Faksimile 0435 | Seite 427
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feil
II. Fēīl, a.:
zum Verkauf bestimmt, verkäuflich, durch Kauf zu erlangen:
a) Alles, was f. ist auf dem Markte. 1. Kor. 10, 25; Ist doch das Glück .. um hohen Preis nur f. Chamisso 2, 59; Ach, wäre doch .. der Schlaf hier, wie die Austern f.! Hagedorn 2, 119; Dem armen Jobbi .. war schon das Leben f. [er hätte es leicht hingegeben, losgeschlagen]. Hebel 3, 215; Es wär’ um vieles Geld ihr Fang nicht ihnen f. Rückert Rost. 2a u. v.
b) Etwas f. haben. Amos 8, 5; Joh. 2, 14; Zwei Besenbinder hatten neben einander f. [standen mit ihren Waaren aus]. Hebel 3, 238; Wo neben allen Tugenden alle Laster f. haben. 254; Maulaffen (s. d.) f. haben; Zum Maulaffen-feil, zum Brummen .. wird er nicht gefüttert. Alexis H. 1, 1, 196 etc.
c) Etwas f. bieten. Ruth 4, 3; Die Haut nicht eher f. zu bieten, | als bis man schon den Bären hat. Hagedorn 2, 87; Die Gerechtigkeit ward anfangs heimlich verhandelt und zuletzt öffentlich feilgeboten. W. 7, 116 etc.
d) Etwas f. halten. Lewald RothE. 105; Das Weib, | das Liebe f. hält in den Gassen. Meißner Gd. 17 etc.; Die ihre Reize .. in den Hauptstädten Asiens öffentlich f. trug. W. 18, 116; Trug f. ein schönes Halsband. ... Meine Mutter und die Dienerin . feilten es [feilschten darum]. Schaidenraißer 65b (15, 459).
e) Der ihm das Haus verleiden und f. machen wollte. Hebel 3, 344; Gotthelf G. 7; Was verlangt Ihr Aufgeld, daß er Euch wieder f. werde? [wenn Ihr ihn mir wieder verkauft]. Hebel 3, 407 etc.
f) Niederträchtige f–e Dirne! G. 10, 205; In f–er Dienstharkeit. Nicolai 1, 141; Der die Gerechtigkeit zur f–en Hure macht. Sch. 119a; F–er Sklav der Tyrannei! 433b etc.
g) Dle Wirthe, welche zum f–en Kauf brauen. Mösex Ph. 1, 181 etc., s. Schm. 1, 523.
h) Zsstzg. nam.: Wōhl-f.: niedrig im Preise [und dadurch eig., leicht verkäuflich], billig (s. d. 2), Ggstz. theuer: Ich könnte es mit w–ern Diensten ebenso gut machen. Gotthelf U. 2, 43; Etwas w. kaufen; Die w–ste Waare; Spott-w. B. 67a. Veralt. Kompar.: Baß feiler. s. L. 10, 359. Schwzr.: Übel-f., rathlos, in mißlicher Lage.
Anm. Ahd. feili, mhd. veile, vgl. gr. πcd, verkaufe. Hierzu:
1) Fēīlheit, f.; z. B.: Die Feigheit und F. der Gesinnung. Ense (DMus. 1, 2, 656) etc., so auch: Wōhl-F.: Abgesehen von der größern W. Karmarsch 2, 472; Platen 7, 360. Dafür aber auch: Die Wōhlfeile der Speisen. Lichtenberg 5,310; Ense Denkw. 1, 18; Eine solche W. aller Dinge. Stumpf 398a, Zeitschr. f. deutsch. Recht 13, 442 (Ao. 1548); Wōhlfeiligkeit. Möser Ph. 1, 62; Hammer RH. 324 etc.; Wōhlfeilkeit. Logau 1, 3, 65 (Ggstz. Theurung). Vgl. auch: Das erleichtert und verwōhlfeilt unsere Villeggiatur bedeutend [macht sie wohlfeil]. Stahr Par. 2, 6; Erleichterte und verwohlfeilerte die Erzeugung [machte sie wohlfeiler]. Natur 4, 202b (Nitzsche). Außerdem:
2) Fēīlen, tr.: Etwas feil haben, feil bieten, so auch: Āūs-f.; An-f.; Einem Etwas a., zum Verkauf anbieten. Schmeller, s. d.
3) Fēīlschen;
a) tr.: feil bieten: Zwar die Gelehrtheit feilscht hier nicht papierne Schätze. Haller 26; Der Feilscher [Verkäufer]. Reithard 395.
b) gw.: Etwas kaufen wollen, u. zwar tr.: einen Preis dafür bieten, oder intr. (haben): um (über) Etwas f., markten, dingen, z. B.: Er kann das F. nicht lassen; man muß ihn wie ein Krämer übertheuern. Börne 2, 447; Wie könnte ich über den Werth deiner Hedwig mit dir [Körner] f. 5, 208; Ein jämmerliches F. und Schachern und Betteln. Frzfr. 36; 35; Ich feilsche nicht um meines Vaters Blut. Chamisso 4, 136; 105; [Der Freier] feilschte mit dem Vater [um die Mitgift]. 3, 22; Feilschet nun am heitern Orte, | doch kein Markten finde Statt! G. 12, 23; Er sah ihn .. mit einem Tabulettkrämer über Kleinigkeiten eifrig handeln und f. ... Beim F. und Markten. 18, 299 ff.; 9; 23, 12; 25, 91; Nach einigem F. und Dingen. Heine Verm. 1, 241; Immermann M. 1, 258; Jahn M. 125; Einer .. felschte ein Pferd, begehrt es auf ein Versuch vors Thor zu reiten. Zinkgräf 1, 93. Der Feilscher; Ungefeilscht. Droysen Ar. 1, 57.
c) Zsstzg., vgl. die von handeln etc.: Der dir die Arbeit abfeilscht, ja abjaunert. Hackländer Sklav. 1, 78 etc. Des Ostens Gewürze feilschte sonst hier ein Krämer aus. Grün Ritter 93; Arndt Erinn. 87; Eine Stunde drauf hatte Mr. Pike ausgefeilscht; man war Handels einig geworden. Dingelstedt Hept. 2, 116. Etwas be-f. und doch nicht kaufen. Sie erfeilschten für die Schande ihres Vaterlandes Gold und Ehrenstellen. Tieck Nov.Kr. 3, 148; Rückert Mak. 2, 146 u. ä. m.
4) Fēīlschaft, f.; –en: Waaren, die Einer feil hat, namentl. der ganze Vorrath. Schmeller.