Gasse
Gásse, f.; –n; Gäßchen, lein; –n-:
ein freier Weg zwischen Etwas zum Hindurchbewegen, z.B.: 1) der Raum zwischen den Regalen im Setzersaal der Buchdr.; zwischen zwei Koulissen im Schauspiel; in Bienenstöcken, zwischen den Scheiben; der Weg zwischen Hecken und Bäumen: Schritt zwischen hohen Lebhägen [lebendigen Hecken] ein enges Gäßchen entlang. G. 278, vgl. Baum-G.; ähnl.: Durch des Korns hochwallende G–n. 491a; in einer Schlucht: Durch diese hohle G. muß er kommen, | es führt kein andrer Weg nach Küßnacht. 544a; vielfach im Hüttenw. (s. Zsstzg.) etc. — 2) der Raum zwischen zwei Reihen Menschen und diese Reihen selbst: Die G. [der Löschenden] vom Eintritt bis zum brennenden Ziele ward bald vollendet und geschlossen. 22, 283; Durch eine G. von Spießen zwischen lästerndem Pöbel trat er schweigend einher. 24, 419; Öffnet die G.! Platz! 537b; Als er durch die lebende G. geführt wurde. Tr. 1, 120 etc., nam. beim Militär: G–n [Spießruthen, s. d.] laufen. Mensch. 158; Durch die G–n laufen lassen. Ph. 3, 272; Durch eine preußische Grenadier-G. von 500 Mann .. gejagt. 476a etc. — 3) nam. oft: Straße (s. d. und vgl. Vierz. 1, 292) zwischen zwei Häuserreihen: In der langen G. wohnen; Immer auf der G. liegen; Hans in allen G–n [Herumtreiber, Überall und Nirgend]. J. 1, 298; N. 4, 49 etc.; Was ich euch gesagt ..., erzählen sich die Kinder auf den G–n. A. 1, 308; Jrgendwo daheim und nicht von der G. sein [nicht auf der Straße gefunden, von anständiger Herkunft]. G. 171; 173; Die G. schnarrt von feilen Leiern. 118; Wein über die G. verkaufen, holen [wobei man über die Straße zu gehen hat, nicht im Hause selbst] etc.; sprchw.: Einem nicht über die G. trauen (s. d.). 22, 300 etc. = nicht über den Weg etc., nicht im geringsten; Brannte es in allen G–n. 2, 70, = war ein gewaltiger Lärm, Halloh. — In engrem Sinn bez. G. meist die schmälere Straße, die Nebenstraße und daher oft mit verächtl. Nebensinn. Vgl.: Im Lager der Raum zwischen den Zelten. — 4) übertr. = Straße, Bahn, Weg: Also sprengt’ er pfeilgeschwind | der Freiheit eine G. 1, 66; Jetzt bahnt sich die wogende Gluth [Lava] .. zum Strande die schreckliche G. 292 etc. Selten = Straße, Meerenge: Gefunden eine G–n | durch Frost und dicke Nacht. 1, 268. — 5) s. Gosse, Anm.
Anm. Skr. gatwâ, goth. gatvô, ahd. gaz(2)â, mhd. Ē3a, von goth. gitan (kommen), Weg, Gasse, vgl. Gatt (ags. gëat, Durchgang, Loch). -Zsstzg. vielfach zu 3 als Eigenn. in verschiedenen Orten, z.B.: Pfaffen-G. (s. u.) etc., fernerz. B.: Ab-: Neben-G. — Bāūm- [1]: Allee: Die große regelrechte B. entlang. Freim. 37. — Bránd-: der Zwischenraum zwischen den Häusern, — im Lager hinter den Zelten der Gemeinen, die schnelle Verbreitung eines Brandes zu verhüten. — Dárr-: im Darrofen die Zwischenräume zwischen den Mauern oder Bänken. — Eng-[3]: enge Gasse. Mak. 1, 109. — Fēūer-: beim Kalk- und Gipsbrennen die aus Kalk- oder Gipsstein gebildeten Wölbungen an den Schürlöchern für die Feurung. — Glä́tt-: am Treibherd der zum Abfließen der Bleiglätte bestimmte Weg. 2, 2, 260. — Grenadīēr- [2]. — Lä́rm-: Wall-G. — Nāsen-: beim Kupferschmelzen die Dille an der Nase (s. d.). — Nêben-: Ggstz. Hauptstraße etc. — Pfáffen-: [Er nannte] den Rheinstrom wegen der vielen beiderseits dran gelegnen Klöster die Pf. 1, 60 — Quêr-: eine Straße quer schneidend. — Sáck-: in einen Sack (s. d.) auslaufend, — ohne Ausgang: Daumer konnte sich nicht bis aufs Äußerste in diese S. verfahren. — Sāīger-: der freie Raum zwischen den geneigten Mauern des Saigerherds. 3, 317, — bei 2, 2, 217 ff. Gosse (s. d. 4 und Anm.). — Schnépfen-: Gang, wo. die Schnepfen gern laufen, s. Schnepfenflucht. — Spār-: Gassen und Gäßchen, sehr bezeichnend Sp–n [in Köln]. Leb. 2, 97. — Strúmpf-: Sack-G. — Wáll-: in einer Festung der unbebaute Platz zwischen dem Wall und der Stadt. — Wínkel-: kleine abgelegne und versteckte Straße: Erdenbürger, nicht Beisassen eines schmutzigen Winkelgäßchens. 3, 190 etc.
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