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fahren über-fahren um-fahren um-fahren
II. Fāhren, intr. (sein) und tr., fuhr, führe; gefahren; fährst, fährt:
1) intr. urspr. allgm. = sich von einer Stelle zur andern bewegen, sich fortbewegen (s. Fahrt). So findet es sich noch von lebenden Wesen:
a) bei den Alphirten: Auf die Alp f., auf-f.; von der Alp f., ab-f. Stalder 1, 96; 350; Schmeller 1, 547; Daß die Sennen das Hinausziehen aus dem Dorfe in die Berge Ein-f. nennen, das herbstliche Heim-Abwandern dagegen Aus-f. Kohl Alp. 2, 54; Der Senne muß scheiden Wir f. zu Berg. Sch. 516b etc.
b) bergm.: In die Grube f., nieder-f., aus dem Schacht f., auf-f.; Wir sind von dem Feldort nach dem Querschlag gefahren etc. Ähnl. auch z. B. v. dem Schieferdecker: Auf den Thurm f., an Seilen hinaufgezogen werden etc.
c) weidm.: Der Hase ruckt gen Feld oder Holz, ingleichen, er fährt. Dö– bel 1, 31b.
d) von Wandrern, nam. Handwerksburschen, aber auch: Ein wirthlich Dach | für alle Wandrer, die des Weges f. Sch. 520a; Zum heil’gen Grab zu f. W. 20, 13 u. Anm. Veralt. (s. 3a u. b): Er sieht aber Reiter reiten und f. auf Rossen, Eseln und Kamelen. Jes. 21, 7. Bibl. auch: Du sollt f. zu deinen Vätern mit Frieden. 1. Mos. 5, 15 [insofern der Tod als Heimkehr, Versammeln zu den Vätern gilt]; Luk. 2, 29. Dagegen: Aus dieser Welt f., dahin-f., im Ggstz. des ruhigen „Scheidens“ s. 2b. Ferner übertr. in der Rede fortschreiten. Hebr. 6, 1 (s. fort-f.).
e) allgm.: im Imperativ als häufiger Abschiedsgruß: Fahre wohl! (s. 3d) = lebe wohl, ade, auch übertr.: Auch ihr Übrigen fahret mir wohl, in großen und kleinen | Cirkeln, die ihr mich oft nah der Verzweiflung gebracht. G. 1, 224 etc.; Zeuch hinauf und fahre glückselig! 1. Kön. 22, 15; 12. Auch: Er mag wohl damit f. etc.
f) im Part. = umherschweifend, streifend, vagierend, z. B.: Ein f–der Skolast. G. 11, 55; Das Leben des f–den Musikanten. Kinkel Erz. 375; Ein f–d Spielmann. Scheffel 172; Ein f–der Schüler [„Die verfahrnen deutschen Schüler.“ Scheffel 170]; Ob das ehrliche oder f–de Weiber wären. Zinkgräf 1, 237; Mein f–des, abenteuerliches Leben. Gutzkow R. 8, 260 etc. S. Umfahren etc. So auch: Die f–de oder laufende Wuth [s. d.] der Hunde. In Zsstzg. tritt der Begriff der Rastlosigkeit auch in andern Formen noch ganz gw. hervor, z. B. von der vergifteten Ratte: Sie fuhr her- um, sie fuhr heraus. G. 11, 87 etc. Sonst aber treten in Bezug auf lebende Wesen, zumal Menschen, bes. Nebenbegriffe hervor s. 2b u. 3.
2) intr. von leblosen Wesen:
a) allgm., ohne Nebenbegriff, nur noch gw. im Part.: F–de [bewegliche] Habe. Schmeller 1, 548, s. Fahrnis: Ihre liegende Habe aufgebend und mit ihrer f–den dem neuen Lande zueilend. Sealssield Leg. 1, 197 u. v.; An all unsern Leuten und Guten [Gütern], liegenden und f–den. Berlichingen 268 etc.
b) von leblosen und von lebenden Wesen mit dem Nebenbegriff der jähen Schnelle, womit Etwas an einen gewissen Ort, in eine gewisse Lage hineingeräth (vgl. Zsstzg. u.: schießen; zucken), auch unpers.: Blitzgleich fuhr es [etwa: ein Gedanke] ihr durch den Kopf. Kompert Pfl. 1, 196; Dem Hauptmann fuhr [ging, schnitt] Das [ein Stich etc.] durch die Seele. G. 15, 68; Dem klugen Wicht | fährt’s [das Prickeln] ins Gesicht | und in die Nase. 3, 86; Er heult .., daß es [das Heulen] in Dante’s neuntem Kreise | den Teufeln in die Zähne fährt. W. 11, 244; Es [ein Schauder] fuhr ihm kalt übern Rücken. Engel 12, 173; W. 11, 237; Da fuhr es doch dem milden Menschen über das Gesicht wie der Schatten einer fliegenden Frühlingswolke über die sonnenreiche Flur. Hebel 3, 503 etc. Selten ohne beigefügten persönl. Dat.: Wie fährt’s durch mich! [wie durchfährt, durchzuckt es mich]. Geßner 3, 38. Der leichtern Übersicht halber, wie vorstehnd, auch bei pers. Subj. alphabetisch nach den abhängigen Präp.: Eine Otter fuhr Paulo an seine Hand. Ap. 28, 3; Der Prügel fährt uns an den Kopf. Börne 2, 489. Hui, wie Beide auf die Füße fuhren! Gotthelf U. 2, 10; Daß ich in ungerechtem Zorn auf Jemand los gefahren sei. G. 26, 216. Das Feuer fuhr aus dem Fels. Richt. 6, 21; 4. Mos. 21, 28; Sch. 350b; Wird mein Schwert aus der Scheide f. über alles Fleisch. Hesek. 21, 4; Vor Ungeduld aus der Haut f. Immermann M. 1, 92; Heinse A. 1, 174; Aus dem Häuschen f. [außer sich gerathen]. Gotthelf U. 2, 46; Aus dem weitgeöffneten Munde fuhr eine Stimme. G. 280; Fuhr wie eine brennende Rakette aus dem Bett. Hebel 3, 275; Des modernen, nach so vielen Richtungen aus einander f–den Menschen. Monatbl. 1, 262a; Wie . aufgejagt vom Schöpfungssturm, die Sonnen | funkelnd fuhren aus der Nacht. Sch. 3a; Aus dieser Welt f. (s. 1d) etc.— Daß Hagel und Feuer durch einander fuhren. 2. Mos. 9, 24; Schwert, fahre durch das Land. Hesek. 14, 17; Durch den Stiefel und Koller fuhren | die Ballen. Sch. 322a; Einen Wahnwitzigen, dem man nicht durch den Sinn f. darf. Leisewitz Jul. 21; Was ist dir durchs Hirn gefahren? Spindler Stadt 1, 25; Ein Stich scheint ihr durchs Herz zu f. W. 11, 163; Die Taue des Schiffs f. durch die Blöcke und Gatten etc. Führe ich gen Himmel, so bist du da. Ps. 139, 8; Sch. 105a etc.; Da fährt mit lautem Zischen | ein Drache gegen ihn. Alxinger D. 64. Wenn du gleich in die Höhe führest wie ein Adler. Obadj. 4; Lebendig in die Hölle f. Ps. 55, 16; Die Teufel fuhren in die Herde Säue. Matth. 8, 32; Daß der Stein in seine Stirn fuhr. 1. Sam. 17, 49; Der Spieß fuhr in die Wand. 19, 10; Mit der Thür ins Haus f. [fallen]. Gotthelf G. 164; 236; Dann soll das Donnerwetter Dem in die Eingeweide f., der etc. Immermann M. 4, 64; Den Blinden .., dem nach gelungner Kur | der erste Strahl ins Auge fuhr. Nicolai 1, 131; Fährt eine .. Sehnsucht nach euch in mich. IP. HV. 52; Der Schreck fuhr mir in alle Glieder. Platen 4, 401; Ich [Hund] fahr in das Bein. Prutz Woch. 141; Da fuhr gleich einem Strahl aus einer Donnerwolke | ein Habicht in das Oberhaus. Ramler F. 3, 19; Heinrich fuhr dann in einander [zusammen] und ein Schauer ging ihm durch die Seele. Stilling 1, 145; 74; Als wollte man ihm in die Haare f. W. 11, 229 etc. Warf .. einen Bauern [Schachfigur] herunter, ich fuhr darnach und rührte .. den Saum ihres Kleides; Das fuhr mir durch alle Glieder. G. 9, 42 etc. Ich will über die hohen Wolken f. Jes. 14, 14; Gott fähret über mich mit Ungestüm. Hiob 9, 17; Ich will ihm über seinen schönen Hals f. Hos. 10, 11; Über die knappen Drilchhosen waren die weitgebauschten Tuchhosen mit Leichtigkeit gefahren. Alexis H. 1, 1, 72; Der sei ihm aufs illiberalste übers Maul gefahren [habe ihm grobe Antwort gegeben]. Danzel 77; Fuhr er mit der Hand übers Gesicht. G. 25, 80 etc. Wespen .., die um sein grobes Ohr mit ekelm Summen f. Nicolai 1, 158 etc. Ich will unter euch f. [dreinschlagend, strafend]. Amos 5, 17 etc. Das Eisen führe vom Stiel und träfe. 5. Mos. 19, 5. Zur Höllen fährst du. Jes. 14, 15; Zum Teufel zu f. G. 6, 338; Lasst die grauen Haare nun | zum Orkus f. Sch. 14a; Zu Berge ziehn die Herden, | fuhr erst der Schnee zu Thal. Uhland 448 etc. Natürlich kann auch die Richtung durch Adv. ohne Präp. bez. sein: Wer weiß, ob der Odem der Menschen aufwärts fahre etc.? Pred. 3, 21 [in die Höhe] s. Zsstzg., wie darein, hin, hinauf-f. etc.
