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Gang
I. Gáng, m., –(e)s; Gänge; Gängelchen, Gänglein; -:
das Gehn (s. d.), eig. u. übertr., das Sichfort-bewegen, der ungehinderte, nicht stockende Verlauf, den eine Sache nimmt etc., nam. auch mit Rücksicht auf die Art und Weise oder auf das Ziel, auch mit hervortretender Maßbestimmung: das einmalige Gehn bis zu einem Punkt des Ruhns u. zugleich: das durch ein solches Gehn Hervorgebrachte oder Beförderte; ferner ein für Gehende, allgm. für etwas in bestimmter, vorgeschriebner Längenrichtung sich Fortbewegendes oder Erstreckendes dienender Raum (s. 4), auch zuw. (s. 7) ausgedehnt auf den Inhalt desselben etc. Diese im Allgm. angegebnen Bedd. finden im Besondern folgende Anwendung:
1) eig.: das Gehn lebender Wesen, z. B.: Ich will dich . . leiten, daß, wenn du gehst, dein G. dir nicht sauer werde. Spr. 4. 12; Einen G. durch den Garten, ins Freie machen = gehen; Jch habe denn einmal wieder so mein Gängelchen durch das Land gehalten. Immermann M. 1, 276; Auch ein Gängelchen [Tänzchen] mit ihr zu machen. 3, 112; Der Bote verlangt für den G. 4 Groschen etc. So nam.:
a) in Bezug auf die Art u. Weise des Gehens: Einen am G. erkennen; Einen raschen, langsamen, leichten, schwebenden, schweren, schwerfälligen, plumpen, trägen, latschigen, schlotternden G. haben; Die gewöhnlichsten Arten des G–es beim Pferde sind Schritt, Trab, Galopp; Ein kapitales Pferd von angenehmen Gängen. Prutz 1, 143; 44 etc.; Hohel. 7, 1; Sir. 19, 27; Ihr hinkt .. Den G. müsst ihr euch abgewöhnen. Gellert 1, .; Wenn der Sommer [des Lebens] uns erreicht, | hinkt die Lust [personif.], im Winter schleicht | sie den Gang der Schnecken. Gökingk Liek. 58, u. so oft auch in Bezug auf Thiere, denen eig. kein Gehen beigelegt wird wie denn z. B. von kriechen, schleichen etc. das entsprechende Abstr. unüblich ist, vgl. Schlich u. s. 2, ferner Adler-, Schnecken-G. etc. Nam. biblisch gilt dieses G. auch wie das allgemeiner übliche „Wandel“ von der Art u. Weise des Handelns: Es stehet in Niemandes Gewalt, wie er wandle oder seinen G. richte. Jer. 10, 23; Es ist kein Recht in ihren Gängen. Jes. 59, 8 u. v., vgl. 2.
b) in Bezug auf das Ziel des Gehns, auf das dadurch zu Erreichende: Der G. zur Kirche, zum Traualtar; Der G. in die Stadt; Der G. nach dem Eisenhammer (Sch. 67); Der G. des Arztes zu seinen Patienten; Dem Arzt seine Gänge [Besuche] bezahlen; Vergebliche [s. Fleischer-G.] Gänge thun; Der Laufbursche geht alle Gänge für mich [besorgt Alles, was außerm Hause zu thun ist], s. Aus- G. 1. Mein erster G. war zu ihm; Nahm | zum Schloß des Gutsherrn seinen Gang. Ramler F. 3, 104; Das Mäuslein nahm die Gänge | nach seiner Höhl’ alsbald. Rückert Erb. 2, 101. Zuw. auch in Bezug auf Das, was Einem als zu Erreichendes bevorsteht, was man zu erwarten hat: Mönchlein, du gehst einen schweren Gang; Einem den sauern G. ersparen. Spindler St. 1, 43.
2) der Weg, wo Einer —, wo man geht, zu gehen pflegt, nam. auchin Bezug auf das dadurch zu Erreichende (vgl. 1b): Hier hat der Fuchs, der Marder (s. 19) seinen G.; Seine Falle ist gelegt auf seinen [des Gottlosen] Gang. Hiob 18, 10; Einen auf allen seinen Gängen verfolgen; Ich kenne all seine Gänge; Die Gänge und Schliche im Gebirg, durch den Wald wissen; Eure Gänge [Handlungsweisen, vgl. 1a] scheuen wenigstens den Tag. G. 9, 27 etc.
3) auch von leblosen Ggstdn, so:
a) ursprüngl. wohl personific., z. B. von den in bestimmter Bahn sich bewegenden Gestirnen: Die Sonn’ auf ihrem Gange | sah Größres nicht als Rom; Ehre das Gesetz der Zeiten | und der Monde heil’gen G. Sch. 55b etc., s. Auf-, Unter-G. So auch: Der Gang der Zeiten etc. Ferner: Nebel bezeichneten den G. [Lauf] des Neckars. G. 26, 64.
b) von Maschinen etc.: die ihnen eignende Bewegung: Die Mühle ist, bleibt im G., kommt in G., wird in G. gebracht etc. (s. c).
c) überhaupt von Allem, was in bestimmter Weise seinen Verlauf nimmt, fortschreitet etc. (s. a und b): Etwas ist im G., ist in Bewegung, in Thätigkeit, im Fortschreiten, naht der Verwirklichung, rückt vor, dehnt sich aus etc.; In (zuw. zu) G. kommen, bringen, setzen; Ich kann damit nicht zu G. kommen, vgl.: in (zu) Stand; Einen bestimmten G. haben, nehmen, in der angegebnen Weise fortschreiten, verlaufen; Einer Sache ihren G. [ihre natürliche, ungehinderte Entwicklung] lassen, nicht in ihren G. eingreifen etc.; Der Plan, das Gerücht ist im G.; Der Krieg, der Streit, der Proceß, die Gärung ist in vollem G.; Die Blattern sind im G., grassieren; Diese Münze ist nicht mehr im G. [im Umlauf, Kours, gäng]; Die alte Mode kommt wieder in G. etc.; Das ist einmal der G. [Lauf] der Welt; Der G. unsres Rechtsverfahrens ist schleppend; Der G. des Verses wird durch die Spondäen kräftig etc.; Da war zu G. das Schlachten, | das 30jährig ward. Freiligrath Garb. 122; Urtheil, welches .. durch Reisende besonders in den G. gekommen. G. 24, 171; Nun setzte sie sich recht in den G. [schickte sich an], um gegen mich zu arbeiten. 28. 371; Die Naturwissenschaften haben sich .. erweitert, aber keineswegs in einem stätigen G–e [Fortschritt]. 39, 70; Die Sache schleppt sich ihren alten G. 233; 310; Was das Theater für einen wunderlichen und erzdeutschen G. nimmt. Sch. 2, 20; Manches, das bei mir in Stocken gerathen, wieder in einen lebhaften G. zu bringen. 1, 10; Weil diese Lawinen ... nicht soviel Luftzug erregen oder, wie die Älpler zuweilen sagen, nicht soviel G. haben. Kohl A. 3, 26; Jedes .. arbeitete seinen G. fort. Möser Ph. 1, 124; Als nun der Zug [der Karavane] im G. war. Rückert Mak. 1, 93; Dieser fortströmende G. des Gedichts mußte in der Übersetzung durch .. Ruhepunkte unterbrochen werden. Sch. 28a; Es ist dem G–e der Natur gemäß. 1010a; Aber die Welt ging ihren G. Thümmel 1, 5; Da die Sachen schon so weit | gekommen sind, ist keine Möglichkeit, | als ihnen ihren G. zu lassen. W. 11, 203; Das Recht muß seinen G. haben. Zinkgräf 1, 78 etc.
