströme willig ihm die Waſſer geben | und die ſchwarzbuſig
in den Lüften ſchweben, | ihm Regen g–d ſeine Fluthen
ſchwellen. Son. 112; Und doch der Dichter das Vereinzeln
meidet, | die Fülle hin der Phantaſie gern geudet. 233; Nit
geud’, darmit dir nicht zerrinn! (Sprchw.) Schottel 1142a;
Du geudeſt verſchwenderiſch. V. Hor. 2, 348.
Anm. Mhd. giuden, pralen (z. B. noch: Philoſophus
iſt ein Thier, das ſich ſehr rühmet und geudet. Aventin. Chr.
368; 370), verſchwenden, ſ. Benecke 1, 538; Schm. 2, 16;
Friſch 1, 346b, wo, außer fraglichen Herleitungen, auch Be-
lege für Geuder(in), Verſchwender(in), Geudig, Geu-
diſch, a.: verſchwenderiſch, aus Kaiſersberg und Luther ſtehen,
vgl.: Klodius, der Geuder. Eppendorf 105 ꝛc.; L. 11, 624.
Gw. Ver-g.
Zſſtzg.: Ver-: Spr. 13, 11; Habt ihr das Leben auf
eine Ewigkeit gepachtet, daß ihr Jahrhunderte, dem Haſſe
vergeudet, nicht für verloren haltet? Börne 5, 61; 2, 163;
3, 394; Die Heide, die bei uns zu Land | allwärts ihr Grün
vergeudet. Freiligrath Pol. 1, 5; Der Poet vergeudet die ihm
verliehene Gabe im Genuß. G. 4, 179; Wenn ſie es dann
mit Müh und Fleiß erhaſcht, | wird es ſogleich vergeudet und
vernaſcht. 6, 24; 20; Nicht mit ſo raſchem Sprunge | ge-
ziemt ſolchen Lebens hohen Werth v. 369; 15, 239; 17,
274; Der ich meine Talente und meine Tage abſichtslos ver-
gendete. 22, 223; 27, 7; Dies wurde verkäuft und die
Möbels .. in einer Auktion vergeudet. 47; In ſolchem Ab-
mühen ward dieſer mächtige Geiſt kummervoll vergeudet. 33,
184; Sein Erbgut nicht ſo unweislich zu v. Muſäus 4, 114;
Ihr habt doch nur Zeit und Mühe umſonſt vergeudet. Sch.
627b u. o. Dazu: Vergeuder; Wenn er hundert-
mal .. „Vergeuderin!“ ſagte, ſagte ſie hundert und
einmal: du Knicker. Hebel 3, 137. Gern vergeude-
riſch mit Blut und Schweiße. WHumboldt 1, 351. Die
Schauſpielkunſt war auf dem Gipfel der Vergeudung
ihrer Kunſtmittel angelangt. Devrient 1, 250.