c) zuw. tritt dabei ein Zweck der Bewegung hervor: Mit dem Schwamm über die Tafel f. [um Etwas auszulöschen]; Mit dem Messer über den Altar (2. Mos. 20, 25), mit den Äxten an die Bäume f. (5, 20, 19); Kein Schermesser soll über sein Haupt f. (4, 6, 5) etc.
d) der Begriff der jähen Schnelle verschwindet mehr in der Verbind. hin und her f. etc.; Und darf ich dann in solchen reichen Haaren | mit vollen Händen hin und wider f. G. 4, 31; Man wird in solchen reichen Haaren | für ewig auf und nieder f. ebd. etc. Zuw. findet sich so auch das einfache f.: Das Gewässer wuchs so sehr .., daß der Kasten auf dem Gewässer [hin und her] fuhr. 1. Mos. 7, 18; Das Meer fuhr ungestüm. Jona 1, 11.
e) die Bed. von b tritt aber wieder entschieden hervor in der häufigen Verb.: Etwas (Einen) f. lassen. Sir. 28, 6 etc.; G. 11, 12; 15, 29; 29, 214 etc. = es aufgeben, sich Dessen begeben, es sich entwischen lassen [vgl. eig.: Das Seil aus der Hand f. lassen] etc. Verstärkt: Nehmen sie den Leib, | Gut, Ehr, Kind und Weib, | laß f. dahin! Luther; Laßf. dahin, laßf. Sch. 330b; Laß ihn hin-f. in seiner regellosen Kometenbahn. Gutzkow R. 7, 467.
3) intr.: von Menschen oder menschlich gedachten Wesen (so z. B. bibl. anthropomorphisch: Der Herr wird auf einer schnellen Wolke f. Jes. 19, 1; Ps. 18, 11 etc., wobei auch die Bed. 2b mit einfließt):
a) den Ort auf einem Fahrzeug oder Fuhrwerk verändern, ohne also weder selbst sich fortzubewegen noch auf einem sich fortbewegenden Thier (reitend) zu sitzen: Fährst du mit uns? Nein, ich werde gehn oder reiten; Die f–de [Ggstz. reitende] Post; Venus fährt in einem von Tauben gezognen Wagen; Auf einem Leiterwagen, in einer Kutsche, im Schlitten, mit der Post, mit der Eisenbahn f.; Ich würde stolz mit Sechsen f. L. 1, 122; Nach Hamburg f., nach Hause, heim- f., aufs Land f., spazieren f., irre f. etc. In einem Kahn, in einer Gondel auf dem Wasser f., über den Fluß f.; Fährst du mit einem Segelschiff oder mit dem Dampfer nach New- York?; Fuhren den Lago maggiore hinaufwärts. G. 14, 219; Mit einem Luftballon f. etc. Man beachte, daß wie bei ,,gehen, reisen“ etc. das Präs. öfters auch von der Zukunft gebraucht wird: Ich f. morgen nach Berlin etc. S. auch 4.
b) zuw. auch: Auf Schrittschuhen f. statt „laufen“, und wie auch bei andern ähnlichen Ausdr. nam. im Infin. und Part. ohne Präp.: Fuhr auch wohl Schlittschuh. G. 22, 249; Indem ich mich zum Schlittschuh-F. entschloß. 90; Wider das Gabel-F. [der Hexen] gepredigt. Hammer RH. 338; Das Bock-F. (s. u.) kommt aus Mißglauben. HSachs 1, 532c; Da soll der Teufel schiff-f. Meißner Stein 123 etc. Auch andre Infin. und Partic.: Gewohnheit des Spur-F–s [in der Spur der vorangefahrnen Wagen zu fahren]. Seume Sp. 156; so: Das Bock-F. (s. 4: das Fahren vom Kutschenbock aus); Die Luft fahrenden. G. 37, 52 [Luftfahrer].
c) auch vom Fahrzeug und Fuhrwerk: Das Schiff ist auf den Grund, u. refl. hat sich fest [s. 4a] gefahren, wie von der Person: Er hatte sich fest gefahren und seine Bemühungen, wieder loszukommen waren vergebens. G. 15, .106; Wo der Karren [s. d.] sich fest gefahren. Prutz Mus. 1, 30, vgl.: Ein Fuhrmann, der in einem grundlosen Wege mit seinem schwerbeladenen Wagen festgefahren [ist]. L. 10, 127 etc. Auch: Der Wagen fuhr sich [s. d. †] bequem. Ruge Rev. 2, 185; Es fährt sich bequem drin etc.
d) übertr.: Gut, wohl, schlecht, übel f., bei (oder mit) Etwas (s. 1e und 5; auch Wohlfahrt) = gut etc. dabei fortkommen, sich dabei befinden, stehn, z. B.: Du bist heute schlecht gefahren. G. 15, 49; Weil einige Treugesinnte übel dabei f. Sch. 837a u. v.; Daß ich so am besten fahre. L. 12, 468. Vgl.: Da sehen Sie nun, wie man mit der besten Absicht f. kann. 244 [= anfahren, anstoßen]; Er würde .. mit altem Käse besser f. Lichtwer 112.
e) Hoch f., her f., selten ohne tadelnden Nebensinn, wie: Der Herr leitete ihn .., er ließ ihn hoch her-f. [hob ihn hoch]. 5. Mos. 32, 13; gw. im Sinn des Sich-überhebens, hochmüthig, stolz sein, vgl.: Ich will über die hohen Wolken f. Jes. 14, 14; Da fähret der Lucifer zu hoch und will seinen Stuhl Gotte gleich, ja über Gott setzen. Luther 6, 120b; Fahre nicht hoch, halte dich zu deines Gleichen. 5, 272; Nicht fahre hoch in Lüften | und schwelge nicht in Düften etc. Rückert Mak. 1, 87; Beseitigt jetzt allen Übermuth und anmaßliches Hoch-F. G. 26, 228 etc., auch wie stolzieren, von äußerm Prunk: Fraget nicht darnach, was ihr essen und trinken sollt und fahret nicht hoch her. Luk. 12, 29 etc. Vgl. auch: Klüglinge, die es so bald ausgelernet haben und meinen, viel höher zu f. [einen höhern Standpunkt einzunehmen]. Luther 6, 177b. Bes. gw. im Partic.: Hochfahrend (= hochfährig, s. d.) und dazu das abstr. Hw. auf „heit“ mit ausfallendem „d“ (vgl. bedeutend, Anm.): Es wird Ernst, so wenig Eure Hochfahrenheit auch dem warnenden Freunde glauben will. Tieck NovKr. 2, 380. S. auch: Hoch-Fahrt, fährtig, ahd. hôhfart, mhd. hôhvart, hochvart und hôvart, woraus die heutegw. Form Hoffahrt, hoffährtig entstanden, vgl.: Herrn, Ritter und Knechte, wann sie hoffahrten, so hatten sie lange Lappen an ihren Armen etc. Limburger Chron. 18 etc., mit der Fortbildung: Diese hoffahrtende Irrweiser. Jahn M. 59.
