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Flachs
Fláchs (ſpr. –r), m., –es; –e; -: der als Spinn-
material zubereitete Baſt von den Stengeln der Lein-
pflanze und dieſe ſelbſt (Linum usitatissimum): F. ſäen,
ausziehn, raufen, riffeln, rotten, brechen, bläueln, ſchwingen,
ribben, hecheln, ſpinnen; Den F. zu feinem Garn geſponnen.
Chamiſſo 3, 63; Lobte .. mein dem F–e gleiches Haar. ..
Und des F–es Steingewicht | gab noch viele Zahlen. G. 1,
162; Den F., in zierlich gedreheten Knocken, .. gehechelt. V.
2, 18; 3, 132 ꝛc. Ubertr.: Nur geht in neueſter Zeit,
ſcheint es, ſein [des Schriftſtellers] F. etwas zu Ende.
Gutzkow Unterh. 2, 2, 271, der von ihm zu bearbeitende
Stoff. Auch andre Pflanzen, z. B.: Der neuſeelän-
diſche F., Phormium tenax; Der wilde F., Cuscuta eu-
ropaea; auch = Frauen-F. ꝛc. Auch der Asbeſt (ſ.
d.) heißt: lebendiger F.
Anm. Niederd. auch neutr., z. B.: Der F. ... Feines
F. .. . Das mit beiden Händen gefaßte F. ꝛc. Schütze Holſt. 1,
322. Mz. ungw.: Diverſe Flächſe. Eichendorf Ph. 70.
Ahd. flahs, viell. mit flechten vrwdt. S. Haar, Anm.
Zſſtzg. (vgl. Lein und Hanf) zur Bez. der Arten
und ähnlicher Pflanzen ꝛc., z. B.: Bérg-F., Linum ca-
tharticum; Brāūt-F. [der zur Braut- Ausſteuer ver-
ſponnen wird]. V. 2, 72; Döcken-F., der feine, in Docken
gebundne F.; Frāūen-F., Antirrhinum linaria; Früh-F.,
der früh, gegen Anfang Mai geſäete, im Ggſtz. zum
Mittel- und Spät-F.; Hēiden-F., Frauenflachs; Kauten-,
Knocken-F. [in zuſammengedrehten Zöpfen oder Knocken].
V. 2, 54; 3, 182; Kröten-, Marīen-F., Frauenflachs;
Mittel-F., ſ. Früh-F.; auch mittelfeiner F.; Nir-F.,
eine Waſſerpflanze, die Brunnenröhren verſtopfend.
Mattheſius Luth. XXXVI, vgl. Nirblume, Hydrocharis
morsus ranae; Purgiēr-F., Bergflachs; Rēīſten-F.,
Knockenflachs; Sēē-F., Linum maritimum; Spät-F.,
der ſpät, im Juni geſäete; Thāū-F., der im Thau ge-
rottet wird; Wäld-F., Frauenflachs; Wäſſer-F., Waſſer-
garbe; Wieſen-, Wild-F., Bergflachs ꝛc.