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Fimmel
Fimmel, m., –s; uv.; –chen; -:
1) Bergb.: ein starker Eisenkeil, der zwischen die Klüfte des Gesteins getrieben wird, stärker als die sogen. Federn (s. d. 11). Karmarsch 1, 167; Den Ritz mit F–en und Federn ausfiedern. Matthesius Sar., s. Frisch 1, 266. Auch ein Hammer zum Einschlagen der Pfähle in Weinbergen etc.
2) der (nach botan. Sprachgebrauch) männliche oder sogen. taube Hanf; ebenso: der taube Hopfen.
Anm. Botanisch heißt die samentragende stärkere und späterreifende Hanfpflanze der Saat- oder Kopfhanf, mund- artlich auch Helling, Winter-Hanf, das Weibchen; dagegen der taube Hanf, der jenen nur befruchtet, der männliche (mundartl. der gelte d. i. unfruchtbare Hanf, auch Staub-, Sommer-, Semmel-Hanf). Der Sprachgebrauch des Landmanns ist ein umgekehrter (ebenso beim Hopfen), u. so entstand denn aus lat. femella (Weibchen, vgl. Famel, helgolandisch = Tochter. Frommann 3, 29) unser F. Schm. 1, 531; Stalder 1, 370 (auch: F–e, f.). Schriftsteller, die, wie Nemnich, den gw. Sprachgebrauch umgekehrt haben, um ihn dem botan. anzupassen, haben die Verwirrung eher gemehrt als gemindert und man begreift, daß z. B. Bästling theils als gleichbed. mit Fimmel (so bei Nemnich, Adelung etc.), theils als Ggstz. (Karmarsch 2, 223) erscheint; Ähnliches gilt für die Bez. Hanfhahn oder Hanfbar, Hanfhenne, Hänfin etc. Zu F. gehört: Fimmeln, tr.: den früher reifen, tauben Hanf herausrupfen, und nach Schm. 1, 531 allgem. von Feldfrüchten die reifen herauslesen. Aus obscöner Deutung des femella ergab sich Fimmel oder Fummel = lat. feminal, als weiblicher Geschlechtstheil und danach als verächtliche Bez. eines Weibsbilds; dann auch ein weibl. Kopfputz: Daß dir die Fummel von dem Kopf fliegen soll. Weise Jak. 74, vgl. „Fummelduse“. Weinhold; ferner: Fimmeln und fummeln = dem obscönen unter fackeln (s. d. Anm.) erwähnten ficken, mit dem es dann die allgemeinere Bed. des Hin- und Herbewegens, des Fuchtelns gemeinsam hat, z. B.: Die Soldaten fimmelten mir mit ihren Flintenläufen unaufhörlich vor dem Gesicht her und hin. Zschokke 8, 389 etc., und dazu scheint wie „Fummel, Fummelholz“, ein Holz der Schuster zum Polieren des Sohlenrandes, auch Fimmel in der Bed. 1 zu gehören, als das in ein Loch hineingetriebne Instrument. Fimmeln, Er-f., tr.: Etwas herausklauben, ausfindig machen. Stalder 1, 370; s. Brem. Wörterb. 1, 388 u. 467; Schm. 1, 531 ff., wo sich auch noch andre mundartl. Anwendungen finden.