4) tr.: entspr. dem 3a (man achte aufdas versch. Hilfszeitw. auch bei ausgelaßnem Objekt!): Einen, Etwas f., auf einem Fahrzeug oder Fuhrwerk von einem Ort zum andern bringen: Der Passagier ist rasch, gut —, der Postillon, Fährmann hat gut, schlecht gefahren; Der Postillon fuhr schärfer. G. 18, 130; Sprich, Fährmann, willst du f.? Sch. 518a; Fischerknabe fährt sich in einem Kahn. 516a; Passagiere und Frachtgüter nach der Stadt, über den Fluß f.; Holz f., an-f. [aus dem Wald holen]; Holz und Steine zum Bau f.; Mist [aufs Feld] f. etc.
a) mit beigefügtem Ew. etc. der Wirkung: Ein Kind todt f. [es überfahrend tödten]; Die Pferde zu Schanden f., sie ab-f.; Etwas entzwei, zer-f.; Die zum Sumpf gefahrene Stadt. G. 25, 106; An Leuten eurer Art .. hab’ ich mich schon halb lahm gefahren. Gellert 1, 223. Vgl. 3c: Den Kahn, sich fest f. etc.
5) intr.: wo aber wegen der hervortretenden thätigen Bed. (s. die gw. Zsstzg.: Ver-f. und zu-f.) neben „sein“ auchdas Hilfszeitw. ,,haben“ vorkommt, zuw. übertr. = weben, wirken, handeln, vgl.: Schritte thun, um Etwas ins Werk zu setzen etc., z. B.: Hier webet Gottes Geist ... Mit linder Macht der Menschheit Knosp’ entfaltend, | fährt Gottes Geist, umbildend und gestaltend. V. 3, 223; Wer ohne Furcht fähret, Der gefällt Gott nicht. Sir. 1, 28; Klüglich f. in allem Handel. 19, 18; Mit mancherlei Lüsten f. 2. Tim. 3, 6; Daß sie mit Gewalt gefahren haben. Hiob 36, 9; Fahre gemach, schmähe und läster uns nit. Schaidenraißer6a; Aber fahret noch freundlich an uns, erbarmet euch unser. 41a. Ofter: Mit Einem, mit Etwas so oder so f., ihn, es in angegebner Weise behandeln: Warum willt du mit deinen Knechten also f.? 2. Mos. 5, 15; Fahret mir säuberlich mit dem Knaben. 2. Sam. 18, 5; 2. Kor. 5, 11 und danach z. B. noch W.: F. Sie mir säuberlich mit Lessing! (s. Guhrauer L. 1, 256); Daß er närrisch mit solchem Eid fahre. Luther 6, 8a etc., s. Schmeller 1, 549. Ahnlich auch: Einem mit-f., mitspielen: Warum hat der Herr diesem Lande also mitgefahren? 2. Chron. 7, 21; Also habt ihr den Töchtern Israel mitgefahren. Susanna 57; Die Art und Weise, auf welche Herr W. dem Spinoza mitfährt. Welch bittere Beschuldigung. Mendelssohn 4, 1, 528; Wie mir die Göttin mitgefahren. Nicolai 1, 87. Doch ist diese ganze Anwendung veralt. oder wenigstens veraltend. 6) bei den Tuchscherern: die große Schraube der Presse zuziehn.
Anm. 1) Über die bei Luther noch gw. Formen: Du fährest, er fähret, s. Sanders Orth. 69 und nam. B. 471a, wo er zu dem Vers: „Durch dürre Blätter fähret“ bemerkt: Aber „fähret“ ist doch auch Nichts, müßte fährt heißen. Mundartl. auch ohne Uml.: Du fahrst etc. Gotthelf G. 236; Hebel 3, 200; 201; 103; 154 etc., wie umgek.: So fährt [ihr Blitze] auf dieses Haupt herab! JGJacoby 1, 86. D 2) die Zsstzg. richten sich in der Form natürlich nach dem Grundw., nur daß „wallfahren“ nicht eig. Zsstzg. von f. ist, sondern wie auch die gw. Form ,,wallfahrten“ zeigt, erst von dem Hauptw.: Wallfahr(t) stammt und daher natürlich schwache Abwandlung hat, vgl. bewillkomm(n)en; handhaben; veranlassen; rathschlagen; radebrechen (s. d.). Es ist deßhalb nur vermeinte Korrektheit, wenn Grün Ritter 107 schreibt: Von Kirche zu Kirche wallfährt der bange Menschenstrom etc. 3) Anders aber ist das Verh. von „Willfahren“, willfährig sein, Jemandes Willen gemäß handeln, zu Willen sein, sich demselben fügen, bequemen, obgleich auch hier die Nbnf. sich findet: Ich willfahrtete meinem Arme. Rückert Mak. 1, 90. Hier ist fahren wohl nicht ahd. faran, sich von einem Ort zum andern bewegen, sondern fâren, worauf aus sein, wonach streben, doch vgl. 5; jedenfalls aber hat es schwache Abwandlung, wobei die der Doppelbetonung ––⏑ und ⏑– entsprechende Doppelform des Partic. zu bemerken ist: „Willfāhrt“ und „Gewillfahrt“; mit ungwöhnl. Trennung im Infin.: Um nicht ihnen willzufahren. Schlegel Span. 2, 44 etc., vgl. mißdeuten und ähnl. Zsstzg.: Nach vielem Einreden und Widerstreben wurde ihr willfahrt. Auerbach D. 1, 325; Tag. 224; Barf. 239; Worin sie ihm denn auch sogleich willfahrten. G. 18, 188; Er willfahrte (⏑ –⏑) dem Gesuche. Heine Rom. 92; 255; Willfahre (⏑– ⏑) schnell den stummen Bittern. Rückert Mak. 2, 131; Was uns belanget, sei gewiß, willfahren (–––⏑) wir. V. Ar. 3, 86; Wie freundlich willfahrt (––) ihr der Lieb’, o Herr. Sh. 1, 370; Ob er mir willfahrt (––). Il. 18, 143; Th. 22, 170; Hat nicht Odysseus | dir bei der Danaer Schiffen mit heiligen Gaben gewillfahrt? (⏑ ––) Od. 1, 61; Wann er ihm nicht willfahrete, müßte er andere Mittel brauchen. Zinkgräf 1, 316; 46 etc. Auch mit beigefügtem Obj. = gewähren: Ach Herr, beschere mir einen reiterischen [Reiters-, schnellen] Tod! Den hat ihm Gott auch willfahrt. 2, 45 etc. 4) In Bezug auf die Abstammung ist als urvwdt. zu der Wurzel far zu bez. das lat. per (durch), wie es in pergo, fortgehn. fortfahren erscheint, ferner in experior, durchdriugen, erfahren, peritus, erfahren, kundig etc. und ähnlich in dem gr. πēiρα, durchbohren, durchdringen, erfahren, probieren etc. Zu diesem Begriff des Erfahrens (s. d.) vgl. auch das veralt. eines Dinges fahren = darauf Acht haben, warten, abpassen, lauern bei Pictorius und Henisch, s. Frisch 1, 239b und Schmeller 1, 549 ff. gehört dann auch z. B. das lat. periculum, Gefahr (vgl. πeīρα, Versuch, Probe etc.). Von deutschen Wörtern gehören außerdem hierher die Vors. „ver“; fort; vor; fern (engl. far), von welchen sich kaum wird bestimmen lassen, welches das Grundw. und welches das abgeleitete ist. S. auch die Ableit.: Fahrt, Fuhre, Fuhrt, Furche, firn, und bes. führen, das mundartl. für 4 s. Schmeller 1, 547; Gotthelf G. 162; 302; 317; Hebel 3, 201 etc., plattd. (z. B. in Mecklenb.) allgem. für f. 3 und 4 gilt.
