Faksimile 0448 | Seite 440
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feueru
I. Fēūeru, tr. und intr. (haben):
1) Feuer machen im Ofen etc., heizen: Sie beredete die Jungen, um nicht f. zu müssen, über Mittag mit kalter Speise vorlieb zu nehmen. Gotthelf Sch. 197; 67; In der Nähe des noch nicht gefeuerten Ofens. Gutzkow R. 5, 211; Unter dem Gewölbe wird zuerst schwach, nach und nach immer stärker gefeuert. Karmarsch 2, 329; Gußeiserne Öfen, die mit Holz gefeuert werden. 1, 726; Beim Treiben des Bleies wird zuerst in dem Windofen ein gelindes Feuer angemacht (das Weich-F.) 259; Holz oder mit Holzf. etc. Dazu: Fēū(e)rung, f.; –en: sowohl das Heizen, als auch das unterhaltne Feuer selbst und das dazu dienende Brennmaterial: Wenn der Schornstein zur Aufnahme der Luft von mehreren F–en dient. Karmarsch 2, 233; Bei Rost-F–en. ebd. etc.; Bepackt mit F. [Holz], knarrt im Frost die Lastfuhr. V. 3, 49 etc. 2) übertr.: entflammen, erregen: Auch jetzo feu’rt ein Lied des Renommisten Wangen | zum allerschrecklichsten und kühnsten Unterfangen. Zachariä 1, 72, gewöhnl. an-f. 3) zuw.: Etwas der Wirkung des Feuers aussetzen, z. B.: Den Wein f., ihn schwefeln (s. d.); [Im Fegefeuer] werden die armen Seelenknäblein so jämmerlich gefeuert, geflammt, gebäucht, geräucht und geröstet . ., als wann man im Elsaß in Kellern den Wein feuret. Fischart B. 121b; Beräuchung oder Fegfeurung der Jmmenstöck (ebd., Titel; Ia u. o.). 4) Feuer geben, schießen: Die Truppen feuerten auf den Feind; Dem eigentlich das F. galt. G. 25, 57 etc. 5) Feuer geben, zünden: Der Stahl, der Feuerstein feuert gut. 6) wie Feuer glühen, brennen: Der Geohrfeigte .. hielt die f–de Wange mit beiden Händen. Immermann M. 3, 309; F–d die Wange von Scham. Kosegarten Po. 1, 19; Wechselnd blasst und feuert mir die Wange. 2, 197; Bekam einen Backenstreich, daß ihm die Haut feuerte. Mörike N. 130; Ich feure durch und durch, mein starker Geist entbrennt. Scultetus (L. 8, 297); 288; Mein armer Kopf, wie er feuert und tollt. Thümmel 2, 234.
Zsstzg. z. B.: Áb- [4]: Abgefeuerte Haubitzen. G. 25, 25; Ein Pistol a. Talvj 2, 253 etc., übertr.: Nachdem er seine Jamben abgefeuert. Platen 7, 87.
An-:
1) eigentl. [1]: Den Ofen a.; Feuerw.: Schwärmer etc. a., die Offnung mit Mehlpulver auffüllen; veralt. = in Brand setzen: Ein Büchsenschuß, welcher die Steingrube angefeuert. Hammer RH. 407 etc.
2) gw. übertr. [2], vgl. be-f.: Diese Nichtswürdigen haben Sie zu den strafwürdigsten Unternehmungen angefeuert. G. 10, 100; Die Schauspieler hielten und trugen sich wechselweise, feuerten einander an. 16, 301; 4, 11; Eine vierjährige Entfernung hatte es [das Verhältnis] vielmehr angefeuert als erkältet. Sch. 725b etc.; Die Anfeurung der Soldaten zum Angriff etc. Aūs-:
1) Ein Zimmer a., gehörig durchwärmen.
2) Ein Faß a. [2], darunter Feuer anmachen, damit sich die Dauben zusammenziehn. 3) [3] aufhören zu feuern. 4) Das Pferd feuerte [schlug heftig] noch einmal wüthend aus. Eichendorf Lärm 4; Wenn er sich vorn aufgebäumt und hinten ausgefeuert hat. Musäus Ph. 2, 111; Streckfuß Rol. 2, 7. Be-: mit Feuer versehn, selten Fi eig.: Wenn Nächte sich b. G. 2. 101 = wenn sie sich mit Sternenglanz erhellen; s. auch ver-f. 2; gw. übertr., vgl. an-f.: Befeuert [ermuthigt, erregt] durch den Antheil, den die Frauenzimmer an der Sache nahmen, ward der Plan ganz lebendig. G. 16, 201; 17, 54; Den Bau b–d [beschleunigend]. Grün Sch. 40; In ihren Adern fließt ein unverfälscht Geblüte, | das .. kein fremder Wein [ältre Lesart: der Jähzorn nicht] befeuret. Haller 31; Platen 1, 212; Einen zu Etwas b. etc. Jene befeuerten [feurigen] Empfindungen. Thümmel 1, 205; Abkömmlinge einer befeuerteren Liebe erzielen. Gervinus Lit. 5, 207. Befeurung. I. Dúrch-: 1) Einen Ofen d., vollständig heizen. 2) [4] durch eine Offnung feuern, schießen etc. II. Durch-: 1) durch und durch in Hitze setzen, entflammen. 2) [3]: Gottes Wort ist durchfeuert und gereiniget, wie ein Brandsilber, das siebenmal durchs Feuer gangen. Matthestus Luth. 209b, vgl. Ps. 12, 7. Eīn-: stark einheizen; Einem e., ihn in Gluth, in feurige Bewegung etc. versetzen, auch tr.: Kommt nur Fabris, den will ich e. Klinger Th. 2, 73; Wo Wuth und Verzweiflung oft die Herzhaftigkeit einfeuert. Hippel Leb. 1, 251. Hêr-, Hín- etc. [3]: Wir wollen auf ihre Köpfe herabfeuern wie Wetterleuchten. Sch. 121b; Ihm eine Flintenkugel übern Kopf hinzufeuern. Forster R. 1, 207 etc. Lōs- [3]: losschießen. Über-:
1) zu stark feuern, z. B.: Einen Ofen ü. etc.
2) an Feuer übertreffen. Ver-:
1) feuernd verbrauchen, z. B.: Viel Holz; Geld für Kohlen; Pulver v. 2) weidm.: einen Platz mit Feuer umgeben, um das Wild zusammen zu treiben, auch be-f. Adelung. Zū- [1]: Feurung hinzufügen, übertr., s. an-f.: Der Teufel feuerte zu [reizte sie weiter, schürte das Feuer etc.] und der Anschlag ward gefasst. Klinger F. 146 u. ä. m.