4) ein langer, schmaler, an den Seiten eingeschloßner Weg für etwas darin sich Bewegendes oder der Länge nach Erstreckendes, z. B.: Dringen solche Farben in die Gänge [Poren] der Körper ein. G. 39, 32; Als nun am vollsten der Drang war und am schmalsten der G. war [der von den sich Drängenden freigelaßne Raum für die Durchgehenden]. Rückert Mak. 1, 55 etc., s. nam. 5; 6; 7a; 9; 10; 16; 17b; 19d. Ferner in best. technischen Anwendungen, so:
5) Anat. und Bot. (4): Röhren und Kanäle für darin bewegte Flüssigkeiten; eine sich lang dehnende Offnung, oft als Verbindung verschiedner Theile etc., s. 14 und Zsstzg., z. B. auch: Der natürliche G. [für die Erkremente, s. Aus-G. 2b]. Matth. 15, 17.
6) Bauk. etc. (s. 4): ein neben den Zimmern oder Gemächern etc. hinlaufender, zur Verbindung der verschiednen dienender schmaler Raum, Gallerie, Koridor etc., allgemeiner: jeder eine Verbindung herstellende Weg, s. 9 etc.: 1. Kön. 6, 6; 10; 2, 16, 18; Hes. 41, 5 ff.; Die Gänge, auf denen sie gespielt. G. 20, 12 etc., vgl. von Ameisen: Dieses Gängelchen und jenes Kämmerchen. Immer- mann M. 12, 93.
7) Bergb.:
a) (4) langgedehnte Spaltungen und Trennungen des Gesteins, die mit einer von dem Nebengestein verschiednen Masse ausgefüllt ist und diese Masse selbst: Edler [erzhaltiger] G., im Ggstz.: tauber G.; Fauler (s. d. 1d) G., motziger [kurzer] G.; Sahlband, Ablösung, Harnisch, Besteck eines G–s; Der G. kommt aus seiner Stunde = verändert sein Streichen; Der G. keilt sich aus, spitzt sich zu, zieht die Füße an sich, hört (keilförmig auslaufend) auf; Der G. thut sich auf, seine Mächtigkeit wird größer, Ggstz.: er verdrückt sich; Der G. zertrümmert sich, zerspaltet in mehrere Theile; Der G. wird verworfen, von einem Durchsetzer (s. d.) abgeschnitten; Ein G. fasst viele Geschicke an sich; Die Gänge schleppen sich, schaaren sich, rammeln sich; Streichende, fallende, stehende, schwebende, gestürzte, donlege Gänge etc.; Es hat das Silber seine Gänge. Hiob 28, 1; Durch diese ganze Masse nun schneiden stehende, seigere Gänge durch ..., sie streichen in der zweiten Stunde, sind an sich zinnhaltend ... Das was sie Klüfte (s. d. 1d) nennen. Man könnte sie auch für Gänge ansprechen. G. 40, 206; 240; Gänglein, das durch einen sehr klemmigen Stein streichet. Matthesius L. 209b; auch übertr.: Den Hang und G. dieses außerordentlichen Geistes. G. 21, 240; Da habe ich den edelsten G. meines Herzens erschürft etc. Novalis 1, 65.
b) s. 3: Der G. eines Hohofens heißt gar, wenn die Hitze den nöthigen hohen Grad einhält, im Ggstz.: Roh-G.
8) Fechtk.: das einmalige Fechten bis zum Ruhepunkt, vgl. 11 und Lehr-G.: Beim zweiten G–e stürzte der Hauptmann. Börne 2, 153; Ich hab ihm den Kampf angeboten ..., aber er wollte kein Gänglin mit mir thun. Luther SW. 61, 105; Rückert Rost. 103a; Ich fecht’ erst diesen G. Schlegel Haml. 5, 2 etc.
9) Festungsb. (s. 4u. 6): Unterirdische Gänge, Minen etc.
10) Gärtn. (s. 4): der Weg zwischen den Beeten zum Gehn, nam. auch solche Wege zwischen Baumreihen etc. = Allée (s. d.): Mit Kies, mit Sand bestreute Gänge, Kies-, Sand-G.; Meine grünen Gänge an dem Ufer. Hölderlin H. 1, 65; Ging .. in den schattigen Gängen auf und nieder. Tieck 16, 239; G. 13, 256 etc.
11) Kochk.: die Gesammtheit der auf einmal aufgetragnen Gerichte, Tracht, vgl. 8: Ein Gastmahl von 12 Gängen; Den Schlaf ..., den zweiten G. der großen Natur, das leckerste nahrhafteste Gericht beim Gastmahl des Lebens. B. 295a.
12) Müller.:
a) das jedesmalige Gehn des zu Mahlenden durch den Rumpf, das Aufbringen oder Aufschütten etc. und auch das dadurch gewonnene Erzeugnis: Das Schrot kommt vom ersten G., ist der erste G. etc.
b) das sämmtliche zu einem Mühlrad gehörige Getriebe und Werk: Eine Mühle von 3, 4 Gängen etc.
13) Mus.: Lauf, eine Reihe auf einanderfolgender Töne als ein Ganzes: Melodien, Gänge und Läufe. G. 16, 149; Thiere, die sich nach gewissen Tönen oder Gängen von Tönen freuen. H. 13, 69; Die Gänge der Melodie. 73; Gänge und Kadenzen. Immermann M. 3, 238; Die Nachtigallen nahmen ihre blitzenden Gänge hinauf etc. Kinkel E. 32.
14) Naturgesch.: s. 5; Gänge [Windungen]einer Schnecke, s. 16; eines See-Jgels, zum Hervorstrecken der Fühlfäden etc.
15) Perückenm.: die auf einmal um die Fäden herumgeschlungnen Haare, vgl. 18.
16) Schlosser etc.: das Gewinde einer Schraube; so auch einer Schnecke (s. 14); G. der Wasserschraube etc.
17) Schiff.:
a) der Weg eines Schiffs beim Lavieren.
b) eine Reihe gleichbreiter Planken etc. vom Vorbis zum Achtersteven (vgl. 19d).
18) Weber.: eine gewisse Anzahl Fäden in der Kette oder dem Aufzug: In Deutschland benennt man die Webeblätter gewöhnl. nach Gängen, wobei 40, seltner 48 Kettenfäden auf einen Gang gerechnet werden. Karmarsch 3, 600, vgl. G. 19, 46.
19) Weidm.:
a) Der G. eines Wilds vom Feld zu Holz; Das Wild macht Gänge, läuft hin und her etc., s. 2.
b) die Spur, Fährte der Marder, Iltisse etc.
c) Schritt, wie früher allgm., s. Hiob 14, 16; 2. Sam. 6, 13 etc.
d) eine Reihe aufgesteilter Klebgarne = Wand (vgl. 17b).
Zsstzg., vgl. die von gehen, auch von Fahrt, Lauf etc. und nach dem Obigen und den folgenden Beisp. leicht zu mehren: Áb-:
1) das Abgehn (o. Mz.):
a) das Sich-Fortbewegen von einem Ort: Der A. des Boten, der Post, des Briefs, des Schiffs etc.; Kurz vor A. des Zugs auf den Bahnhof kommen; Der Schauspieler wurde beim A. [von der Scene, s. 2] beklatscht; (bergm.): Die Seifner nehmen A., machen Schicht etc.; Gott behüte meinen Ausgang | und meinen Nachhausgang, | meinen Ab- und Zugang | und meinen letzten Ruhgang. Rückert Mak. 1, 94 ff.
b) auch: Der A. aus diesem Leben, der tödtliche A., das Sterben.
c) das Weggehn, Scheiden aus einer Stelle oder Stellung: Der A. eines Schülers zur Universität, eines Lehrers von der Schule, eines Schauspielers vom Theater, eines Dienstboten von seiner Herrschaft etc.
d) kaufm.: = Absatz, das Weggehn einer Waare durch Verkauf an die Käufer: Die Waare, meton.: Der Kaufmann hat guten, schlechten, großen, geringen, keinen A. etc. G. 20, 37; 24, 28; 12, 22.
e) der Zustand, wo Etwas abgeht oder Einem abgeht, das allmähliche Verschwinden, Aufhören, Außer-Brauch-Kommen, die Abnahme, der Verfall, Mangel etc., s. 4a: Gebräuche kommen, gerathen in A., z. B. JoMüller 24, 357 etc.; In A. der Nahrung kommen, gerathen, gebracht werden; A. an Etwas, z. B. an Proviant, an Kräften, am guten Namen leiden; A. an Geld schlägt nieder. Merck’s Br. 1, 221; Das Korps that aus A. des Soldes einen Einfall in Böhmen. Sch. 888b; Es gehört ein Wirth dazu, wie er war, damit ein Gast, wie ich bin, nicht bei Tisch den A. [das Fehlen] eines Dritten bemerkt. Thümmel 4, 213; Nach dem A. [Aussterben] der männlichen Linie etc. Mehr mundartl., ver- alt.: Eins der Geschlechter, die im A. sind, eine Familie am Abdorren. Gotthelf Sch. 39; Dardurch .. die Klöster an ihrem Einkommen bekränkt und zu A. gefürdert worden. Stumpf 353b; Von der letzten Zerstörung und endlichem A. dieser Stadt. 691a etc.