Zsstzg. sehr zahlreich, wobei man überall das Grundwort zu vergleichen hat, z. B. über die (subst.) Inf.: Bock-, Gabel-, Schiff-, Schrittschuh-, Spur-fahren [3b] etc., ferner: Áb-: Die Post, Eisenbahn, das Dampfschiff fährt um 6 Uhr von hier ab; Der Jgnaz, der mich bis zur Post abgefahren hat. Goltz 2, 62; Das Holz a. [aus dem Wald]; Cäsar ist den Rhein abgefahren. Stumpf 169a, hinab-f.; Wir waren, Der Kutscher hatte uns vom Weg abgefahren. Bettina 1, 4; Von der Alp a. [1a]; Ich hätte Lust, nun abzufahren. G. 11, 95 [fortzugehn]; Ohne diesen Arzt wäre ich längst abgefahren [todt]. Eckermann G. 2, 179 [vgl. abrutschen]; Lasst nur erst den Louis Philipp a. [sterben]. Scherr Graz. 1, 155; Die Axt, der Hammer ist abgefahren [abgeflogen, vom Stiel]; Erstlich; wenn die Religionsmeinung schnell ein-, zweitens, wenn sie schnell abfährt. IP. Freih. 82; Bringt er seine Werbung an, fährt aber ab [blitzt, läuft ab]. G. 32, 245; Er wird schlimm a. IP. 7, 191, nam. oft: Einen auf eine schnippische Weise a. lassen, z. B. G. 19, 227 etc. Der Fuhrmann fährt eine Schuld, der Gläubiger seinen Vorschuß bei ihm ab, aber mundartl. auch ohne besondre Beziehung auf das Fahren: Mit den Schulden a. Gotthelf Sch. 155 (s. eine Schuld abführen). Er hat das Kind übergefahren und ihm einen Fuß abgefahren; Ein Stück von der Mauer, die Schiene vom Rad a.; Die Pferde a. [4a]; Der gebahnte Steg, der abgefahrne Weg. Rückert Mak. 2, 153 etc.
Án-: bergm. [1b]= an die Arbeit fahren, so Anfahrschacht, durch den die Grubenarbeiter a. etc.: Auf jedes Pferd, das vorbei kam, auf jeden Wagen, der anfuhr, aufmerksam. G. 16, 127; Ein Wagen, der Ottilien brachte, war angefahren [ans Haus fahrend angekommen]. 15, 51; Wenn er bei sich anfuhr [zu Hause vorfuhr]. Gutzkow R. 9, 248; 1, 105; Hebel 3, 287; 299; Merck’s Br. 1, 224; Schlag ein Uhr um Mitternacht wird ein Wagen hier a. [hierher fahren, 198a]. Sch. 2, 390 etc.; Unser Fährmann bat . ., bei Bonn a. zu dürfen. G. 25, 150; Als die erste Gondel an das Schiff anfuhr. 23, 69; Es rudert und es rauscht; | sie kommen angefahren. Uhland 241 etc. Der Wagen ist, der Fuhrmann hat angefahren, an einen Stein, ist angefahren, insofern er eben festsitzt etc.; Die Rosinante mußte .. angefahren haben. Gotthelf Sch. 287. Holz, Steine a. [4]. Einen a., mit heftigen, harten Worten anreden. Matth. 16, 22; 19, 13; V. Od. 12, 392; Einen drohend, ungebärdig (Hebel 3, 119), wie ein betrunkner Heide (243) a. etc.
Aūf-:
1) intr.: Auf und ab fahren die Straßen, den Fluß, im Gebirge, in den Haaren [2d] etc.; Die unruhige schlaflose Göttin treibt den Helios [Sonnengott] aufzufahren [mit der Sonne empor]. G. 33, 39; Der Sennhirt, der Bergmann ist aufgefahren [1a und b]; Der Schiffer hat oder ist, das Schiff ist aufgefahren (s. an-f.), auf den Grund [3c]. So auch von Fuhrleuten: Aufgefahren ist er mit Fleiß, es kann ja kein Hofkutscher besser fahren, Auerbach D. 4, 84. So auch: Daß wir einander [Dat.] a. 83 etc. Daß der .. Gesandte zur ersten feierlichen Audienz auffahre. König Kl. 1, 346; Bei Hofe mit vier Pferden a. Gutzkow R. 2, 154[im feierlichen Aufzug hinfahren], s. 2. Dann auch [s. 2b]: auf die Beine. V. Od. 21, 119, allgem.: in die Höhe fahren, sich jäh und schnell emporbewegen: Christus ist aufgefahren gen Himmel. Luther 6, 546a; Wie doch so rasch a—d enteilet er. V. Od. 1, 411; Ein Hund ist bellend Höfer V. 169, die Schweine grunzend aufgefahren. Immermann M. 1, 254; Aus dem Schlaf, erschreckt (G. 15, 99), bangend (Schwab 447) a.; auch übertr. von leidenschaftlicher Erregung, heftigem Zorn: Verdammt sei dein Instinkt, fährt in der größten Wuth | der König auf. W. 12, 18; A–d, jähzornig etc.; Schon etliche mal ist’s mir aufgefahren. G. 14, 63, der Gedanke plötzlich in mir aufgestiegen etc.; Flammige Steine fahren aus dem Vesuv, Platen 2, 193; Der Wind Hiob 38, 24; ein Feuer L. 3, 178; Etwas fährt im Feuer auf. Günther 129; 450; Wackernagel 2, 587, Z. 20; Blattern etc. fahren auf (kommen plötzlich zum Vorschein). 2. Mos. 9, 9 ff.; Danzel 513; Zachariä 1, 34 u. ä. m. Aber auch = aufspringen, sich plötzlich mit Heftigkeit öffnen: Thüren und Fenster fuhren auf etc.
2) tr.: Geschütz a. Chamiso 4, 175; daher übertr.: Beim Gastmahl eine Batterie Flaschen, Viel a. lassen etc.; Als ich Packwagen und Chaisen aufgefahren [in der Reihe aufgestellt] sah. G. 25, 37; 79; Kies a., auf die Chaussee etc. Den Weg a. [so daß Öffnungen, Löcher drin entstehn]; Den Thorweg a.; bergm.: Ein Feld, einen Stollen etc. a., durch bergmännische Arbeit eröffnen etc. Āūs-: intr.: Die Sennen [1a], die Bergleute [1b] fahren aus; Er ist ausgefahren, ausgereist, nicht zu Hause, doch so, daß er zurückerwartet wird; dagegen zur Bezeichn. des Ausgangspunkts: Darnach fuhren wir aus von Troada. Ap. 16, 11, vgl.: Wir fuhren, von Berlin aus, mit der Eisenbahn; doch auch: Ich .. fuhr aus in Macedonien. 2. Kor. 2, 13; Seit Odysseus der Held ausfuhr in geräumigen Schiffen. V. Od. 2, 27, wobei doch etwa. zu ergänzen: von hier etc. Der Teufel fährt aus aus dem Beseßnen; Die Seele (G. 12, 292), der Athem aus dem Sterbenden (veralt.: Wenn wir a. [sterben] sollen. Luther 5, 13a). Ein Feuer (4. Mos. 16, 35), der Wind (11, 31) fährt aus; schwzr.: Ein Drache (s. d. 4) ist ausgefahren. Kohl Alp. 3, 323; Daß das Mädchen .. mit einem Satz zur Stube ausfuhr. Gotthelf G. 54; Pfeile fahren aus wie der Blitz (Zachariä 9, 14); Daß nicht mein Grimm ausfahre [ausbreche]. Jer. 4, 4. So auch: Wenn er auch .. nicht Alles in .. Ordnung fande, so fuhr er nicht aus .., sondern er ermahnte ganz liebreich. Stilling 2, 66; Sie .. fuhr recht entrüstet aus. Gryphius 1, 243; Er ist so a–d [ausfallend] etc. Sein Freiheitsbaum fuhr [schlug] in Blüthen aus. IP. 21, 155; Fuhr der Aussatz aus an seiner Stirn. 2. Chron. 