Faksimile 0414 | Seite 406
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Falte
Fálte, f.; –n:
Fältchen, lein; –n: die durch Übereinanderlegen der Theile eines biegsamen Körpers darin entstehnde Biegung:
1) eigentl. von Zeug etc.: Ein Rock schlägt, wirft F–n, da, wo sich Theile desselben übereinander legen; Hast du die vordere Wackel- F. des verkürzten Rocks [bei der Schwangern] gesehen? G. 16, 242; Die Haupt-F–n des Gewandes [im Gemälde] laufen in der Mitte des Körpers zusammen. 31, 44 ff.; Erfindung, Stellung, Wurf der F–n. 47; Das Tischtuch mit seinen gequetschten F–n. 54; Alle Schönheit erliegt und versinkt unter den F–en und Wülsten [unsrer Bekleidung]. Heinse A. 2, 84; F–nreicher Schleier. W. 11, 249 etc.; Das Tuch bekommt beim Walken falsche F–n [an Stellen, wo keine sein sollen]; Die F–n glätten, ausplätten; Das Zeug, die Serviette gehörig in F–n [zusammen], in die alten F–n legen; Sie dann fügte den Rock geschickt in F–n. V. Od. 1, 440 etc.
2) übertr.: Wer wollt’ in seinen Blüthentagen | die Stirn in düstre F–n ziehn? [runzeln]. Hölty; Chamisso 4, 9; Vor der Stirn- F. eines Mädchens. Grabbe Hann. 9; Bewegte sich die Fläche um den Mundwinkel in jene mephistophelische F–n. Gutzkow R. 8, 279; Daß weder | das Tischgeräthe noch die Polsterdecken dir | die Nas’ in F–n ziehn [sie rümpfen mache]. W. HorBr. 1, 101; Welcher Stand schlägt eher F–n und Runzeln als der geistliche? Und wehe! die Prediger-F. [s. 3] ist ärger als die akademische selbst. Herder’s Lebensbild 1, 2, 406; Glättend jene F–n alle, welche meine Stirn verdüstern. Platen 1, 334; Fouqué 8, 57; Waldau Nat. 1, 57; Vogt Köhl. 12. Ähnlich: Der Gemüths-F–n Plätt- und Glättstein. Rückert Mak. 2, 221; [Becher], der mir alle Seelen- F–n | alle Wunden mir verwischt. KlGroth 53.
3) aber auch, insofern die F. eine bleibende Spur ist von den Biegungen, die Etwas erhalten hat, von der Lage, in die es gebracht worden: Jch wollte, Sie könnten die F–n, die mir eine unvollkommene Erziehung .. in mein Gemüth geschlagen . ., wieder ausglätten. Forster Br. 1, 389; Meiner Denkungsart ward eine F. geschlagen, eine Richtung gegeben etc. 345; 2, 588; Ob die F–n, die sich in mein Gemüth geschlagen und gedrückt haben, wieder auszutilgen sind. G. 23, 22; Es kömmt auf . . Gemüthsbeschaffenheit, Winkel und F–n der Seele an. Mendelssohn 4, 1, 51; Doch er, er bleibt in seinen vor’gen F–n. W. 12, 25.
4) F. als Das, wohinter sich Etwas verbirgt, vgl.: Er ergriff damit gleichsam das schillernde Gewand, das seine geheimsten Absichten verbarg, nnd zog die tausend F–n desselben glatt in eine Fläche, in die Fläche der Aufrichtigkeit und Bonhommie. Gutzkow R. 6, 14; Tiefblick in die verborgensten F–n des menschlichen Herzens. Guhrauer L. 1, 287; Kann nicht heucheln, mag nicht F–n annehmen. Merck’s Br. 1, 5; In den F–n wohnt die Finsternis. Sch. 469b etc.
Anm. Ahd. fald, m.; mhd. valde, vgl. das stark biegende Zeitw. goth. falthan, ahd. faldan, mhd. valden, valten etc. Abstammung unsicher, vgl. engl. fold, das wie F. veralt. und mundartl. auch die Hürde, als etwas Zusammenzuschlagendes bez. bei Zwingli 3, 8: Mit dem Fal, vgl. Brem. Wörterb.
Zsstzg. s. o., ferner: Sēē-: Pflanze, Potamogeton natans.