2) Theater: der Schluß einer Scene in Bezug auf den von dem abgehenden Schauspieler dadurch zu erreichenden Effekt: So kann es einen geschickten A. geben. Danzel 521; Wenn am Ende einer langweiligen Scene .. eine Krafttirade heraussprudelt . .. und der Schauspieler wie ein Sturmwind in die Koulissen saust, dann donnert es im Parterre krrrr! und Das ist ein A. Kotzebue NSch. 10, 505; Auf Abgänge zu spielen. Palleske Sch. 1, 163 etc.
3) Ort, der abseits, abwärts führt (veralt., mundartl., vgl. Durch-, Ein-G. etc.): Aber es zeigte sich nirgend dem Aug’ ein möglicher A. [abwärtsführender Weg]. Baggesen 1, 264; Besondere Nebenlöcher und Abgäng vom Nest hindann, darein sie ihr Nothdurft thun. Stumpf 610b; [Im Labyrinth] Abgäng’, Durchgäng’ und Irrung mehr. Zwingli 3, 246.
4) etwas Abgehendes:
a) etwas Mangelndes, Fehlendes, Verlornes, der Verlust, vgl. 1e: Den Homer ohne Zusatz und A. poetisch zu verdeutschen. B. 158a; Mußte .. allfälliger A. ersetzt werden. Gotthelf U. 2, 8; Ohne A. oder Vermehrung. Kant 8, 73; Das Domkapitel, welches für mehrere dgl. Abgänge besorgt sein mochte. Möser Osn. 2, 74; Den A. ersetzen. Thümmel 2, 179; Sie konnte die ihre [Seele] verlieren, | es würde kein Mensch den geringsten A. spüren. W. 15, 80 etc.
b) in der Küche und bei vielen Handw. = Abfall; Das, was als unbrauchbar oder minder brauchbar von einer Sache abgeht, vgl. Abschnipperling, Abschnitzel, Gekrätz, Minsel etc.: Von Küchenabgängen und allerlei Unrath. G. 23, 292; Absude u. Tafelabgänge. Gutzkow G.16 etc.— Soauch: Abgänglein, Abgängling und Abgängsel.
c) Arzn.: unzeitige Leibesfrucht, die abgeht. Frisch, nach Grimm auch A–ling. Ggstz. Morgen-G. (s. d.). Ādler- [1a]: Adlerflug. Sch. 4b. ein dem Ernst, der Würde des Amts gemäßer Gang; aber s. auch Lebens-G. Kinder sind ein guter A., so nennt man die erste Begegnung [das Einem auf dem Weg zuerst Entgegenkommende als Vorbedeutung]. Auerbach Barf. 10; Steub DTr. 1, 21; auch Wider-G. s. Benecke 1, 475 ff.; Grimm Myth. 1072. Veralt. = Anfang FCO (s. Tieck NovKr. 1, 37 und Auf-G. 2a), auch: Du thust einen harten A. Stilling 3, 125, nimmst einen Lebensgang, auf dem dir Hartes bevorsteht. das Aufgehn (s. d.), die Zeit, der Ort desselben, auch zuw. das Auf- oder Draufgehnde (vgl. Aufwand), nam.:
Ābend-: Āmts-: Án-: Āūf-:
1) das Emporgehn, in-die-Höhe-Steigen: Den weiteren A. | nicht zu beschleunigen, sondern mit ihm schritthaltend zu steigen. Baggesen 1, 138; 82; Beim A. des Kolbens. Karmarsch 2, 888 etc.
a) so auch übertr. (s. 2 und 3): das Emporkommen, Wachsen: Den Samen, den die Freunde ausstreuten, zum A. zu bringen. Gutzkow R. 9, 377; Möchtest du nicht untergehen in dem neuen A–e, den du ahnest? Lewald W. 3, 159; Mitten im A–e des Lebens. IP. 22, 179 etc., und mehr mundartl. (vgl. Aufnahme): Zum Dank, daß er den Hof in A. [empor] gebracht. Gotthelf U. 2, 317; Die Stadt, die .. neu angefangen und in glücklichem A. stund [sich hob]. Stumpf 71b etc.
2) am häufigsten aber von den aufgehnden, am Horizont erscheinenden Gestirnen: Der A. der Sonne, des Monds etc.; Sonnen-Auf- und Untergänge | preisen Gott. G. 31, 156; Er malte mehrere Sonnenaufgänge etc. Selten von dem Erscheinen (s. a) der von Wolken verdeckt gewesenen Sonne etc.: Seit Wieder-A. der Sonne war das Wetter so lachend. Mundt Rob. 1, 58.
a) übertr.: Jeder Gegenstand scheint uns beim ersten A–e [Erscheinen] bemerkenswerth. Kohl E. 1, 2; Wenn das Geschick | im A. deines Ruhms dich fallen lässt. Weiße, = im Anfang, vgl.: Die Welt vom A. bis zum Ende. Mühlpforth 2, 70, und Umgekehrt zu 2b: Vom Anfang der Sonnen | bis zu dem Niederstand. Uhland V. 910.
b) oft die Gegend des Aufgangs, Osten und die östlichen Länder, Orient (s. 4): Gott . . rufet der Welt vom A. der Sonnen bis zum Niedergang. Ps. 50, 1; 75, 7; 107, 3 etc.; Du, dem zu Lieb Eugenius | des A–s [Türkenreichs] Untergang verschoben. Günther 131; 608; 733; Jhn, und wär’s am fernen Sonnen- A., | wär’s am Sonnenuntergang, zu suchen. Platen 4, 278; Des A–s blumengleiche Braut. Ramler 304; Wandle .. immer nach dem A. fort. Sch. 48a; V. 3, 8 etc.
3) das aufsteigende Licht, Gestirn (s. 2) etc., so bibl.: Der A. aus der Höh und der den Cherubinen | gegeben ihren Schein [Christus]. Opitz 1 11, s. Luk. 1, 78. Ahnl.: Der hellere A. der Künste und Wissenschaften (s. 1a). H. Ph. 13, 243; Komm .. Karol, komm! .. du längst gewünschtes Licht! | dein Anblick hat mir alles Leid versüßet. | O A. neuer Lust, der mir aus Osten bricht! Weichmann 2, 7.
4) der Ort des Aufwärtsgehns, das Aufwärtsführende (s. 2b und vgl. Auffahrt etc.): Doch erfand man einen leichtern A. auf die Höhe. G. 15, 60; Der Treppen-A. entsprach .. dem Charakter des .. Baues, es waren 2 Aufgänge, die links oder rechts zu demselben Ziele führten. Gutzkow R. 3, 79; Der Ein- oder Aufgang dahin vom Gardasee aus. Kohl A. 2, 229; Die Aufgänge zum Wall verschlossen gehalten. Rüstow gK. 203; Den A. zur Terrasse. Stahr Jahr. 1, 360 etc.
5) das Aufgehn, Sich-öffnen: Der A. des Eises; Beim ersten A. der [belagerten] Stadt. König Kl. 3, 308 etc.
