gaffen
Gáffen, intr. (haben):
1) gähnen, den Mund aufsperren, klaffen: Man legt sie [die Muscheln] ins Trockne, bis sie g. 5, 396; Er denkt, ein Abgrund gaffe unter ihm. Kluft, die ins Gesicht dir gafft. Daß die Seel’ aus der g–den Todeswunde | schleunig entfloh. Jl. 14, 518. — 2) scharf auf Etwas sehen, spähen, lauern: 8, 22; 4, 17; Auf des Nachbarn Schritt und Tritt zu g. 11, 139; Hat mir oft in die Augen gegafft. 1, 227; Wie aller Menschen Herzen auf diesen Reichstag g. und warten. 5, 76b. — 3) aus den beiden Bed. 1 u. 2 entstand die heute gewöhnlichste: Mund u. Augen aufgesperrt, Etwas anstarren, sei es als neugieriger, müßiger Zuschauer (vgl.: Maulaffen feil haben), sei es bewundernd und anstaunend (vgl.: große Augen machen): Jedennoch gafften wir | das Maul und Augen auf und hofften für und für | auf Hilfe. 2, 58 4, 17); Daß er zu g. sich freut, wenn den Nächsten ein Unglück befället. 5, 6; So daß die Menge staunend g. kann. 11, 7; Ein so höchst bedeutendes Ereignis müsse man nicht .. nur g–d und staunend an sich vorbeigehen lassen. 20, 213; 31, 19; 2, 140; Du wirst g., du wirst Augen machen! 108a; Ihr steht da und gafft 120a; Jener im Schauplatz | gafft dem Geklatsch . . tieferstaunt. Georg. 2, 508; Pervonte starrt und gafft. 12, 28; 8; 20, 43 etc. —
a) so auch zuw. tr.: Etwas durch Gaffen zu erkennen geben: Indem sie treffen, blenden meine Keile dich, | von mir getödtet, gaffst du noch Bewunderung. 4, 183. —
b) refl. (s. 2) mit Angabe der Wirkung: Da [in ihrem Anblick] will ich mich wieder gescheit oder völlig rasend g. 9, 43; Th. 2, 125; [Da] hab’ er beinah sich blind und steif gegafft, | ob etc. 11, 173.
c) Gaffer, m., –s; uv.: Hoch auf dem fernen Ufer stand | ein Schwarm von G–n. 36b; Machst du zum Gaffer mich in diesem Spiel? | hast du kein Wort für mich? Cymb. 5, 5 etc. Auch = Gienmuschel. — Auch: Alles .. begafft er voll Verwunderung, und lediglich aus dieser bewundernden Gafferei des Berliner Badaud etc. Nic. 117.
Anm. 1 ist das ahd. giwên, s. 4, 107, gaiffen. 2, 17, plattd. gapen. 2, 483, so auch seem.: Die Planke gapt. 308b, s. 1132a; 203 etc., vgl. jappen, gähnen, gaffern etc. — 2) dagegen ist ahd. chaphên (vgl. chaph Warte zum Ausschaun). 4, 369, mhd. kapfen. 1, 786.
Zsstzg. zu 3, vgl. die v. sehn, gucken etc.: Áb-: Einem Etwas a. —
Án-: anstaunen etc.: Glanz und Erdengüter werden angegafft. V. 4, 51; Stehe nicht und gaffe die Herren an, wie die Kuh ein neues Thor. Waldau N. 2, 157 etc. — Āūf-. —
Āūs-: zu Ende gaffen. G. 32, 25. —
Be-: Nachdem sie der Held genug begaffet und bestaunet. L. 6, 482; Was begafft sie mich so? Sch. 203b etc. —
Entgêgen-: Ihm [dem Blitz] mit einem kindischen Vergnügen e. L. 12, 51. — Hêr-, Hín- etc.: Auch Cerberus’ drei hin-g–de Mäuler | schwiegen. V. Ge. 4, 484. —
Nāch-: Wenn sie sterben, gafft [starrt] man ihnen nach. Merck’s B. 2, 221. —
Um-: Du wirk ohn’ umzugaffen. V. 3, 190, am häufigsten refl. — Ver-, refl.: durch Gaffen sich an Etwas hingeben, sich daran verlieren, durch den Anblick des Außern sich darin verlieben: Sich in ein Paar blaue Augen v. Chamisso 4, 262; Das schöne junge Blut! | wer soll sich nicht in euch v. G. 11, 38; Am Glanz des reichen Taugenichts | wird sich dein Blick auch nicht v. Pfeffel Po. 3, 53; Ohne sich .. an ihrem schlaffen | Busen .. zu v. W. 11, 47; Ein Titon hätte sich zum Jüngling dran vergafft. 3, 225 [wäre durch das Gaffen zum Jüngling geworden]; In ihren Busen hätt’ ein Engel sich vergafft. 12, 238. Auch: In Jemand vergafft [verliebt] sein etc. —
Zū-: Während wir Maulaffen den Kinderpossen zugafften. Börne 5, 225 etc.
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