26, 19. So auch: Im Gesicht ausgefahren sein [Ausschlag haben]; War der Branntewein im Antlitz ausgefahren. Günther 581; Etwas fährt [gleitet] mir aus, aus der Hand; die Hand, der Fuß; das Messer, die Scheere beim Schneiden (Tieck 3, 17) fährt aus etc.; Die Welt fährt immer zur Seiten aus, die Mittelstraße will und kann sie nicht treffen. Luther 6, 54a etc. tr.: Einen Weg a., durch Fahren tief, voller Löcher machen; Der ausgefahrne Hohlweg. G. 25, 5; Tief ausgefahrne Löcher. 10, 181; Daß die alten Gleise so ausgefahren sind. Tieck Gs. Nov. 1, 74; Die Furchen beim Pflügen wohl a. etc. Getreide a. [aus einem Land, gewöhnl. ausführen] und dafür Fabrikwaaren einfahren. Aber auch: Getreide a. Krünitz 9, 510, es durch Fahren ausdreschen. Jm Glasofen werden Häfen durch das sogen. Hafenthor ausgefahren und neue eingebracht. Karmarsch 2, 133 etc. Be-: tr.: bergm. [1a]: Stollen und Schächte (G. 27, 232); Eine Grube (L. 11, 466); Des Berges Grund b. Freiligrath 1, 161; Verfallen war der Schacht und un-b. Rückert 1, 163 etc. Einen Weg, eine Straße, Teiche (G. 15, 106), ein Meer (Lichtenberg 4, 160) b.; Einen Ort b. und bepilgern (Arndt Erinn. 104) etc. Ein b–er Weg; Ein un-b–es Weltmeer. Sch. 757b, aber auch in akt. Sinn (Schiff.): Befahren Volk, Matrosen, die den Seedienst kennen und in allen Schiffsarbeiten geübt sind; Halb-b., halb geübt; un-b., die noch keine Seereise gemacht; Der befahrene Munn hat vor dem unbefahrenen Eins voraus. HSmidt grL. 2, 219, vgl. „erfahren, gereist, bewandert“ etc. Ferner: Eine Chaussee mit Kies, einen Acker mit Dung b. etc., Kies etc. darauf fahren; versch. das schwachformige Befahren, s. Fahr II. Anm. Dahêr-: her-, einherfahren: Wie eine Flut d. Dan. 11, 10; Jes. 22, 6; Ps. 77, 8; So könnte ein Posaunenengel vom Himmel dahergefahren kommen. Immermann M. 1, 258. Dahín-: Mädchen . ., die über den Platz fahren dahin und daher. G. 1, 288; D. wie ein Schatte. Ps. 109, 23; wie Blitze. Rückert Nal. 21; Über die Hauptsache fahren [huschen] Sie dahin. L. 8, 196; s. [1d und 2e]. D(a)rēīn-: Täppisch d. Ruge Rev. 1, 93; Ein Donnerwetter soll d.! etc. D(a)rǖber-: Mit einem Besen d. Ramler F. 3, 101 etc. Davón-: fort-, hin-fahren. Ps. 149, 21 etc. Dazwischen-: Mit der Husarenplempe d. Prutz Mus. 3, 281; Kaum hielt er sich, daß er nicht sofort dazwischenfuhr. Ruge Rev. 1, 86 etc. u. ä. m. I. Dúrch-: 1) intr.: durch Etwas hindurch, der Quere nach fahren, z. B.: bergm. [1b]: von einem Stollen oder Ort zum andern etc.; Durch ein Thor, einen Thorweg d.; Durch eine Stadt d., ohne darin zu verweilen; Mit dem Schiff durch die Wellen d.; Der Speer fuhr unterm linken Arm durch. W. 11, 114; Er will mit dem Kopf überall d.; An d–der Unbedingtheit des Wesens wollte er ihm nicht nachstehen. Devrient 2, 394; D–d und heftig von Natur. Sch. 970b etc., s. II. 2) tr.: Einen Weg d., ihn aus-f., zu tiefe Gleisen hineinbringen. II. Durch-: tr.: mit jäher Schnelle durchdringen: Diese Schrift wird wie eine Kanonenkugel die Seelen d. HVoß JP. 80; Mein Gebein durchfährt des Todes eis’ges Schrecken. Werner Febr. 53, auch bergm.: Ein Gebirg zu d. Matthesius Luth. 209b etc. In einzelnen Fällen kann Ia und II. mit geringem Unterschiede stehn; vgl.: Die ehrne Spitze fuhr den Schädel durch. B.; Nur zwei Schichten fuhr er [der Speer] hindurch. 233b; Durchhin fuhr | die ehrne Spitze bis zum Panzerrock. 161b; Ich fahre die Stadt durch, Angabe des Orts, wo und wieweit ich fahre; Ich durchfahre die Stadt, sie wird durchfahren, ich durchkreuze sie, nach verschiednen Richtungen fahrend etc. Das Trans. findet sich zuweilen mit „,sein“ verbunden: Daß wir den ganzen .. Chersones der Länge nach durchfahren waren [richtiger: hatten]. Kohl Südr. 1, 261, vgl. durchwandern und s. durch. Durchhin-: s. Durch II. Eīn-:
1) intr.: Die Sennen, die Bergleute [1a u. b] fahren ein; Nachdem man .. in die Mündungen des Missisippi eingefahren. Sealsfield Leg. 2, 106; Fährt er in einen Ort ein. Kohl Irl. 1, 160; Gerade durch des Panzers Höhlung fuhr | der schnelle Pfeil zur rechten Schulter ein. B. 159b etc.; weidm.: Der Fuchs, Dachs etc. fährt ein, in den Bau, auch: Ein Wild fährt ein, springt in das ihm gestellte Netz, von dem zur niedern Jagd gehörigen Wild, wie „einfallen“ von dem zur höhern Jagd gehörigen. 2) tr.:
a) Getreide e., in die Scheune (vgl. ausfahren u. einführen); Wenn sie am Sonntag .. Korn einfuhren und Heu. V. 2, 72 etc.
b) Etwas e., durch Fahren einstürzen machen, umreißen.
c) Ihn [den Brief] in das gehörige Geleise e. Vogt Oc. 1, 200; Pferde e. G. 15, 29, sie zum Fahren dressieren, einschulen; auch: Sich e. daher-f. in die Höhe, auf-fahren: Jach fahren 1000 Höllenhunde .. empor vom Schlunde. B. 71b; Lenore fuhr .. empor aus schweren Träumen. 13a; Eh der gedrohte Sturmwind emporfährt. IP. 2, 176; Plötzlich aus seinem Hinbrüten e–d. Stahr Rep. 1, 15.
Einhêr-: Empōr-: Ent-:
1) intr. (sein): Etwas entfährt mir, entwischt, bricht hervor, ohne daß ich es will: Doch Dem war kaum das Wort e., | möcht’ er’s im Munde gern bewahren. Sch. 59a; Ein lauter Schrei entfuhr ihr. W. 12, 30 etc.
2) tr. (mundartl., veralt.): Den Zoll e. = verfahren. Frisch 1, 240a. Entgêgen-: einem Kommenden: Jch fahre der raffenden Kreisung entgegen. V. Ov. 1, 71 = dagegen an. Er-: tr.:
1) das Part. e., wie das Part. befahren s. d. und um-f. II. in aktivem Sinn, wie es im Annolied 329 heißt: Der die Welt in zwölf Jahren „erfuhr“ [d. h. durchreiste] bisan ihr Ende, s. Graff 3, 566, und noch: Ein Markt von solchen Waaren | ist nicht nach meinem Sinn, | ich laß ihn un-e. Wackernagel 2, 547, Z. 2 (im Jahre 1700) etc. So: Knechte, die auf dem Meer e. 1. Kön. 9, 27; Bei dem in allen Wassern e–en Herrn Justus. Gutzkow R. 1, 157. Daraus entwickelt sich, wie bei dem ganz ähnlichen „bewandert“, die allgemeine Bedeutung von Einem, der durch das Erlebte sich Sicherheit und Gewandtheit, durch praktische Aus- übung eines Fachs sich darin sichre und feste Kenntnis erworben hat: Der gereist und e. war. Gervinus Lit. 3, 252; E–e Ärzte; Verständige und e–e Männer. 5. Mos. 1, 13; G. 13, 116; Der Thore weite Flügel | setzet mit erfahrner Hand | Cybele. Sch. 56b u. a.