6) das Draufgehn, der Aufwand, das Verbrauchte, Aufgewendete, die Kosten (veralt.): Neben dem A. in Küch und Keller über 14000 Thaler gestanden. Schweinichen 3, 83; Die Rechnungen des A–es. ebd. 2, 178 U. v. Āūs-: das Ausgehn (s. d.), nam. mit Bezug auf den Ort, die Zeit, die Art desselben:
1) das Ausgehn aus dem Aufenthalts- oder Wohnort, aus dem Hause etc.: Nach dem A–e der Kinder Jsrael aus Ägyptenland. 2. Mos. 19, 1; Behüte deinen A. und Eingang. Ps. 121, 8; In drei Tagen hoffe ich [nach der Krankheit] meinen ersten A. machen zu können. Forster B. 2, 640; Der junge Herr ist von einem A. zurückgekommen. Gutzkow Lenz 49; Hatte einige Ausgänge [1b] zu besorgen. Hackländer Stillfr. 1, 147; 2, 15; Benedir 1, 150; Daß sie ihn .. zu einem unverschieblichen A. in die Stadt erwartete. König Jer. 2, 272; Sie wissen, daß mein meister A. zu Madam Sch. ist [1b: daß ich diese am häufigsten besuche]. L. 13, 351, vgl.: Das Haus des Schmied Jakob Bomüller, das war der „A.“ des Aloys. Auerbach D. 1, 5, das, wohin er regelmäßig ging etc.; Der A. des Wilds [aus dem Wald], auch Hinter- G. etc.
a) auch: Die Waaren werden beim Eingang ins Land und beim A. [aus dem Lande] versteuert, daher zuw. = Ausgangszoll.
b) der Ort, der aus einem umschloßnen Raum herausführt (s. 2): Hier ist der Eingang zum Theater und drüben der A.; Alle Ausgänge find besetzt; Eine Sackgasse, die keinen A. hat; Dem Wasser den A. versperren; Der A. [s. 2, Mündung] eines Flusses. Micrälius Pomm. 1, 29, aber auch = Quelle, die Stelle, wo er aus der Erde heraustritt. Seume Sp. 70; Ausgänge [s. 2] der Grenzen. 4. Mos. 34, 8 ff.; Sich in Irrgänge einlassen, aus welchen man keinen A. fände. G. 39, 312; Wo so ein Köpfchen keinen A. sieht, | stellt es sich gleich das Ende vor. 11, 147; Die üppige Gewalt des Adels zu brechen, war kein A. natürlicher. Sch. 777b [ungewöhnl., aber auch nur als Druckf. statt Ausweg, wie es an der Stelle im „teutschen Merkur“ und in der Ausg. von 1788 richtig heißt]; Den natürlichen A. [5]. Luther 1, 304a, vgl. veralt.: A. = Ruhr. Graff 4, 102. Ungewöhnl.: Mit deiner einen Hand nach dem A. [Aufgang, Ort, wo die Sonne heraustritt] der Sonnen, mit der andern nach deren Niedergang tasten. Zinkgräf 1, 297.
c) das beim Herausgehn der Gemeinde aus der Kirche gespielte Orgelstück.
2) A., dem vordern Ein-G. (Anfang) entgegengesetzt = Ende (s. 1b u. 3), z.B.: Sie haben Alle einerlei Eingang in das Leben und gleichen A. Weish. 5, 7, u. zwar:
a) das aus Etwas hervorgehnde u. es abschließ. Ende, vgl. „Erfolg“, das aber nur aufein Thun u. das der dabei beabsichtigten Wirkung entsprechende Ergebnis sich bezieht: Der A. des Romans, der einen so großen Erfolg gehabt, entspricht den Erwartungen, die der Anfang erregte, nur sehr wenig; Das nimmt einen (keinen) guten A.; Der A. wird’s zeigen; Etwas zum gewünschten A. bringen; Bis A–s [s. b] der Sache. Hebel 3, 88; Im Himmel | hangen des Sieges Ausgäng’ an der Hand der Götter. V. Il. 7, 102; Ängstlich zwischen Furcht und Hoffen dem A. entgegensehen. W. HorBr. 2, 120; Der unglückliche A. dieser Schlacht. Zinkgräf 1, 316; All seine Ränke . . konnten diesen letzten Schicksals-A. des Menschen und des Königs ebensowenig verhindern. Stahr Par. 1, 212.
b) Ende einer Zeit: Das Fest der Einsammlung im A. des Jahrs. 2. Mos. 23, 16; A–s dieser oder Anfangs der nächsten Woche.
c) in Bezug auf gesprochne, geschriebne, gedruckte Worte etc.: Der A. [Schluß] eines Verses; Man begegnet in der Prosa häufig Hexameter-Ausgängen; Die volltönenden Vers-Ausgänge. Knebel 3, 72; Ein Wort am A. der Zeile brechen; Bei Absätzen .. wird bei der Schlußzeile ein sogenannter A. gemacht etc. Franke Kat. 54.
3) das Ausgehn oder zu-Ende-Gehn von Etwas: Der A. der Nahrung. Rückert Mak. 1, 13. Āūsführungs- [5]. Bǟren- [1a]. Bāūm- [10]: Börne 4, 119 etc., und zwar z. B.: Akacien-. Thümmel 5, 185; Pomeranzen-. W. 16, 99; Kastanien-, Linden-, Palmen-, Pappel-, Ulmen- G. etc. Be-:
1) die Art und Weise, wie man sich mit einander begeht (s. d. 2b): Wie gut war der B., was ich wollt, wollt’ auch er. Karschin 300.
2) s. Flur- G. 1 und Um-G. 1a. Bérg-: Erschöpft vom entsetzlichen B. Baggesen 1, 243 = Bergsteigen. Bēī-:
1) [7a] der sich bald mit dem Haupt-G. vereint, bald davon abgeht.
2) ein bei Etwas mit einwirkender Vorgang: Die Verdunstung des gefallenen Regens ist ein wichtiger B. für die Ordnung des Wasserhaushaltes der Natur. Volger EE. 335. Bíldungs- [3c]: die Art und Weise, wie Einer, wie Etwas fortschreitend sich bildet. G. 39, 63. Bítt-: Procession. Zelter 5, 428. Blāsen-[5]: Gallen-B. etc. Blēī- [7a]: s. Erz- G. Blūmen- [10]: Weg zwischen Blumen oder Blumenbeeten. Tieck 16, 302. Blūt-:
1) Blutfluß (s. d.). Matth. 9, 20 etc.
2) [5] Ader, Blutgefäß. Thümmel.
3) s. Erb-G. Bōgen- [6, 10 etc.]: gewölbter Gang, Arkade, Bogenlaube etc.: Mählich ver- engte sich und ward zum B. das Thal. Hölderlin H. 1, 89; Unter den Bogengängen des . . Waldes. 127; Im nächsten B–e [des Gartens]. Ramler F. 3, 43: 1, 169; Den weiten B. [des Palastes]. Sch. 34b; W. 11, 206; 20, 299 etc., auch [5] drei mit dem felsigen Theil des Schlafbeins verwachsne knöcherne Kanäle. Bōten-: Thut Botengänge um den Lohn. Hebel 3, 173. Brēīt- [17b]: Plankengang außer Bords zwischen dem Rahholz und dem obersten Bergholz; auch die Füllung der beiden untersten Berghölzer, in mehr niederd. Form Bregang, z.B. Hausbl.(56) 1, 453. Brúst- [5]: Milchbrustader. Būchen- [10]: s. Baum-G. Matthison 27. Déck- [9]: bedeckter Gang. Dónner-: brausend ungestümer Gang. G. 11, 13: Sch. 8b, s. Welter-G. Dūr- [13]: vgl. Moll-G. Dúrch-: das Durchgehn (s. d.) und der Ort desselben: Waaren beim D. verzollen (vgl. Aus-G. 1a); Ein ehemaliges Thor und seit Erweiterung der Stadt ein offener D. G. 20, 230; Nach jenem D. hinzustreben, | um dessen engen Mund die ganze Hölle flammt. 11, 32; Über die Apenninen war in dieser späten Jahreszeit kein D. zu wagen. Sch. 837a etc. Astron.: Wenn Merkur oder Venus, von der Erde gesehen, auf der Sonnenscheibe erscheint . ., so nennt man Dies einen D. oder Vorübergang. Littrow 794. Der Kalkspath ist durch einen ausgezeichneten dreifachen Blätter-D. charakterisiert etc. Eīn-: Ggstz. von Aus-G. (s. d. und vgl. eingehn), z. B.:
1) Den E. und die Vorburg der Höllen. Fischart B. 120b; Über dem Haupt-E–e des Mün- sters. G. 31, 8; Den E. überall, nur nicht durch die Thüre suchen. Z. 2, 243; Ein . . Thal, von den mannigfaltigen Eingängen in den Wald .. gebildet. FHJacobi 5, 143; Mit Husten und Scharrsüßen suchte der Supplikant den E. zur Rede. Thümmel 7, 158; Der E. |Entree, Eintrittsgeld] für Talma’s Darstellungen. Tieck DrBl. 2, 285; Die im E. (oder E–s) erwähnte Schrift; Seine Gründe finden keinen E. etc.
