Faksimile 0431 | Seite 423
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Fehl
I. Fêhl, m., –(e)s; –e:
der Fehler (s. d.), Mangel, Gebrechen, oft bibl. 2. Mos. 12, 5; 3, 21, 17; Jer. 2, 5; Matth. 6, 14 etc.; Wer ist . . ganz frei von F–e? Chamisso 3, 279; Der Mangel führt zum Lieben: | kannst dich nicht vom F. befrein, | wirst du Andern gern verzeihn. G. 3, 71; Wer spräche vor der Majestät getrost | von seinen Fehlern, wenn sie nicht allein | den F. in Recht und Glück verwandeln könnte. 13, 232; Rein von bösen F–n. 1, 153; 4, 42; 5, 103; Alle moralische F–e. Gutzkow R. 8, 408; 3, 389; Weinte sanft ob unsrer F–e. Heine Rom. 60; Diesen F. möchte ich weder verleugnen noch verkleinern. Laube DrW. 5, XXI; Ohne allen F. [Christus]. L. 11, 83; Seine F–e | hat jeder Mensch. Müllner 6, 48; Der frei von Schuld und F–e | bewahrt die kindlich reine Seele. Sch. 58b; Schwab 32; 138; Entschlüpfte dir ein leichter F. V. 4, 73; Nach dem Erb- F., | den in der Tauf’ ich geerbt von meiner geschwätzigen Pathin. 2, 128; Il. 19, 94; Hor. 2, 35. Anm.:
1) zuw. als neutr.: Sein F. offen zu bekennen. Auerbach Ab. 251; öfter wohl veranlasst durch den Dat. ohne Artikel Fehle als weibl. Ez., während Heyden Intr. (1840) 2, 172 in der Mz. Fehl schreibt, vgl. mundartl. Fehl, f.; zur Bez. von Krankheiten, des Ausschlags, der Pocken etc. Fehl 1c s. Stalder. Luther schreibt noch Feil (s. fehlen) etc. (in der Basler Bibel von 1523 als „ausländig“ noch erklärt durch „Nachlässigkeit, Versäumnis“, wie „Fäle“ durch „Missethat, Sünde“): Hat Jemand F. an mir, Der spreche ihn an. 6, 356a; Einen F. geboren. 8, 250b, s. Ps. 7, 15; Ihr Bauch bringet F. Hiob 15, 35.
2) aus solcher Wendung erklärt sich der Übergang von Fehl in ein Adv. = falsch, der Absicht, der Regel zuwider; das Ziel verfehlend, nebenbei; ohne entsprechenden Erfolg, vergeblich, vgl. svwdt.: „miß“, z. B. (alphab. nach dem Zeitw.): Laß deine Mutter f. nicht bitten. Schlegel Haml. 1, 2; Wir sind f. [irrel gefahren; Der Wurf ging f. und ins Wasser. Forster R. 1, 201; Rückert Rost. 118a; Ging der Schnitt mir fehle. Chamisso 3, 199; auch mit Accus.: Daß der größte Theil . .. den eigentlichen Gesichtspunkt des Vf. fehlgegangen sei. Sch. 760b (vgl. vorbeigehn, ihn verfehlt habe); Armuth greifet nicht f. Schottel 1124; Was an Türken Stanko fehlgehauen [hauend verfehlt, nicht getroffen]. Talvj 2, 258; Ein Armer kam nie f. bei ihm. Stilling 2, 180; Welcher Bauer wird [hier] f. rathen? Lavater 1, 61; Er hat fehlgerechnet und hierin, in diesem Rechnungsfehler, liegt etc. Dorow 1, 219; Ich stehe Ihnen dafür, daß Sie nicht f. reisen [die Reise vergeblich machen] werden. L. 12, 118; Nicht f. ja schaute das eine [Auge des Cyklopen]. V. Th. 6, 22; Er schoß fast nie f. Hackländer SoldKr. 161; [Damit] ging es schief, Alles schlug f. Stilling 4, 174; Aber nur gegen die Brust und am Hals hin schwang er die Hände | f. V. Th. 22, 109; Euer Schwur soll nicht f. schwören. Sh. 1, 364 [ich will ihn wahr machen]; Daß der scharfe Blick auch hier nicht f. sah. Engel 4, 57; F. wählen. Gervinus Sh. 279 u. ä. m. Daran schließen sich die abgeleiteten Hw. z. B.: F.-Bitte, -Einladung (Rückert Nal. 252), -Gang, -Geburt, -Griff, -Hieb, -Jagen, -Ritt, -Schlag, -Schluß, -Schnitt, -Schuß, -Sprung, -Stich, -Stoß, -Streich, -Tritt, -Wurf, -Zug u. a. m., ferner einzelne nicht von Zeitw. hergeleitete, wie: F.- Jahr, -Loos, -Rippe, -Stelle etc. Ungw. aber ist fehl außer der Zsstzg., wie z. B.: Die Furcht, dich dieses Amtes f. zu wissen. Michaelis 275 [= daß du dies Amt nicht erhalten würdest].