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geizen
Gēīzen: 1) tr.:
a) den Geiz (s. d. I.) ausbrechen: Den Wein, Taback, Mais, Bäume g. etc. Im Räthselspiel mit 2: Auch Manchen sah ich g.; da sprachen, die es sahn: | es müssen seine Bäume dafür gedeihn. Rückert Mak. 2, 167.
b) s. 2c. 2) intr. (haben): geizig (s. d. und vgl. Geiz III.) sein, und zwar:
a) ohne Zusatz, gw.: geldgeizig sein, Geld und Gut zusammenscharren und zusammenhalten, knausern. Jes. 56, 11 etc.; Er geizet, karget, schindet, plagt die Armen. Brockes 9, 453; Mit Drachen mag der Drache g. G. 12, 44; Seinen Jungen, für den er sammelt, für den er spart und geizt. Gutzkow R. 2, 288; Daß er nicht so geize und kratze. Luther 5, 350b; 410b; Frau, laß uns nicht so nährig g.! V. 4, 135 etc.
b) Mit Etwas g., es in hohem Werth und darum zu Rathe halten, Ggstz.: verschwenden: Geizest du mit Augenblicken, die mir mehr als dir gehören? | bist du, lieblicher Verschwender, plötzlich so genau geworden? Platen 2, 65; Dem Mimen flicht die Nachwelt keine Kränze, | drum muß er g. mit der Gegenwart. Sch. 318b; Nun soll wieder gegeizt werden mit der Zeit. HVoß JP. 9 etc. So auch: Er mußte von der Mutter geholt werden, die anfing, mit ihm zu g. [ihn in der Zeit seiner Anwesenheit keinem Andern lassen wollte]. PHeyse Nov. 37.
c) Nach Etwas g., danach gierig sein, mit Verlangen danach streben, es er-g. (s. d. 2): Der .. nach Nichts als Ruhm gegeizt. Hagedorn 1, 43; Die neuen Stücke Kotzebue’s, nach welchen alle Bühnendirektoren geizten. ALewald 1, 306; Ohne .. nach dem so zweifelhaften Gewinne bei theatralischer Verkörperung zu g. Sch. 102a; Nach Ehre geizt die Jugend. | Laß dich den Ehrgeiz nicht verführen! 421a; Ihr geizt umsonst nach des Olympos Mächten. AWSchlegel Gd. 1, 62; Mit unersättlicher Begierde nach dem Eigenthum ihrer Nachbarn g. W. 27, 31. Auch mit abhäng. Infin.: Nicht, daß sies zu besitzen geizte. Kästner 1, 27etc. Zuw., nam. schwzr., a uf statt nach, z. B.: Ein weicher Aristipp, der auf die Wollust geizt. Haller 66; Lacedämonier geizten auf Geld. JvMüller 162 etc., ferner tr.: Wenn Duban Ehre geizt, | so kann er diesmal sich | bis zur Genüge dran erletzen. W. 10, 298, s. Geizig 2.
Zsstzg. z. B.: Áb-: tr.:
1) [1]: Die Seitenrutben a.
2) [2]: Einem Etwas a., durch Geiz entziehen; Sich Etwas a., abdarben. Āūs-:
1) [1] tr: Die Reben a.
2) intr. [2]: aufhören zu geizen. Be-: tr.:
1) geizig behüten, bewachen: Den begeizten Kasten. Günther 594.
2) Einem Etwas b., aus Gier danach mißgönnen, beneiden: Weil man den unerschöpften Meistern | die Lorbern nur umsonst begeizt. L. 1, 57.
3) [1]: Den Taback b. Ehr-: intr.: (ungw.) nach Ehre geizen. Campe. Ent-: tr.: (ungw.) Einem Etwas e., durch (aus) Geiz entziehn. Sonnenberg D. 1, 480. Er-: tr.:
1) durch Geiz erwerben: Sich ein Vermögen e. etc.
2) [2c] Etwas gierig erstreben: Welch ein Recht | e. sich die stolzen | Bewohner des Olympus | auf meine Kräfte? G. 7, 236; Da ihr Ruhm, Nichts weiter ergeiztet. V. H. 2, 378. Ver-: gw. nur im Partic. als Ew.: Vergeizt sein, im höchsten Grade geizig, gleichsam zum personificierten Geiz geworden; Der Geizige vergeizet Leib und Seele. Spate. Zurück-: tr.: durch Geiz, Gier zurückbringen, zurückerhalten: Ich hing entzückt an allen ihren Reizen, | als könnt’ ich in der Sympathie | .. das Paradies zurück zur Erde geizen. Seume Gd. 172. Zusámmen-: tr.: durch Geizen zusammenbringen: In unterbrochenen, zusammengegeizten Stunden. G. 16, 92 etc., u. ä. m.