2) das Eingehn, zu-Grunde-Gehn z. B. wortspielend: „Soll man E. [1] wünschen guten Sitten?“ Nein, daß sie nie eingehn. Rückert Mak. 2, 55.
3) eingegangne, eingelaufne Briefschaften, Akten etc., vgl. Einlauf: Er setzt sich an den Tisch, weil mehre der Eingänge für ihn bestimmt sind. Gutzkow Lenz 59.
4) (veralt.) Scene, Auftritt, s. Abhandlung. Einhêr-:
1) das Einhergehn. 2) seltner = Hergang (s. d.): Dem ganzen E–e die . . feierlichste Würde zu geben. Immermann M. 2, 328; Begriff diese Einhergänge nicht. 3, 103; 420 etc. Eīs-: das Treiben der Eisschollen beim Aufgehn des Eises: Den E., der wie Klirren | von tausend Panzern dröhnt. Freiligrath Garb. 99; Verherend ist dein E. aufgebrochen. Lenau Alb. 14. Eīsen- [7a]: s. Erz-G. Erb-: Erbfolge. Auerbach D. 4, 60; 146, auch insofern sie auf Blutsverwandtschaft begründet ist, mund- artlich Blut-G. Erz- [7a]: erzhaltiger Gang, auch übertr. Möser Osn. Vorr. 26; Vogt Köhl. 22. So: Gold-, Silber-, Zinn-G. etc. Fáll-: (Fischer.) eine Abtheilung und Abgrenzung des Fischwassers. Féchter- [8]. Fêhl-:
1) vergeblicher Gang: Bleiben Sie .. zu Hause, damit mein erster Gang in Hamburg kein F. wird. L. 12, 460.
2) Gang auf falschem Wege. Fēīer-: Procession etc. Féld-: Gang nach dem Felde, z. B. des Wilds (s. Kirch-G.); auch, das Feld zu besichtigen etc.; auch: Abzugsgraben. Féls(en)-: Gang zwischen oder durch Felsen. Stolberg Gd. 25. Fétt- [5]. Flách-:
1) [17b] die das Flach des Schiffs bedeckenden Außenplanken.
2) s. Morgen-G. Flēīscher-: Fehl-G. (1): Was nützen diese Fleischergänge? Lichtwer 17; L. 10, 74 etc. Flūr-:
1) die feierliche Besichtigung der Dorf- oder Stadt-Flur etc., auch Begang, Flur-Begang.
2) [6] Korridor. Fólge-: der Gang der auf u. aus einander folgenden Ereignisse: Das Übrige dem F. u. Schicksalüberlassen. G. 19, 170. Fórt-: das Fortgehn (s.d.) sowohl das Weggehn (Weg-G.) als auch das Weitergehn, Sich-weiter-Verbreiten, Fortschritt: Nach dem F. (Weggang) der Fürstlichen bewegte man sich freier in der Gesellschaft. Die Sache hat keinen F., stockt; Als er gegen ihre [der Revolution] Fortgänge eiferte. Gervinus Lit. 5, 387; Synthetischer F. von den einzelnsten Theilen zum Ganzen. Raumer Päd. 3, 1, 81; Jemandes F. Einhalt thun. W. 15, 117etc. Frǖh-: Gang zu früher Zeit, nam. weidm. des Hirsches zu Holz im Ggstz. Spat-G., den er erst kurz vor Tages Anbruch macht. Fūß-: (selten) Fußsteig; auch: Eine halbe Stunde F–s. Stumpf 405a; 547 etc. = eine Strecke, wie man sie zu Fuß in ½ Stunde geht. Gállen- [5]: s. auch Blasen-G. Gä́nse-:
1) [1a] watschelnder Gang.
2) Gänsemarsch (s. d.). Gä́rb(e)- [12b]: zum Gärben (s. d. 4) oder Enthülsen des Dinkels. Gárten- [10]. Gāūmen- [5]. Gedánken-: Jdeengang. Gehȫr- [5]: Gänge im Ohr; Der innre G., Trommelhöhle. Gēīstes-: der Weg, den der Geist in seiner Entwicklung nimmt: Jhren eigenen großen G. gehen. G. 3, 305. Gelä́nder- [6]: Galerie. Geschä́fts-:
1) Gang, den man in Geschäften macht.
2) Geschäftsordnung, die bestimmte Weise, in welcher Geschäfte vor sich gehn etc. G. 27, 55; Gutzkow R. 4, 411. Glās- [6]: Durch einen bedeckten G. 3, 78 = mit Glas bedeckten Gang. Grāūpen- [12b]: zur Verfertigung von Graupen, wie Ol-G. von Ōl, Mahl-G. von Mehl etc. Hāār-: ein abgegrenzter Streif im Pelz: Die weißgelben Füchse mit schwarzen Haargängen. Tschudi Th. 422. Hárn- [5]: den Harn aus der Niere in die Blase leitend. Hāūpt-: hauptsächlicher Gang im Ggstz. der Nebengänge, s. auch Bei-G.; bei Schlossern auch das Laubwerk an Eisengittern etc. Hāūs- [6]. Hebel 3, 300. Hécken- [10]: vgl. Baum-G. Hēīm-: das Nachhausegehn, übertr.: Sterben. Pröhle J. 309. Hêr-: das Hergehn: Ich begegnete ihm auf dem H. zu dir; Hin- und Hergänge; auch: die Art, wie Etwas zugegangen, wie es dabei hergegangen: Was folgenden H. hatte. Auerbach Gv. 363; Bei diesem H. hat die Literatur nicht Weniges gethan. Monatblätter 2, 228b, und dann auch: etwas Geschehendes, insofern es sich aus einer Reihe einzelner Vorgänge zusammensetzt: Meines Lebens ganzer H. zeigt, | ich sei nicht von der Zahl gemeiner Menschen. Schlegel Sh. 6, 95; Den ganzen H. der Sache erzählen; Alle Hergänge mittheilen, vgl.: Einher-, Vor-G. 2b. Hervōr-: das Hervorgehn, z. B.: Der H. des Menschengeschlechts aus dem Zabismus. Schelling 2, 2, 279, s. auch Kirch-G. Hín-: s. Her-G.; Auf dem H–e nach unserm Wagen. Thümmel 4, 198; L. 10, 81; Christi H.: Himmelfahrt; Sein H.: Scheiden, Tod; Nur der Unschuld leiser H. schaute | so wie du [Sonne] in seinen Tag zurück. Tiedge 2, 3; Glut des Sonnen-H–s. Freiligrath H. 68. Hínter-: s. Aus-G. 1; auf der Weser ein an einen Schiffbock gehängtes Fahrzeug, woran wieder ein kleineres, der Bulle, hängt, vgl. Mast; mundartl. = Kompromiß, gütiger Vergleich; nach Campe auch (doch unüblich): das Hintergehn, Betrügen. Hōhl- [9]: ausgemauerter, gewölbter Gang unter den Außenwerken etc. Jdēēn-: die Aufeinanderfolge und Verbindung von Jdeen mit ein- ander, Gedanken-G. Gutzkow R. 8, 287. Jrr-: das Gehn in die Irre und ein labyrinthischer Weg, aus dem man wegen der vielverschlungnen Windungen sich nicht leicht wieder herausfinden kann und auf dem man in die Irre geräth etc.: Die Irrgänge einer falschen Weisheit durchwandert. Engel 1, 243; Gleich am Eingang des Labyrinths und nicht drinnen in den verworrenen Jrrgängen. G. 39, 241; 214; 312; 452; 15, 283; Nehmen die Irrgänge des Genies für gebahnte Landstraßen. Mendelssohn 4, 1, 101; Zwingli 3, 246. Jāhr-: das im Laufe eines bestimmten Jahrs hindurch Erzeugte, so z. B. von einer Zeitschrift, ein Exemplar der davon in einem Jahr erschienenen Blätter; bei