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Gaumen
I. Gāūmen, m., –s; uv.; -: die obre fleiſchige
Wölbung des Munds von den Zähnen bis zum Schlunde,
oft als Sitz des Geſchmacks, auch übertr.: Dem
Säuglinge klebet ſeine Zunge am G. vor Durſt. Klag. 4, 4
u. v.; Deinen G. letzen. G. 11, 60; Bewundrung von Kin-
dern und Affen, | wenn euch danach der G. ſteht. 25; Dem
feinen G. 30, 20; Will ſehen, ob ich nicht etwan | für euren
Gaum ’was finden kann. 7, 183; [Wirſt in dem Buch] Man-
ches für deinen G. finden. Z. 2, 202 ꝛc. Übertr.
(Botan.): der aufgeblaſene Theil der Unterlippe bei
larvenförmigen Blumen.
Anm. Ahd. guomo ꝛc. ſ. Graff 4, 206 und vgl. Schm.
2, 46 ff. Da gaimen, gaumen, gaumezen = gähnen
(ſ. d.) iſt, ſo ſcheint das Wort den Theil zu bez., der beim
Mundaufſperren ſichtbar wird. Oft einſilbig: Gaum (ſ. d.),
z. B.: B. 6a; 72b; JAEbert 1, 80 und Anm.; Geibel Rod.
49; G. 2, 226 (ſ. o.); Hagedorn,3, 184; Platen 2, 64;
Ramler F. 3, 105; Die Zunge klebt am G–e. Rückert Erb.
1, 71; Sch. 33b; 698a; Und gönnen gern dem Gaume ſeine
Freuden. AWSchlegel Gd. 1, 75; Seines Gaums. Thümmel
1, 11; 5, 56; V. 3, 162; W. 12, 263; 20, 72; 90;
197 u. o. Seltner: der Gaume, z. B. H. R. 7, 39; 44.
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