Garn
I. Gárn, n., –(e)s; –e; -:
1) aus Flachs, Lein, Hanf, Werg, Wolle, Baumwolle etc. einfach gesponnener oder zusammengedrehter Faden: Wollen-G., wollnes G.; Kammwoll-G., Streichwoll-G. etc.; ohne Zusatz bez. G. meist Flachs- oder Hanf-G.: Den Flachs zu feinem G. gesponnen, | das G. zum Weber hingebracht. 3, 63; Wie mancher Tag zum G.-Kochen, Bleichen, Trocknen, Bocken, Winden, Scheren und Weben erfordert wird. Ph. 1, 116; Durch die Saiten des G–s sauset das webende Schiff. 76a; Welche gehaspeltes G. von der Wind’ abspulte zum Weben. 2, 151; 1, 57 etc. — Auch übertr.: Ließ, wie man sagt, das G. auf den Boden laufen [verschwendete]. D. 1, 389; Sie muß ihr G. spinnen an allen Ecken [hat alle Hände voll zu thun]. Sch. 139 etc. —
2) aus gezwirntem Garn gestricktes Netz bei Jägern u. Fischern, und zwar bei diesen zumeist die großen nicht sackförmigen Zugnetze. Oft übertr. auf Das, womit man Menschen berückt u. fängt: Einen Gimpel (s. d.), Vogel ins G. locken, ziehen; Einem ins G. fliegen, gehn; Einen im G. haben; ihn aus dem G. lassen; Einem ein Wild, einen prächtigen Fisch [s. d., z. B. U. 2, 342] ins G. jagen, treiben, hetzen; Sieh uns Schwache von dem Bösen,| von der Sünde G. umstellt. 3, 321; 4, 115 etc.; Vor dem G. fischen (s. d. a). 6, 3b etc. —
3) der zweite Magen der Wiederkäuer, die Haube.
Anm. Ahd. garn, wohl zu gar gehörig, vgl. wirken, weben etc.
Zsstzg. zu 1 (s. d.) nach dem Stoff, zu2 (vgl. Netz) nach den damit zu fangenden Thieren, z. B.: Biber-, Enten-, Finken-, Fisch-, Forellen-, Hasen-, Hirsch-, Kaninchen-, Kibitz-, Lerchen-, Marder-, Reh-, Sau-, Schnepfen-, Tauben-, Vogel-, Wachtel-, Wild-, Wolfs-G. etc.; ferner auch sonst zu 1 und 2 nach versch. Arten der Anwendung etc., z B.: Āūßen- [2]: Lenz Nat. 2, 253. — Bestéch- [1]: Schustern zum Bestechen ihrer Arbeit dienend. — Brīēf-[1]: aus dem Brief (s. d. 5) gesponnenes Baumwollen-G., feiner als das Rädli-G. G. 19, 42. —
Déck-: Nacht-G. — Díck- [1]: dicker Wollenfaden. —
Dócht-: Licht-G., zu Lichtdochten. s. Klopf- G. —
Dōhnen-: Dohne (s. d.): Diesen Strohgimpel [Dummkopf] . . in euer D. zu verstricken. Tieck A. 1, 220. —
Eīn-: In-G. Döbel 4, 14a. —
Eīnschuß-: Schuß-G. Karmarsch 1, 148. — Eīntrags-. G. 19, 51. —
Fáll-: das niederfallend das Wild fängt. — Físcher- [2]. Hes. 26, 5; Döbel 4, 98a etc. — Flách- [2]: flach auf die Erde gestecktes Garn, Steck-G. —
Flīēgen-: über Pferde etc. gedeckt, um die Fliegen abzuhalten, Fliegennet. — Flīēß-[2: Art Fischer- G. — Glócken- [2]: zum Fang der Repphühner im Winter. s. Glocke 4f. — Grōß- [2]: großes Wurf- G. — Grúnd- [2]: Fischer-G. mit schwerem Gesenk, das den Grund oder Boden streift. — Hánd- [1]: im Ggstz. zum Maschinen-G., das mit der Hand gesponnene. — Hä́nge- [2]: Vogel-G., das an die Durch- und Zugänge aufgehängt wird. JP. 1, 19. — Hêbe- [2]: im Ggstz. von Flach-G.: Die Netze wurden gesteckt, das H. zurecht gelegt. vHorn rhD. 2. 26. — Hōch- [2]: hochgestelltes Garn zum Fang von Repphühnern. bsbe 2, 19s. — In- [2: ein zwischen den Spiegeln befindliches busiges Garn in den Steckgarnen. 