Predigern, sämmtliche in einem Jahr gehaltne oder zu haltende also für alle Sonn- und Festtage berechnete Predigten; im Weinbau etc. der in einem bestimmten Jahr erzeugte Wein nach seiner ihn von den Erzeugnissen andrer Jahre unterscheidenden Qualität und so auch das Jahr selbst nach seinen Wirkungen auf das Gedeihen des Weines oder der Früchte, des Korns etc.: Er wird im Glase noch den Berg und J. [des Weins] nennen. Haller 111; Es erfolgte auf die Kälte ein sehr gesegneter J. Bluntschli, und übertr.: scherzh.: Es gab bei diesem Ehepaar „von jedem J. eine Spur“ [alljährlich ein Kind]. Jūgend-: Lebens-G. (s. d.) in der Jugend. G. 20, 34. Kajüts- [17b]: der die Damenvon der Herrenkajüte trennende Raum. HSmidt grL. 2, 210. Kámmer-: (veralt.) Stuhl-G. (s. d.). Spate. Kīēl- [17b]: der unterste Gang der äußersten Planken, auch Sandstrok genannt. Kīēs- [10]. Kílt-: (schwzr.) das Fenstern, der nächtliche Besuch bei der Geliebten, s. Stalder 2, 100, bei den Nordfriesen „Halfjunkengänge“. Willkomm W. 154, vgl. auch Gasseln. Kírch-: ein Gang [6] in der Kirche, gw.: der Gang nach der Kirche’, nam. der feierliche, wie z. B. der Wöchnerinnen, die nach dem Wochenbett zum erstenmal wieder die Kirche besuchen, auch Vor-, Hervor-G. genannt etc. H. 16, 276; Kirchengang. 280; weidm.: der langsame Gang des Hirsches zu Holz im Ggstz. des schnellern Feldgangs. Kontákt- [7a]: einen Raum zwischen zwei ungleichartigen Gesteinen ausfüllend. Krānen- [3b]: s. Kran: Weil der einzelne Mensch weiter kommen soll, muß das Geschlecht .. den K. gehen, in welchem wir Alles über unserm Kopfe wieder heraufkommen sehen, was wir mit den Füßen zurückgestoßen haben. Mendelssohn 5, 599. Krêbs- [1a]: Den K. gehen (gewinnen. Luther 8, 6a), eig. und übertr.: nicht vorwärts, sondern zurück kommen. Krēīs-: das Gehn im Kreise umher und ein kreisförmiger Weg etc.: Der K. des Marderfängers. Döbel 2, 155b; Bei einem solchen autodidaktischen K–e. G. 21, 145; Kreisgänge im Garten anlegen etc. Krēūz-:
1) Procession mit dem Kreuze, vgl. Kreuzfahrt. Fischart B. IVb etc., s. auch Quer-G.
2) [6; 7; 10] ein Gang, der sich mit einem andern kreuzt, nam. auch der bedeckte, meist gewölbte, einen offnen Platz oder Hof einschließende Gang in Klöstern und Kirchen, in Form eines Recht- ecks: Das Gewölbe des K–s. Leisewitz Jul. 8; Musäus M. 5, 155 etc. Kúnst- [10 etc.]: kunstvoll angelegter Gang. Zschokke Nov. 3, 149. Kúpfer-: s. Erz-G. Látsch- [1a]: latschiger Gang. Lāūb(en)-[10]: Bogen-G., Arkade: Die schattigen Laubgänge. Auerbach Ab. 80; In den Laubengang, | wo .. Geißblatt .. Eingang der Sonne wehrt. V. Sh. 1, 408. Lêbens-: der Gang, die Entwicklung, die Jemandes Leben nimmt; der Weg, den das Schicksal ihn im Leben führt etc.; das Leben selbst: Der Besuch in Weimar .. drängte mich unversehens auf einen neuen, glücklichen L. G. 27, 5; 18, 275; Im Lebens- und Amtsgange allein lernt man Kernbücher verstehen. 14, 264. Lêber- [5]. Lêhr-: der beim Lehren beobachtete Gang, Methode; auch [vgl. 8 und 11] der Kursus (s. d.), der Abschnitt des für einen gewissen Standpunkt zu Lehrenden und die dar- auf zu verwendende Zeit: Vorgeschriebene Lehrbücher und Lehrgänge. Fichte 6, 145 etc., in Bezug auf den Schüler: Lern-G. Linden-: s. Baum-G. G. 2, 80. Lúst- [10]: Spazier-G. (s. d.): Auf allen Lustgängen, in allen Vergnügungsorten. Zschokke Nov. 3, 376. Māhl- [12b]: s. Graupen-G. Márkt-: der Gang zu Markt; aber auch: Das, wie eine Waare auf dem Markt geht, der Marktpreis etc., s. marktgängig. Métzger-: Fleischer-G.: Dabei machen sie zuweilen Metzgergänge, d. h. sie finden oftmals keine Kälber. Hackländer Stillfr. 2, 186; Auerbach Leb. 2, 346 etc. Mílch- [5]. Mīnen- [9]. Rüsow gK. 211. Míttags-, Mítternachts-: s. Morgen-G. Móll- [13]: Das Auf und Ab der Mollgänge. Stahr Jt. 2, 255. Mórgen-: ein Gang zur Morgenzeit; aber auch [7] ein nach Morgen streichender Gang, der dem Kompaß nach die Stunden von 3—6 führt, im Ggstz. zum Spat-G. von 6—9, zum stehenden G. von 12—3 und zum flachen oder Flach-G. von 9—12 Uhr. Seltner sind die Bez.: Abend-, Mittags-, Mitternachts- G., s. auch Schar-G. und Morgen- und Spatkluft. Mǖßig-: das Müßiggehn, Nichtsthun: M. ist aller Laster Anfang; Geschäftiger M.; Ein fröhlicher M. sein [des Hirtenstandes] Charakter. Sch. 1010a etc. Nachhāūs-: s. Ab-G. 1a und Heim-G. Nāsen- [5]. Natūr-: der Gang, Weg, den die Natur geht: Daß der Schicksals-G. sich nach dem N. richte. Gervinus Lit. 5, 32. Nêbel-: Bewegung des steigenden oder fallenden Nebel. Sealssield Leg. 3, 6. Nêben-: Ggstz. von Haupt-G. (s. d. u. vgl. nebengängig). Nīēder-: das Niedergehn, z. B.: Die äußerste Grenze dieses N–es des Tiegels. Karmarsch 1, 402 etc., nam. vgl. Auf-G. von den Gestirnen (s. niedergehn), auch = Westen und Occident: Den Bann aus N. zerblitzt der Bann aus Norden. Haller 76; Den N. des Sonnenjünglings. Hölderlin H. 2, 76; Freude lächelt des Tags herrlicher N. Matthisson 43; Die Sonne nahte sich ihrem N. Stahr Rep. 2, 132; Sei’s von des N–s und sei’s von den Völkern des Aufgangs. V. Od. 8, 29; Gd. 3, 8 etc. Öl- [12b]: s. Graupen-G. Páppel-: s. Baum- G. Sch. Mus. 85. Páss- [1a]: s. Paß: S ist wie der P. eines steifen Gauls. Schlegel Sh. 6, 100. Planēten-: s. Sphären-G.: Sein Schweben wie P. B. 131a. Plánken-[17b]. Póch- [7a]: die beim Ausschlagen der Gänge gewonnenen Partien, aus denen das Erz der innigen Mengung wegen nur durch Pochen und Waschen gesondert werden kann, vgl. Scheide-G. Púlver- [9]: Mine. Quêr-: quergehnder Gang; Kreuz- und Q., vgl. Querfahrt. Rǟder-: der Gang einer durch Räderwerk in Bewegung gesetzten