a) oft verstärkt durch Adv., z. B.: Da wirst du .. als ein Hoch-E–er . . freigebiger sein mit Aufklärung und Unterricht. G. 18, 317; Ein Vielerfahrner wäre zu bedauern, | wär’ ihm das Loos gefallen, das dich trifft; | wie ruft nicht erst bedrängter Jugend Kummer | die Mitgefühle hilfsbedürftig an. 13, 308; 116; Ein vielerfahrner Fuchs, der alle Weg’ und Stege | wohlausgegangen hatt’. Rückert Weish. 3, 234, im Superl.: Der Ärzte viel-e–ster. G. 13, 293; Ein wohlgeübter Mann verstehet Viel und ein Wohl-E–er kann von Weisheit reden. Sir. 34, 9 etc. Seltner: Die unglaublichen Mittheilungen dieses Buches werden von allen Selbst-E–en bestätigt. Gervinus Jahrh. 1, 481. Oft der Ggstz.: Un-e. Sir. 51, 31; Ein junger un-e–er Mensch etc. Seltner: Seine Sprüng sind dem Un-e–en [der sie nicht gesehn] kaum gläublich. Stumpf 609a.
b) häufig mit abhängigem „in“: In Etwas e., un-e. sein; In Staatssachen, in Sprachen, in der Philosophie sehr e.; In Liebeshändeln noch ganz un-e. etc. Auch mit Gen.: Ich bin dieser Weisheit nicht e. [kundig] und wer da sagt, daß ich ihrer e. sei. Claudius,5, 66; Aller jugendlichen Spiele, | aller Mannesthat e. Freiligrath H. 49; Ich rühme nicht mich dunkler Seherdeutungen e. WHumboldt 3, 71; Verständiges Rathes e. V. Od. 2, 38; W. 15, 105; Dieser nagelneuen Art zu schreiben noch un-e. Zinkgräf 1, 212 etc. Auch in Zsstzg. z. B.: Ein kunst-e–er Mann; Kunst erfahrne Gründe. Pfeffel Po. 3, 161 [d. h. Gründe eines solchen Manns]; Streit-e. [kriegskundig]. B. 165b; Ein welterfahrner Mann. Chamisso 3, 234; Jung und weltunerfahren. Stahr (Nat. Z. 8, 43) etc. Ungewöhnl. Formen: Die Ältesten und Erfahrnesten. Weidner 47; Der Jüngste und Unerfahren dste. Tieck Nov. Kr. 2, 220 (vgl. Sanders Orth. 67).
c) dazu: Er- fahrenheit, f.; 0: das Erfahren-sein, auch = Erfahrung (s. d.): Dennoch lehrt uns die E. Fischart B. 120b; 269b; Und kommt E. zu ihren andern Gaben. G. 7, 44; Er gründte sich auf die E. Hagedorn 1, 24; Die E. dient ihm vor [für] 1000 Bücher. Haller 37; Der .. E. mit Eifer, Politik | mit Muth vereinige. Gotter 2, 147; Bei ihrer E. im Hauswesen. Kinkel Erz. 211; Schaidenraißer 60a; Stumpf313a; An E. mir überlegen. W. 20, 24; 29, 142; Ihr seid noch nicht des Alters und der E., daß euch dieses gedenken könnte. Zinkgräf 1, 145 etc. So auch: Die Un-E. in der Kunst, zu scheinen. Kant Anthr. 13; In aller Un-E. der Unschuld. W. 3, 74; Jemandes Un-E. mißbrauchen etc.; Der Schmeichler lobt . . an einem jungen Rath die Staats-E. Hagedorn 1, 80 etc. S. auch Erfahrnis. 2) an das in 1 entwickelte Partic. schließt sich: Ich erfahre Etwas, ich erlebe es, es wird mir durch sinnliche Wahrnehmung kund, oder, insofern es sich um etwas mich selbst Betreffendes handelt, es wird mir zu Theil, z. B.: allgem.: Die Revolution durchgelebt und durch-e. Ense Denkw. 1, 151 etc. Namentl.:
a) Eine Person oder Sache erfährt Etwas, es wird ihr zu Theil: Wohl wird er Duldung üben, wo Duldung er erfährt. Chamisso 3, 331; Du hast der Götter Gunst e. Sch. 57a; Begegneten mir mit nie erfahrner [s. c] Freundlichkeit. FSchlegel Flor. 109 etc. Der Rest erfährt auf diesem Wege .. eine Reinigung durch Absondrung des Kohlenstoffs. Burmeister Gsch. 368; Dies Buch hat eine gründliche Umarbeitung e. etc. Nam. oft von unangenehmen Dingen = erleiden: Elend, Noth, Unglück, Widerwärtigkeiten, Kränkungen, Beleidigungen, Jemandes Zorn, Gottes Rache (Hesek. 25, 14), Angst (Pred. 8, 5), Böses (Ps. 71, 20) e.; Wie unsre Kleidung seinen Spott erfuhr. G. 13, 102; Des Schicksals Grimm e. Hagedorn 1, 59; Roß, das nie Zügel und Gebiß erfuhr. Heinse. A. 2, 42 etc. Auch mit abhängigem Satz st. des Obj.: Also musst du inne werden und e., was für Jammer und Herzeleid [es] bringet. Jer. 2, 16; Oft: Du sollst e., daß ich der Herr bin, es inne werden, erkennen durch die Beweise von Güte oder von strafender Gewalt des Herrn: Nun erfahre ich es in der Wahrheit, daß Gott die Person nicht ansieht. Ap. 10, 34 etc.
b) Ich erfahre Etwas, insofern es mich nicht unmittelbar selbst berührt, ich erlange davon Kenntnis mittelbar durch Schlüsse aus sinnlicher Wahrnehmung oder durch Mittheilung Andrer (= hören), z. B.: Noah ließ eine Taube ausfliegen, daß er erführe, ob das Wasser gefallen wäre. 1. Mos. 8, 8; Seine Schwester stand von ferne, daß sie e. wollte, wie es ihm gehen würde. 2, 2, 4; Erfahret [Erforscht] und sehet, an welchem die Sünde sei. 1. Sam. 14, 38, vgl.: Den Thäter zu e. [erforschen]. Opitz bei Adelung. Gw.: Sandte er Kundschafter aus und erfuhr, daß Saul .. umgekommen wäre. 26, 4. Sauls Tod; So er nichts Gewisses e. konnte. Ap. 21, 34; Was ich thue, Das weißt du jetzt nicht, du wirst’s aber hernach e. Joh. 13, 7; Frage Gott, daß wir e., ob unser Weg .. gerathen werde. Richt. 18, 5; Das ist der Alten Krone, wenn sie viel e. haben. Sir. 25, 8; Er wähnt, man könne das neu zu E–de [s. c.] durch bloße Erfahrung in seine Gewalt bekommen. G. 39, 70 etc. Selten (s. o.) von unmittelbarer finnlicher Wahrnehmung: [Die Wölfe heulen], daß des alten Königs Ohr | im Palast es muß e. Rückert Morg. 1, 226. Zuw. auch: Er findet ein erwachsenes Mädchen, in dem er seine eigne Tochter erfährt. Börne 1, 249; Jch habe in ihm einen wahren Freund e. Adelung; Sie erkennen ihn dafür, weil sie ihn so e. [kennen gelernt] haben. W. 31, 412 etc.