197; 4, 99b. — Jāgd-, Jǟger- [2]. — Kābel- [1]: woraus die Kabeltaue gefertigt werden. s. Ducht. — Kāmel-, Kä́mmel-: Kammwoll-G., namentl. das aus dem Haar der Kämmelziege (s. d.), Kamelhaar, u. vgl. Kamelott. — Kardūs- [1]: (seem.) zweidrähtiges ungetheertes Garn zum Zusammennähen der Kardusen (s. d.). — Kétten- [1]: in einem Gewebe die Kette bildend, Ggstz. Schuß-G., draller als dies und in entgegengesetzter Richtung gedreht. — Klêb(e)- [2]: Garn, in welchem die hineingejagten Vögel, Schnepfen, Lerchen etc. kleben, d. i. hängen bleiben; auch Art Grund-G. — Klópf- [1]: weichgeklopftes Baumwoll-G., z. B. zu Dochten. — Klöppel- [1]: zum Klöppeln dienend. — Kóffer- [2]: kofferförmiges Fischer G.; Sack-G. — Kúppel- [2]: leichtes Wild-G. — Lāūsch- [2]: feines Netz, Hasen und Füchse zu belauschen oder zu beluchsen, Lug-G., Lücken- G., weil sie vor die Lücken in den Lappen gestellt werden. — Lēīk- [1]: (seem.) feines Hanf-G., das Leik (s. d.) zu nähen. —
Licht-: Docht-G. — Līēn- [1]: (seem.) Hanf-G. zur Fertigung der Leinen, der Loggleine etc. — Lōth- [1]: sehr feines Leinen-G. von geringem Gewicht. — Lücken-, Lūg-: s. Lausch-G. Marīē(e)n-: Marienfaden (s. d.). — Máschen- [2]: maschiges Garn. V. Hor. 1, 306. —
Maschīnen-: Ggstz. Hand-G. (s. d.). — Mücken- [2]: s. Fliegen-G. und: Mit weißem, lose gedrehtem, sogenanntem Muggengarn. G. 19, 133. — Mylt- [1]: Art Hand-G. Möser Ph. 1, 115. — Nácht- [2]: zum Fang von Lerchen, Wachteln etc. bei Nacht. Döbel 2, 207. — Nǟh- [1]: zum Nähen. —
Néssel-: s. Nesseltuch. —
Plátt-:
1) [1] Art platten Leinengarns zum Stopfen, Stopf-G. —
2) [2] Plattnetz. — Préll- [2]: Spiegel-G.; Garn zum Fuchsprellen etc. — Rād(e)- [1]: mit einem Rad gesponnen, vgl. Brief- G. — Sáck-: Koffer-G. — Schêr- [2]: zur Scherung dienend, Ketten-G. — Schīēmanns- [1] (seem.) aus alten Tauen gefertigtes grobes, lockres G. — Schīēr- [1]: Art Hand-G. Ph. 1, 115. — Schlāg(e)-: Fall-G. — Schlépp-: Zug-G. — Schnápp- [2]: Bauerhamen, ein viereckiges Fischernetz. — Schúß-: s. Ketten-G. — Sêgel- [1]: (seem.) zum Nähen der schweren Segel; zuw. verderbt: Siegel-G. — Schnēē- [2]: Schneehaube. — Sénk- [2]: mit Bleistücken ins Wasser gesenktes Fischer-G.; auch = Schnapp-G. — Spīēgel- [2]: mit spiegelförmigen Maschen. — Stéck-: Flach-G. — Stéll- [2]: ein über den ganzen Fluß gestelltes Netz mit doppelten Spiegeln. — Stíck- [1]: zum Sticken. — Stópf-: s. Platt-G. 1. — Stōß-:
1) [1] (seem.) zum Ausbessern der Taue. —
2) [2] Kleb-G. mit drin angepflöckter Taube, drauf stoßende Raubvögel zu fangen. — Strēīch-: Nacht-G.; Zug-G. — Strích-: Spiegel-G. zum Forellenfang. — Stríck- [1]: zum Stricken. — Tāge-: Kleb-G., vgl. Nacht-G. — Tākel- [1]: getheertes Segel-G. zum Betakeln und Bindseln. — Trēīb-: Grund-G., in das die Fische getrieben werden. — Tréns- [1]: (seem:) zum Trensen der Taue. — Vōr- [1]: das auf der Vorspinnmaschine gefertigte Vorgespinnst. — Wúrf- [2]: trichterförmiges Fischergarn mit Bleikugeln am weitern Ende, das, ins Wasser geworfen, schnell sinkt und die angetroffnen Fische einschließt. — Zéttel-: Ketten-G. — Zīēh- [2]: zum Zuziehn, z. B. Hänge-G. — Zūg- [2]: Zieh-G., nam. Fischwathe, auch übertr.: Sich aus dem Netz seiner Geschäfte oder vielmehr vom Z. seiner Umtriebe loszumachen. Kl. 2, 4; Gefangen im weiteinschließenden Z. Il. 5, 487 u. ä. m.
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