fremden
Frémden, intr. (haben):
(mundartl.) leutscheu sein, von Kindern.
Zsstzg. z. B.: An-, tr.:
1) Einen fremd behandeln; auch von Sachen, als Ggstz. von anheimeln (s. d.): Daß jeder Einblick eines Dritten etwas A–des zurücklässt. Leb. 3, 125. —
2) = anfremen (s. d.). — Be-, tr.: Einem fremd (s. d. 2d), sonderbar, seltsam, überraschend vorkommen: 1. 4, 4; 12; Diese b–de Aufforderung machte mich .. betreten. 216; Wenn dich Dieses zu sehr befremdet. 12, 410; Daß ihn dieser Entschluß sehr befremde. 448; Können dergleichen Eltern es sich wohl b. lassen, wenn etc. 3, 15; Unbefremdet, mild und freundlich. 11, 122; Zu meinem großen B. [Staunen] etc. — Zuw. refl.: Die Jungfrau mochte sich wohl darum b., daß etc. 4, 34; 8, 359 etc.
Anm. Mit Dat.: Damit es Ihnen nicht befremde. 12, 161; 382; 7, 347 etc. — Hierzu: Befremdung = Staunen, Verwunderung. 15, 85; B–en, daß ich zu lange ausbleibe. 12, 244; 6, 441 etc. So auch Befremd-lichkeit (s. d.) und zuw. -nis. — So giebt das Wasser beim Strömen durch die organische Materie befremdete [fremde] Stoffe an sie ab. gB. 1, 24. — In der Basler Bibel von 1523 als „ausländig“ durch „verwundern“ erklärt. Ent-:
1) tr. (ref.): Einem (auch: von Einem etc.) Etwas e.:
a) es von ihm entfernen, ihm fremd, abwendig machen: 1. 5, 6; Entfremdet ihrer Heimath, unbekannt. 4, 70; (Napoleon:) Grüßt meinen Sohn, den grausam mir entfremdeten! 183; Der du .. mich von Maria schier entfremdet. 176; Entfernt von dir, entfremdet von den Meinen. 2, 8; Entfremdet war dir mein Gemüth. 9, 293; Auch Ottilie entfremdete sich einigermaßen von Charlotten. 15, 111; Zu gleicher Zeit sollte mich noch eine Ableitung der Welt e. 25, 153; 1, 86; Was dem Soldaten seine Pflicht [vgl.: den Soldaten seiner Pflicht] entfremdet, nenn’ ich Bestechung. NSch. 10, 210; Zu den entarteten | Enkeln senkte sich bald eiserne Zeit herab. | Dies entfremdete sie [die Gerechtigkeit, trieb sie fort]. A. 11, 23; Die unser Herz [einander] in bitterm Haß entfremdet. 493b; Wenn er es [der Maler sein Werk] nun aufopfern muß, es verstoßen und e. 16, 168; Mir auszuweichen und sich mir zu e. [entziehn]. 263 etc. —
b) Einem Etwas e., entwenden, z. B. Geld. 41 etc.; Die Scene ist aus Hamlet entfremdet [entlehnt, abgeschrieben]. Par. 1, 234 etc. —
2) intr. (sein): fremd werden: So entfremdet er allen bürgerlichen Angelegenheiten. Päd. 3, 2, 3; So fühl’ ich mich doch ganz und gar entfremdet [fremd, nicht zu Hause]. 12, 105; In Blick und Miene ist etwas Unbefriedigtes, Entfremdetes, dem man nicht beikomme. 31, 224.
Anm. Veralt. zu 1b: Ich bin der Kleider entfremdet [beraubt] worden. Mundartl. (s. 2): Das entfremdet [befremdet] mich. 1, 397. — Dazu: Entfremdung, nam. zu 1a: 18, 104; Das Volk hat sich trotz und in Folge gelehrter E–en ein eigenes Geistesleben erhalten. SchV. 196; Welt-E. W. 2, 39; 410. Ver-: tr.: fremd machen, und intr. (sein): fremd wêrden, vgl. ent-f.: Daß mein gut Geld so verfremdet werden [in fremde Hände kommen] soll. Dicht. 1, 221; Dorfg. 4, 242; Da sich ihr Herz ihm verfremdet. 256; Verfremdet und tief verletzt. Leb. 1, 127; Ein Gefühl der Verfremdung . ., weil der Ohm es [sie] bei falschem Namen genannt. Barf. 31; LvS. 332.
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