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Frosch
Frósch, m., –es; Frösche; Fröschchen, lein; -:
1) ein zu den nackten Amphibien od. Lurchen gehöriges vierfüßiges Thier, Rana, wovon es versch. Arten giebt (s. Zsstzg.): Wreckeckeckst’ und quakt im feuchten Rohr | .. der Frösche heisrer Chor | mit knarrendem Geschwätz. Brockes 1, 49; Ein großer Teich war zugefroren; | die Fröschlein, in der Tiefe verloren, | durften nicht ferner quacken noch springen. G. 2, 213; Die Frösche hielten einst ein großes Fest . .. Als der erwachte Schwarm aus dem Moraste fuhr, | Das war ein Blöcken, Quäken, Quacken. Ramler L. 91; Des Sumpfs Geröchel, das vereinte Quarren der Frösche in der Ferne. V. 1, 187; 2, 102; 185etc. S. auch Brekekex, koar, koaren, quaksen, waren, quecken, köckern, achen etc. Sprchw.: Hüpfen, sich brüsten wie ein F. im Mondschein; Er ist nicht Schuld daran, daß die Frösche keine Stiele [die Esel s. d. keine Hörner] haben. Gotthelf Sch. 15, von Einem, der nicht besonders schlau u. klug ist (vgl. Kaul-F.). 2) eine Art Stachelschnecke, Murex rana. 3) eine Art Flügelschnecke, Strombus lentiginosus. 4) übrtr. auf Pers., z.B. die Venetianer, gleichsam als Sumpfbewohner: Jupiter Pluvius, .. giebst Venedig zu trinken . .. Tränke nur fort die rothbemäntelten Frösche. G. 1, 279. Nam. aber burschik.: Frösche heißt in der Studentensprache Gymnasiasten. Schwegler Jahrb. (1847) 259, vgl. Maulesel 2b. 5) Feuerw.: ein mit Pulver gefülltes Papier, das angezündet umherspringt. G. 29, 352 (s. Laub-F. u. Fispel, Anm.). 6) eine krankhafte Anschwellung im Munde bei Menschen u. Thieren (s. Frosch-Ader). L. 5, 318, u. vgl. über die Unbestimmtheit der so bez. Krankheit. Franke Thierarzn. 1, 297. 7) vielfach übertr. in technischer Anwendung, nam. zur Bez. eines hervorragenden Theils (gleichsam einer Anschwellung), od. eines mit einer Schraubenmutter versehenen Theils, z. B.:
a) bei Eisenhämmern etc. die Daumen in der Welle zum Aufwerfen des Hammers. Karmarsch 1, 589; 596.
b) bei den Böttchern etc., die Kimme (s. d. 1) od. Zarge, der über den Boden hervorragende scharfe Rand.
c) bei versch. Pressen: der hohle den Zapfen der Schraube in sich aufnehmende Theil, z.B. Buchdr. (frz.grenouille), Tuchscher. etc.
d) Buchdr.: am Winkelhaken, der den Kasten u. den an der Rückwand liegenden Schenkel umschließende Theil mit der Schraubenmutter in der Mitte der vorderen Seite. Franke Kat. 24; Buchdr. 34.
e) an Geigenbögen das aufgeschweifte Holzklötzchen am untern Ende, wodurch die Schraube zum stärkern oder schwächern Anspannen der im Kopf und Frosch befestigten Haare geht.
f) Bergb.: Fröschlein: in den Schächten ausgezimmerte Stücken Holz, worin die Fahrten befestigt sind.
g) Sattler: löffelförmige Fortsetzung am hintern Ende einiger Sättel.
h) Zimmerm.: ein um Etwas zu tragen angenageltes dreieckiges Brett u. ä. m. 8) Landw.: ein Armvoll abgeschnittner Halme, als Theil einer Garbe, auch: Gans, Glede genannt, s. Griff 4b.
Anm. Mhb. vrosch, Abstammung unsicher, Grundbegriff viell. die Anschwellung, vgl. Pocke, Anm. u. Bráusch. Mundartl. auch Fretsche, f. Grimm M. 5. Genit. Froschen. Glaßbrenner Spr. Th. 9; Mz.: Die Fröschen. Geßner 3, 110; Kleine Laubfröschen. 2, 164; Der Fröschen Musik. Weidner 291; als Bstw.: Dieses kleine geschwätzige Froschevolk. Arndt Ber. 255.
Zsstzg. nam. zur Bez. der Arten von 1, z. B.: Bástard-: R. paradoxa.
Bāūm-: R. arborea, s. Laub-F., Hyla.
Brāch-: Gras-F. Búll- R. boans, od. mugiens, nach dem lauten „Gebrüll“. Sealsfield Leg. 1, 190.
Erd-: im Ggstz. der Baumfrösche.
Físch-: R. paradoxa, ein geschwänzter Frosch in Südamerika.
Gárten-: Gras-F.
Glátt-: bei Oken, im engern Sinn die Gattung Rana.
Glócken-: R. campanisona, nach dem Ton der Stimme. Kinkel E. 31; 33.
Grás-: der gemeine Frosch, R. temporaria.
Hórn-: Ceratophrys. Kāūl-, Kīēl-: ein junger noch geschwänzter Frosch (Gyrinus, s. Nemnich unter diesem Wort, wo viele Bez. angegeben sind u. vgl.: Froschwurm): Junge Frösche .. die haben einen großen Kopf und ein Schwänzlein nächst dem Kopf, die nennet man Murkolben. Ryff Th. 321; Ein sonderbares, beinloses geschwänztes mit einem hornartigen Schnabel versehenes Kiementhierchen . . ., ein Kopf an einem Stielchen, von den Bergbewohnern „Roßnagel“ genannt. Tschudi Th. 56; Kaulquappen oder Mollenköpfe. Oken 6, 465 etc.
Knáck-: Hyla crepitans.
Lánd-: Gras - F.
Lāūb-: Baum-F., als Wetterprophet geltend: sein Steigen auf Bäume oder in der Gefangenschaft auf die obern Sprossen seiner Leiter soll schönes Wetter verkünden. Ruge Rev. 1, 165 etc.; nam. in der Diebsspr. auch = Grünrock, Jäger. Frese G. 2, 314; ferner [5]: Da ich wie ein kleiner Spritzteufel oder sogen. L. (Rakete) feurig herumhüpfe. Brentano Fr. 1, 241; Du kleines Lob- fröschchen [Mädchen]. Weise Jak. 164.
Lēūcht-: Hyla micans.
Mêêr-: ein großer amerikanischer Frosch, R. marina; auch = Froschfisch, Seeteufel, Lophius piscatorius.
Ochsen-: Bullen-F.
Pánzer-: Herniphractus scutatus.
Quǟken-: Gras-F.
Rōhr-: Wasser-F.
Sēē-: Meer-F.
Síng-: Hyla tibiatrix.
Wásser-: R. esculenta.
Wétter-: s. Laub-F.: Herr von Rothschild ist der beste politische Thermometer, ich will nicht sagen W., weil das Wort nicht hinlänglich respektvoll klänge. Heine Lut. 1, 233 etc.