Faksimile 0548 | Seite 540
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gärben
Gä́rben, tr.:
eig. gar (s. d.), fertig machen, zubereiten, z. B.: Mich haben die Zeiten gegerbt [s. 1a], ich bin rauh aber fest, während Andre, früher gleichgesinnt mit mir, der Essig des deutschen Liberalismus so mürbe gebeizt hat, daß sie an dem gelinden Feuer gnädiger Augen in wenigen Minuten gar geworden. Börne Franz. 6 etc., jetzt meist nur noch üblich in besondern techn. Anwendungen:
1) Häute zu Leder zubereiten. Knapp Techn. 2, 519 ff.; Karmarsch 2, 569 mit oder ohne Obj.: Mit Lohe, Alaun, Fett g.; Häute, Leder g.; Sämisch [s. d.] gegärbte Felle, Leder etc. Auch übertr. z. B.:
a) Daß wir unter lauernden Fremden leben und unsre ehrliche deutsche Haut ein bischen fremdthuerisch g. müssen. König Jer. 1, 101.
b) Ein Stück, das weder zum G. [gewaltsamen Erschüttern etc.] des Zwerchfells (s. d.) noch zum Ausleeren der Thränensäcke dienlich sei. Börne 5, 265.
c) nam.: Einem das Fell (Reithard 317; V. Th. 4, 150), die Haut, den Buckel g., aus-g., durch-g., zer-g. etc.; ihn g., ab-, durch-, ver-, zer-g. etc. = gehörig durchprügeln (vgl. walken etc.): Wem man [als Recensent] das Fell gegärbt. Lichtenberg 4, 357; Wie haben da [in der Schlacht] die Gärber so meisterlich gegärbt! Uhland 418 (vgl. Heldenbuch 193 bei Frisch); Durchkneipt er uns die Haut, | gärbt uns zu Quark. V. Sh. 1, 87; 2, 250 etc.
2) Stahl g., raffinieren; mehrere Stangen zusammenschweißen u. ausschmieden. Karmarsch 3, 345; Krünitz 9, 482 etc.
3) bei mehrern Metallarbeitern: ein Metall glatt u. glänzend machen, brünieren, polieren. 4) Müller.: Korn, nam. Dinkel, Spelt g.: zwischen den Mühlsteinen aus den Bälgen drücken, s. Schm. 2, 65, u. Belege Frisch 1, 342a etc.; schwzr. = worfeln. Stalder 1, 441 (vgl. Ab-g.).
Anm. Ahd. garawan, mhd. gerwen, vgl. Brem. Wör- terb., Schm. etc., in der allgem. Bed. des Bereitens etc., nam. auch = sich kleiden, rüsten, so z. B. noch mundartl. Gärbe- (wie: Dreß-) Haus, -Kammer = Sakristei, wo der Geistliche sich ankleidet etc., vgl. engl. to dress, vgl. auch: Garen, Anm. Häufig die Schreibw.: gerben. Mundartl. mit starkformiger Abwandlung wie sterben etc., z.B.: So hölzern u. ledern, so abgegorben. Goltz 1, 327. Zu 1 vgl. das mundartl.: Tan(n)en, frz. tanner, engl. tan, s. Lohe, Anm. u. Tauen, s. Dauen, Anm. Mundartl.: G. = würgen an Etwas, beim Essen u. Erbrechen. Schm. 2, 65; Weinh. 26b, s. Gärberhund.
Zsstzg. nam. zu 1 u. 1c, z. B.: Áb- [1c], aber auch [4]: Tüchtig werd’ es [d. Korn] durchgetrieben, | abgegärbt und ausgefegt. Uhland 123.
Āūf-: gärbend aufbrauchen, z.B.: Alle Lohe a. Āūs- [1; 1c; 2]. Dúrch- [1; 1c]: seltner mit unbetonter Vorsilbe als untrennbare Zsstzg. = gehörig, durchdringend gärben. Ver- [1; 1c]: vgl. auch auf-g. Zer- [1; 1c]: Ich komm und zergärbe dich. V. Th. 4, 148, prügle dich zu nicht etc.