c) das Passiv ist im Allgm. ungw., wohl weil die Bed. aus dem Part. mit aktiver Bed. (s. 1) hervorgegangen, doch s. in b das Bsp. aus G. und in a das aus FSchlegel. Veralt. auch refl.: Sich eines Dinges um etwas e. Schmeller 1, 549, und: Etwas erfährlen, erkundschaften, erforschen. Pictorius u. Spate. 3) versch. von 1 und 2: Durch Fahren erlangen etc.: Der Fuhrmann hat sich ein ansehnliches Vermögen e. etc. Ähnlich: Auf raschem Wagen eilt er nach, | er konnt’ ihn nicht e. [ereilen, einholen] etc. Mundartl.: Ein Kind e., todt fahren; Lung und Leber ist ihm e., entfahren, s. Schmeller 1, 548; ferner s. Fahr II, Anm. fahrend den Weg verfehlen: Der Kutscher hat uns, wir sind fehlgefahren. weg-f. von einem Ort, weiter fahren: Er ist, der Kutscher hat ihn um 6 Uhr von hier fortgefahren; Jch .. ließ den Postillon f., um zu Fuße etc. G. 14, 87; Der Schutt muß von der Baustelle fortgefahren werden; Die Biber können unter dem Wasser eine ziemliche Ecke schwimmen und f. Fleming J. 113b. Ferner [1d u. 5]: in etwas Angefangnem fortgehn, es weiter treiben, fortsetzen: In der Sünde (Ps. 68, 22), mit seinem Thun (10, 5), mit Morden (Hesek. 83, 26), mit Gefangennehmung der Jünger (Ap. 12, 3), mit der Heiligung (2. Kor. 7, 1) f. etc.; Schade, daß man nicht in dem Tone fortgefahren ist [s. u.]. Seume Sp. 57. Nam. oft mit Inf. u. „zu“, mit dem Hilfszw. haben: Er hat fortgefahren zu lesen [weiter gelesen], zu schreiben, zu tanzen etc., und so auch mit zu ergänzendem Inf.: Er hat nicht so fortgefahren, wie er zu erzählen anfing etc. Auch Sätze mit „und“ (s. d. †): Heva fuhr fort und gebar Habel. 1. Mos. 4, 2 [,,Ferner gebar sie“. Zunz]] 1. Sam. 20, 17; Hiob 27, 1 etc. Ohne Zusatz von der] fortgesetzten Rede: Warum, fuhr er fort, willst du etc. s. Gefährden. Hêr- etc.: Die Wagen fahren unter einander her wie die Blitze. Nahum 2, 4; So fährt er gleich dahinter her, handelt und richtet aus. G. 15, 302 etc. [s. 3e]. Wer fähret hinauf gen Himmel und herab? Spr. 30, 4; 2. Mos. 19, 11; Unerwartet, unwillkommen herabfahren wie ein Donnerschlag. G. 10, 32. Der Kahn fuhr ans Schiff heran. Wer ist Die, die herauffähret von der Wüsten? Hohel. 8, 5; Wenn die Schlange .. her- auffährt an den Knien und Lenden. Hölderlin H. 1, 60. Die Flamme, die Hexe fuhr zum Schornstein heraus; Die Schnurre fuhr mir nur so heraus [entfuhr mir]. L. 1, 562; Eh Dies geschieht, fuhr [platzte] Hüon rasch heraus, | eh etc. W. 20, 101; Spr. 12, 18; s. [1f]. Steine her- beifahren. Der Blitz fuhr zum Fenster herein. Der heilige Geist fuhr hernieder auf ihn. Mark. 3, 22; Jes. 34, 5; Bis ein Strahl .. herniederfuhr. Gleim 6, 101; Bis ein gleichmäßiger Regen weit und breit herniederfuhr. Keller gH. 4, 277. Da trat er in das Schiff und fuhr wieder herüber, s. hinüber-f. Matth. 9, 1 etc. Um einen Bug herum-f–d. Hebel 3, 359; Ohne Zweck im Land herumfahren. W. 11, 186 etc. [1f]. Wenn ein Stern sich putzte und herunterfuhr. IP. 1, 145 etc. Plötzlich fuhr [sprang] ein Bär hervor. Lichtwer 155; Alxinger D. 188 etc. u. ä. m. Hín etc. - [2f]: Du fährst den schlechten Weg hin. G. 18, 130; 6, 338; Mit dem Schwamm über Alles hinzufahren. 39, 129 etc. Den Berg hinab- fahren. Als ich .. die neue Straße hinanfuhr. G. 5, 14; V. Od. 12, 40; 66; Th. 13, 11. Fährt mir’s kalt durchs Rückenmark hinauf. W. 11, 122. Hindurch-f.: s. durch-f. II. Der Speer .. fuhr durch den Gurt bis tief zum Wanst hinein. B. 164b; 166 v. 820; Die hohen Alpen, in die man auf raschem Dampfer mitten hineinfährt. Kohl Alp. 2, 116 etc. Ein frischer Wind blies von dorther uns ins Angesicht, günstig den Herüber- wie den Hinüberfahrenden. G. 26, 206; Daß ich blitzschnell nach dem andern Fenster hinüberfuhr. Hackländer Handel 1, 62 etc. Den Berg hinunter-f. Daß er in hurtigen Schiffen hinwegfährt. V. Od. 4, 708; 2. Mos. 14, 21 etc. u. ä. m. [3e]. Lōs-; Fahr den Ketzer drauf los. Hebel 3, 201; Auf Einen l., s. [2b]. Die losgefahrnen [aufgesprungnen] Thüren. Klinger F. 345.
Fêhl-: Fórt-: Ge-: Hōch-,Hōf-: Mít-:
1) Jch wollte, sie hätten euch zum Teufel gejagt und wenn ich hätte m. sollen. G. 20, 118.
2) [5]. Nāch-: Daß du mit mir auf einem Wagen seinem Vater nachfuhrst. 2. Kön. 9, 25; Seine Herrlichkeit wird ihm [im Tode] nicht n. [folgen]. Ps. 49, 18; So fahren sie ihren Vätern nach [sterben wie Diese]. 20; Vergesset ihr eure Vorfahren od. denket nicht, daß ihr ihnen müsst n.? Rückert Mak. 1, 82; Zinkgräf 1, 313 etc.; Man solle ihm diesen Stolz auf die Vorfahren lassen, da es doch schien, als wenn ihm schwerlich noch Etwas n. würde. Gutzkow R. 9, 464; Seinem Kopf od. andrer Leute Räthen n. [folgen]. Gotthelf U. 2, 50; Jeder Lustbarkeitn. [nachjagen]. G. 43; Dem entwischten Seil mit der Hand n.; Wenn das Eisen nicht rasch ist und nachfähret [wenn der Fuchs den Brocken nimmt]. Döbel 2, 158a; Bei blitzschnell n–der Überlegung. G. 19, 151 etc. (Weidm.): Die Hunde fahren nach, ein Wild schnell verfolgend; Den Bergleuten n., um zu sehn, ob sie ihre Schuldigkeit thun; Einem im Amtn., s. Nachfahr(er) u. Nachfahrt. Nīēder-:
1) intr. [1b]: Ich sah einen Engel n. vom Himmel. Offenb. 18, 1 etc.
2) tr.: Das Getreide n., durch Fahren niederdrücken etc. I.
Über-: intr. u. tr.:
Sie fuhren über [über den Jordan]. Jos. 2, 23; Gieb mir die 3 Heller, die mein | Fährlohn sind, so fahr ich über. Rückert Morg. 1, 255; Nehmen wir doch Nichts hin- über, | wenn uns Charon überfährt [hinüberfährt, übersetzt] etc., s. II 3 etc. II. Über-, tr.:
1) Etwas ü., darüber hinfahren: Einen Fluß, Meerbusen ü.; Die schwierigsten Arbeiten solch einer Kanalanlage überfährt man meist gedankenlos. Laube Kön. 1, 306. Die mit Eitlem überschriebne Tafel | überfahr’ ich mit dem Schwamme [das Geschriebne auslöschend]. Rückert 2, 472; Ein Brett mit Leimwasser ü., bestreichen; Mit raschem Blick das Geschriebne ü., schnell übersehn; Als plötzlich seinen Rücken es eisig überfuhr [ überlief]. Reithard 378 etc.
2) bergm.: Einen Gang ü., der Breite nach durchbrechen. Ver- alt.: Einen Bund ü., überschreiten, übertreten. Joh. 7, 15; Spate 6; Berlichingen 266.
3) [Der Kutscher] hätte beinah noch ein Jndividuum ü., das ihm in den Weg trat. Hackländer Namenl. 1, 185; Das eine [Gerippe] fähret auf einer Biga [Zweigespann] .. über ein anderes .. daher und drohet ein drittes, das vorstehet, gleichfalls zu ü. L. 7, 253; Die Gerippe, die auf dem Steine fahren und ü. werden. ebd.; Von einer ü–en Schlange. L. 6, 210, über die das Fuhrwerk, die Räder desselben hinübergegangen. In diesem Fall auch oft trennbar. Zsstzg.: Ein übergefahrnes Kind etc., vgl.: Durch die Droschken sind auch die Eckensteher ü. worden, d. h. es giebt keine mehr. Auerbach Gv. 406 [vgl. überholen etc.].
4) Den Acker mit Mist ü., Mist darauf fahren und ihn der ganzen Ausdehnung nach damit bedecken.
5) Der Kutscher hat die Pferde überfahren, beim Fahren zu sehr angestrengt.
6) Fanden wir die Stadt von Truppen überlegt, von allerlei Fuhrwerk ü. G. 25, 6 [übermäßig besetzt] etc. Überhín-: Etwas flüchtig obenhin behandeln: Mit einer ü–den [flüchtigen, nachlässigen] Schwester. G. 18, 132; Ü–deTadler. 27, 503; An dieser ü–den, raschen und einseitigen Art zu räsonnieren. W. 23, 225. I.