Maschine, z. B. [12] etc. Seume Gd. 149. Rāūch-: Rauchfang. Réchts-: das Proceßverfahren; die Art, wie der Weg, auf welchem ein Rechtshandel zu gehen hat. G. 27, 55 etc. Ríng-: Kreis-G.: Er lehrt die schwebenden Planeten | ew’gen R–s um die Sonne fliehn. Sch. 2a. Rōh- [7b]. Rōsen- [10]: übertr., s. Blumen- G. Göckingk Lieb. 140 etc. Rǘck-: (seltner Zurück-G.) das Zurückgehn, das Rückgängigwerden, Krebs-G.: Es zeigte sich .. ein auffälliger R. des Besitzthums. Auerbach Gv. 268; Der R. Fr. Schlegel’s auf seine religiösen Überzeugungen. Gervinus Lit. 5, 615; Erklärung der Rückgänge und Stillstände der Planeten. Humboldt K. 2, 504; Ein Verlöbnis, auf dessen R. kaum zu hoffen war. Roquette Hühn. 165. S. auch Regreß. Rūh-: Gang zur Ruhe, s. Ab-G. 1a. Rúnd-: Gang um Etwas herum, z. B.: Auf einem R–e um das Städtchen. G. 23, 142. Sáft- [5]: nam. in Pflanzen. Sāmen- [5]. Sǟūlen- [6]: Kolonade: Im Hofe, den ein S. umfasst. W. 12, 242. Schǟl- [12b]: worin Früchte nur geschält, nicht gemahlen werden. Schār- [7a]: ein einem andern zuscharender, sich mit ihm vereinigender Gang; auch ein nicht nach einer der Hauptweltgegenden streichender Gang, vgl. Morgen-G. Schátten-: schattiger Gang, nam. unter Bäumen. W. 20, 229 u. o. Schēide- [7a]: im Ggstz. zu Poch- Gängen (s. d.) Stücke, aus denen das Erz durch Abschlagen getrennt werden kann. Schícksals-: s. Natur-G. Schlénder-: schlendernder, langsamer Gang. Gutzkow R. 3, 130; auch: ein Gang, Weg zum Schlendern, Spazier-G. Schnécken-:
1) [1a] langsamer Gang: Schnelle, die gegen den böhmischen Sch. recht absticht. G. 23, 2; Zum Sch. verdorben, was Adlerflug geworden wäre. Sch. 107a; 112a; 758b etc.
2) ein schneckenförmig gewundner Gang: Wohl ausgehauen leitete l ein Sch. zur Höh’ hinauf. H. Schrāūben- [16]. Sēē-: z. B. die Art, wie die See geht oder bewegt ist: [Das Schiff,] nur mit dem regelmäßigen S. gegen sich. Gersäcker BlW. 209. Spāt-: s. Früh- und Morgen-G. Spaziēr-: das Spazierengehn (Ggstz. Geschäfts-G. etc.) und ein dazu geeigneter Ort. Spēīchel- [5]. Sphǟren-: Sphärentanz: Sein Schweben leicht wie Sph. B. 84a, s. Planeten-G. Splíss- [17b]: das den zwischen zwei Gängen offenbleibenden Raum ausfüllende Plankenstück. Spūr-: weidm.: Gang, um im frischen Schnee die Spur des wechselnden Wilds etc. zu erforschen. Stámpf- [12b]. Stūfen-: ein stufenweis auf- oder abwärts führender Gang, eig. und übertr. = allmähliche Steigerung, allmählicher Ubergang. Stuhl-: das zu-Stuhl- [d. h. auf den Nachtstuhl] Gehn; die Leibesöffnung; die Exkremente: Den St. befördern; Harten St. haben; Ihr[e] Stuhlgäng. Rollenhagen Fr. 83; Ein Register zu führen über die Stuhlgänge deines Herrn. Sch. 201b; Eine gute Verdauung und einen leichten St. gehabt. W. 9, 57. Thrǟnen- [5]. Tīēf-: das Gehen in einer Tiefe: Bei demselben T. beider Pflüge [wenn beide gleich tief gehn]; T. eines Flusses, Ggstz. der Seichtheit, in Bezug auf die mehr oder minder tief gehnden Fahrzeuge. Grube Geogr. 3, 162 etc. Tōdes-: der Gang zum Tode. Hippel Leb. 1, 149 etc. Über-:
1) das lbergehn (s. d. I. und II.): Der Ü. einer Platte, bei den Kupferstechern; Der Ü. über einen Fluß, Berg; Die Schwierigkeiten eines Fluß-Ü–s. Rüstow gK. 191; Bei dem U. von der letzten Trockenpresse auf den Haspel pflegt man das Papier .. zu zertheilen. Karmarsch 2, 184; Der Ü. vom Guten zum Bösen; Der Ü. vom Katholicismus zum Protestantismus; Von Schmerzen zur Freude | tief-erschütternden Ü. G. 13, 56; Im kurzen U–e | vom Fräulein bis zur Frau. Thümmel 8, 17; Beim U–e | in die Vierzig. 5, 139 etc. S. auch Um- G. 1a.
2) Das, wodurch von Etwas zum Andern übergegangen wird, was die Lücke zwischen Beiden ausfüllt, allmählich hinüberleitend: Übergänge aus einer Tonart in die andre (Mus.), aus dem Schatten ins Licht eCI (Mal.), von einem Gegenstand der Rede zum andern etc.; Mehr ein Übersprung als ein U. vom bürgerlichen Leben zum Märchen ist mein diesmaliger Beitrag. G. Sch. 1, 199 etc.
3) etwas bald Vorübergehendes: Es ist nur ein U., z. B. von einem kurzen Regen, auch: Übergängelchen und im Spiel mit 1 z. B.: Es ist nur ein U., sagte der Fuchs, als man ihm das Fell über die Ohren zog etc. Um- (s. umgehen I und II):
1) das Um- oder Umhergehn, z. B.
a) von lebenden Wesen, nam. Personen: Bei seinem U. erhob er [der Löwe] den Kopf. Bacher Soph. 2, 169; Jetzt fang’ ich meinen U. an. G. 12, 47; Wenn wir nun so einmal unsern Ul. hielten [die Merkwürdigkeiten der Stadt besehend]. 20, 18; 24, 173; Sie haben einen U. gehalten, sie im Triumph getragen. 34, 267; 31, 23 etc., nam. von mehrern zu einem Zuge vereinten Personen, z.B.: Der U. zur Besichtigung der Grenzen, Flur-G. dafür auch mundartl., veralt.: Unter-G., welches dann auch die festgesetzte Grenze bez. Benecke 1, 476; Schm. 1, 54 und nam. Frisch 1, 317b; ebenso auch: Über-G.; Vor-G. = Waldgrenze. Frisch —; Der U., Procession. Zinkgräf 2, 38 u. ä. m. (s. Stalder 1, 422.) Seltner und mund- artl. von einem bettlägrigen Kranken: Er ist schon wieder im U., dafür in Mecklenburg: in Begang, begängig = geht wieder umher, ist im Gange.
b) von sich drehenden Dingen: das einmalige Umdrehen: Das kleine Rad macht drei Umgänge, während das große einen macht etc. Daher auch das durch solche Umdrehung auf eine Haspel etc. jedesmal Aufgewickelte: Sie hatte eben die Zahl der Umgänge auf dem Haspel voll. G. 19, 44; Karmarsch 2, 814 u. o.
2) das Umgehen (s. d. II), Vermeiden von Etwas, gw. nur: Von Etwas U. nehmen (z. B. Mendelssohn 4, 2, 445; Mittermayer Strafv. 472; DMuseum 1, 2, 91 etc.), haben: Wenn er es [oder Dessen] U. haben kann. W. 21, 193 etc.
