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fräßig Fräßigkeit
Frǟßig, a. (~keit, f.): 1) freßgierig, unmäßig
eſſend, verzehrend, verſchlingend: Dem fräß’gen Strudel
unſrer Zeit. L. 1, 90; Der fräß’gen Raup’ entſtammt. Rückert
4, 161: Wolf an F–keit. V. Sh. 3, 236; Wie Saturn ...
mit wilder F–keit die Säuglinge verzehrt. W. 25, 18 ꝛc.
Auch: Wäre ich nicht ſo biſſig geweſen, ſo wäre der Pápſt
freſſig geweſen. Zinkgräf 1, 175; So verlieren ſie die große
Freſſigkeit. Ryff Th. 100 ꝛc. und ſo nach Adelung auch in
Zſſtzg. wie: Aas-, Fleiſch-, Gras-freſſig ꝛc., wofür jedoch
die entſprechenden Zſſtzg. mit freſſend üblicher ſind.
Vgl.: Die fröſchfräßige Schlangenart. Fiſchart B. 138b;
Menſchenfräßig. Zwingli 3, 245 ꝛc. Ferner: Ein müßiger
faulfreſſiger Bruder. Luther 6, 30a (vgl.: Faule Bäuche.
Tit. 1, 12; Ein gefräßiger Bauch. V. 3, 30). Bau-
freſſiges [zerſtörendes] Alterthum. Joh. Riemer Reime dich
158; Der bleiche, ſchlangenfreſſige Neid. ebd. Ugw.:
Gewaltlüſterne, katzen-f–e Dummköpfe. Mundt Rob. 1, 157,
wohl = lecker-gefräßig wie Katzen. 2) in Zſſtzg. (vgl.
die von Fraß) auch: zerfreſſen, durch Fraß zerſtört,
z. B.: Aus-f–es Papier; Läusfreſſige Armuth. Garzoni
160b; Motten-f–e Kleider. Jak. 5, 2; Raupen-f–e Bäume.
Bettine G. 1, 21; Wurm-f–es Holz; Wurm-f. ſind die Zei-
ten. Geibel Rod. 19.
Zſſtzg. ſ. 1 und 2; ferner: Ge-: gewöhnl. ſtatt
des einfachen fräßig: Ein Rheder, deſſen Schiff der g–e
Ocean mit Mann und Maus verſchlungen. Muſäus M. 2, 79;
Unter Schlemmerei verſtehe ich eine gewiſſe vergeudende G–keit
oder g–e Vergeudung. Rumohr K. 3; Studien, auf die ſich
oft ſein jugendlicher Enthuſiasmus mit einer g–en Wißbegier
warf. Schlegel Luc. 122; V. 3, 30 ꝛc. Bei HSachs auch
Fraßheit.