3) ein Etwas Umgebendes, so mundartl., veralt. = Umfang, nam. aber s. 1b, ferner der um den Hintertheil des Pferds herumgehende, in die beiden Brustringe eingeschnallte starke Riemen und: Bauk. [6]: ein Gang, der Etwas umgiebt und zum Umhergehen dient (vgl. Kreuz- G.): Bauete einen U. an der Wand des Hauses rings umher. 1. Kön. 6, 5; Sir. 50, 2; Gott .. wandelt im U. des Himmels. Hiob 22, 14; Um den ganzen Raum her lief nach außen zu ein niedriger U. Scherr Pilg. 1, 88; Hier lehnen sich zu beiden Seiten des Chor-U–es kleine vollrunde Kapellen an. Kalenbach 41.
4) das Umgehen, Verkehren mit Personen und die Gesammtheit dieser Personen: U. mit Jemand haben, halten; Den U. mit ihm aufheben, abbrechen; Gleich von dem ersten Augenblick ihrer Bekanntschaft [s. d.] an hatte sich die Übereinstimmung ihrer Gemüther so schön gezeigt, der lange dauernde U. mit ihm, so manche durchlebte Situationen hatten einen unauslöschlichen Eindruck auf ihr Herz gemacht. G. 14, 132; Mein Haupt-U. diesen Winter war .. Ranke. Platen 7, 241; Er hat den besten U. in der Stadt etc. Veralt. dagegen: Der U. jeder Sprachkunst sind die Wörter. Spate 2, 3, vgl. 1, 629 = Das, womit sie umgeht, sich beschäftigt, ihr Gegenstand. Unter-: das Untergehn (s. d.) und vgl. Auf-G.: 1) = Niedergang (s. d.) in Bezug auf Gestirne: Die Gegend des Aufgangs und U–s. G. 39, 26; Gekommen | von der Sonne röthlichem U. [Westen]. Sch. 491a; Sonnenuntergänge? Ich male ja welche. Gutzkow Ottfr. 95; U. eines Gestirns. Littrow 803 etc., auch übertr. (s. 2): Hat seine Seligkeit den Mittagspunkt erreicht | und wird nun schnellen Schritts zum U. sich neigen. W. 12, 37. 2) das zu-Grunde- Gehn, Zerstört-werden: Der U. eines Schiffs, eines Reichs; Einen vom U. retten; Beschreibung eines der verschiedenen Untergänge des einst reinen, dann sündhaft gewordenen Menschengeschlechts. Humboldt K. 2, 110. So auch: das den Untergang Bereitende: Sonst wird es dein U. sein. Ausw. d. Lied. 219; Mars, du U. | der Sterblichen! B. 159a; Welt-U. in ihrer Mitte | naht sie [die Armada]. Sch. 20a. Dazu: Ein Stück Untergangsthum [Ruine]. Scherr Nem. 2, 91. 3) s. Um-G. 1a: Durch ein Undergang und Vertrag verglichen. Stumpf 342b. Ver-: das Vergehen (s. d.) im Sinn des zu-Ende-Gehns: Darin ist kein V. [das ist unvergänglich, unverwüstlich]. Arndt31; Holtei Lammf. 1, 187; Immermann M. 4, 278; Die aus der Nacht des V–s mir die Erinnerung | vor der Seele vor- überführt. Kl. Od. 2, 225; Ob wir voll bis oben schütten alle .. Bütten, | noch ist immer kein V. [Ende]. V. 3, 209; Zu einem freiwilligen Beitrage .., den sie sonst, ohne nachzurechnen, dem V. einer müßigen Stunde opferten. Thümmel 3, 60; Wir harren | des Possenspieles V. 6, 14; Das meiner Jugend V.| mir zum Entsetzen bewies. Ders. etc., seltner = Vergangenheit: Er dachte die Zukunft | und den V. Kl. M. 2, 629. Verbíndungs- [4 etc.]. Volléndungs-: Gang, der zur Vollendung führt. Sch. 755a etc.—— Vōr-:
1) das Vorgehen (s. d.):
a) das Vorausgehn vor Andern, zeitlich und örtlich, wobei auch das Nachfolgende theils als nach dem Vorausgehenden sich richtend, theils als das ihm im Range oder in der Vorzüglichkeit Nachstehnde erscheint: Auf daß er in allen Dingen den V. habe. Kol. 1, 18; Einem den V. [Vortritt] lassen; Sich nach Jemandes V. [Muster] richten; Sie haben der Zeit nach den V., nicht der Trefflichkeit nach den Vorrang. Rückert Mak. 1, 45; Sie beherrschen die Meinung und entscheidend ist ihr V. [Muster]. Sch. Zuw. auch (s. 2): Das ist unerhört und ohne V. [es giebt keine frühere ähnliche Handlung etc.]; Es würde als ein V. angeführt, | und mancher Fehltritt nach demselben Beispiel | griff’ um sich in dem Staat. Schlegel Kaufm. 4, 1, s. Antecedentien, Vorbeispiel etc.
b) das Hervorgehn, Vorrücken, s. Kirchgang; veralt.: Befördrung im Amt.
2) Etwas Vorgehendes:
a) das bei Destillationen zuerst Ubergehnde, der Vorlauf.
b) Etwas, was vorgegangen ist, sich ereignet hat, vgl. Her-G. und Vorfall 2: Den V., welchen uns die Epopoe oder das Drama vorführt. Danzel 433; Er hat den V. mit angesehn etc.
3) [6] Korridor. Campe (unüblich). 4) s. Um-G. 1a. Vorbēī-: das Vorbeigehen (s. d.): Soviel im V. Gotthelf U. 2, 308; Stilling 1, 78, von etwas nebenbei Erwähntem etc., s. d. folg. Vorǖber-: das Vor- übergehen (s. d. vor. und Durch-G.): Nach dem V–e der Gefahr. WMüller Bibl. 5, XX etc. Wáll- [4; 9]: der innre Gang auf einem Wall. Hackländer Sold. 81; Rüstow gK. 198; Schiff.: Gänge zw. den Kammern und Abtheilungen eines Schiffs, s. Laufgraben. Wándel-: Spazier-G., der Gang Wandelnder: Er sang das Lied der Sterne, | den W. um ihres Vaters Thron. H. 15, 98; Gesträuche fassen überall die breiten Wandelgänge ein. Stahr Weim. 508; Jacobs Phil. 20 etc. Wánder-: der Gang Wandernder: Indessen war der W. für den ganzen Tag angelegt. G. 19, 146; Der Heere W. Meißner Gd. 19. Wásser-: ein Gang [4] zur Leitung von Wasser, z. B. auch [17b] die Leibhölzer. Wég-: Fort-G. Wēīd(e)-: das Gehn des Viehs auf die Weide, Ggstz. Stallfütterung, und dann die Viehweide selbst: Den W. gepachtet. Auerbach D. 4, 60 etc. Wétter-: s. Donner-G. Sonnenberg D. 1, 354. Wī(ē)der-: das Zurückgehn, z. B.: Der Hin- und W., nam. weidm.: Der W. des Hirsches, z. B. des gejagten, bei der Parforcejagd. Hagedorn 2, 51; Döbel 2, 104b, sonst auch beim sogen. Kirchgang, der Rückgang, den er am Holze macht, um nach diesem Umschweif ins Holz zu ziehn. 1, 11a, so auch beim Hasen, der Rückgang auf seine Fährte, worauf er mit dem Absprung sich in sein Lager setzt. 30b; Hagedorn 2, 232. Auch: das Begegnen, s. An-G. Zínn-: s. Erz-G. Zū-:
1) das Zugehen (s. d.) und der Ort desselben, ein Gang oder Weg, der zu Etwas führt: Gott behüte .. meinen Ab- und Z. Rückert Mak. 1, 94; Freien Z. zu Jemand haben; Der Luft den Z. versperren; Alle Zugänge besetzen. G. 10, 94, barrikadieren. Merck’s Br. 2, 131 etc.
2) ugw.: das Einem Zugehende, zu Etwas Hinzukommende: Das sind herrliche Zugänge der Wirthschaft. Thümmel 4, 142. Zurück-: s. Rück-G. etc.