Um-: 1) intr.:
a) den kürzesten Weg verfehlen: Wir sind 2 Meilen umgefahren etc.
b) [1f] umherschweifen: Ich fahre auch in der Flucht um. Schaidenraißer 64b; Bin .. irrend lang umgefahren. 57a; 49a; 67a etc. Daher: Der Fahrüm, ein Bienenschwarm. Spate 410; Person, die nirgend lange bleibt. Stalder 1, 351.
c) Er fuhr mit dem Quirl darin um [herum]. Alexis H. 2, 2, 242, bewegt ihn darin umher. 2) tr.: Ein Kind, einen Baum um-f., fahrend umwerfen. II.
Um-, tr.:
Etwas um-f., um dasselbe herumfahren: Der Segler .. umfahre die ganze Welt. Platen 2, 41; Wann früh in ihren goldnen Haaren | Aurora will die Welt um-f. Mühlpforth 2, 22; Die Insel, ein Vorgebirge um-f.; Einen Sumpf, den Zoll um-f., um darum vorbeizukommen etc. Dazu (vgl. er-f.) zuw. das Part. mit akt. Sinn: Gleich weltumfahrnen Schiffern. Schlegel Gd. 1, 219. I. Unter-: 1) tr. u. intr.: hinunterfahren, nam. unter ein schützendes Obdach: Während des Regens irgendwo unter-f.; Tenne .. in alten Kaufhäusern, wo die ankommenden Kisten und Ballen sogleich untergefahren werden. G. 19, 22 etc. II. Unter-, tr.: Etwas unter-f., so fahren, daß man Dies über sich hat, z. B. bergm.: Die Erze werden unter-f., wenn man mit den Stollörtern darunter kommt; Ein solcher Stollen hätte kein Wasser abzuleiten und man würde die ganze vulkanische Werkstätte unter-f. G. 40, 235; Wie eine Mauer, wenn sie an einem Punkte mit einem Hebel unterfahren und gehoben wird. Volger EE. 259. Bauk.: Eine nicht auf festen Grund gelegte Grundmauer stückweise untermauern: Dachstühle hergestellt, Mauern unter-f. G. 19, 14. Zuw. auch: Einen in der Rede rasch unterbrechen. IP. Ver-:
1) intr. (sein und haben) st. des veralt. fahren [5]: Mit Etwas, mit Einem gegen Einen in angegebner Weise ver-f., es, ihn in dieser Weise behandeln; Mit keinem [Staat] war Napoleon so grausam ver-f. Arndt Erinn. 181; Sind wir bisher im Gange unserer Untersuchung richtig ver-f. Fichte 7, 377; 298; Das Geschick ist nicht sanft mit mir ver-f. G. 15, 284; Daß ihr zu hart ver-f. seid. 20, 122; Weil er einmal mit Winckelmann unsäuberlich ver-f. war. 21, 121; Möchte man doch überall mit gleicher Schonung v. sein. 26, 209; 13, 155; Sind darnach ver-f. Kohl Engl. 2, 72; Wann man etwas gelinder ver-f. wäre. Leibnitz (Wackernagel 3, 1, 1002 Z. 3); Daß die alten Künstler ... ebenso ver-f. wären. L. 8, 86; 10, 32; Ihr seid darin untreu ver-f. Lichtenberg 4, 191; 2, 280; Wie die Juden gegen den Baalspriestern ver-f. waren. Scherr Pilg. 1, 193; Daß Antonio mit euch so barsch ver-f. ist. Tieck Acc. 1, 122; Winckelmann 252a etc.— Als habe er gegen die .. Stände zu streng ver-f. Alexis Dor. 1, Kap. 14; In diesem Sinne hatte er .. ver-f. Danzel 196; Man hat mit ungeheuren Exekutionen ver-f. G. 35, 136; Wahrscheinlich hat Händel damit wie mit der Bibel ver-f. Zelter 5, 353; Sie haben gegen mich wie gegen einen Spitzbuben ver-f. Gutzkow R. 4, 422; So hat hier der Schreiber mit den Worten ver-f. Kohl Alp. 1, 97; Hätte er so ver-f., wie seine Tadler es verlangen. L. 6, 487; Würdig hast du stets mit uns ver-f. Sch. 381b; Als Künstler ver-f. zu haben. Schleiermacher 2, 210 etc. Selten (vgl. mit-f.) mit Dat.: Wie so grausam | meine Mutter mir verfuhr. H. 8, 364. Dazu: Das V.; Ein kurzes, rasches, hartes V.; Mündliches, öffentliches Gerichts- V. etc., st. des veralt. „Verfahrung.“ Zinkgräf 1, 81; 2, 90, das jedoch als Bstw. z. B. in „Verfahrungsart“ (Schleiermacher 2, 219 u. o.) etc. üblich ist. 2) intr.: veralt., mundartl.:
a) Reiß mich ja nicht so von hinnen, | starker Gott, in meinen Jahren, | weil sie kaum sind halb ver-f. Opitz = verstrichen, vergangen. Ofter: Todes ver-f. = sterben, s. Schmeller 1, 548.
b) Die Speckknödel ver-f. so leicht. Steub DTr. 1, 41 = verderben, wenn sie kalt werden (?). 3) tr.:
a) fahrend verbrauchen: Weil er ihm zu viel Geld verkleidete, verritt und verfuhr. Engel 12, 8; Wir haben den ganzen Tag ver-f. und sind doch nicht angekommen etc.
b) Waaren ver-f., sie fahrend anderswohin schaffen: Wein, den man, weil er nicht ver-f. werden kann, im Lande selbst genießen muß. G. 25, 32.
c) Den Zoll (Möser Ph. 3, 67), die erbauten Wege (2, 290), Chausseen, die Chausseehäuser ver-f., umfahren.
d) bergm.: Ver-f., das Feld oder einen Gang mit Schächten oder Strecken öffnen; Ein Gang wird ver-f., wenn man, danebenhin arbeitend, den Gang stehn lässt, vgl. c; Ein v–es Feld, wo das Erz schon ausgehauen ist; Ggstz.: Un-v.; Seine Schicht ver-f., sie durch rechtzeitiges Ein- und Ausfahren innehalten.
e) Schiff.: Das Ankertau auf dem Bratspill ver-f., die verschobenen Schläge desselben wieder nach der Mitte schieben; es in den Klüsen ver-f., verwahren (s. d.); Ein Takel ver-f., die zusammengekommenen obern und untern Blöcke eines Takels auseinanderbringen.
f) weidm.: Der Hirsch verfährt die Ameisenhaufen, schlägt sieauseinanderod. macht einen Wimbel.
g) veralt.: Wege, die ver-f. [ausgefahren] sind, soll man höhen, s. Frisch 1, 240b u. vgl. 3. Das mag Alles Nichts ver-f. [verfangen, obDruckf. f. verfahen?]cischartB. 47betc.; ferner s. [1f]. 3) refl.: falsch fahren, fahrend sich verirren od. sich verwickeln, so daß man nicht los kann: G. 25, 37; Laube Kön. 1, 184; Sich bis aufs Äußerste in diese Sackgasse ver-f. Waldau (DMus. 1, 2, 589); Jch hatte mich aber unversehens in einen Ton hinein-v. etc. Goltz 3, 108; auch [2g]: Wo er aus dem verfahrnen Gleise heraustritt. Iffland 9, 1, 34; auch Bergb.: Sich v., mit dem Bau in die Jrre gerathen; Buchdr.: die Form nicht weit genug unter den Tiegel der Presse schieben etc. Bei Einem v. Lewald W. 4, 285, um ihn zu besuchen; Der Wagen ist vorgefahren, vor der Thür etc. Einem v., vor ihm fahren, fahrend voraneilen. Börne 2, 90; L. 13, 233 etc., früher allgem. = zuvorkommen: Jeder Theil forcht [fürchtete] der ander wöllte ihm in Einnehmung Gallierlandes vor-f. Stumpf 308a etc. Vor Einem (Hebel 3, 455), an Etwas (Waldau Nat. 3, 26), Einem oder Einen v., z. B.: Wie manchen schönen Landsitz fuhren wir vorbei. Forster Ans. 3, 210; Manche Klippe | fährt dein Liebster noch vorbei. G. 1, 46. vorbei-f. Sch. 23b. eine Pilgerfahrt machen, s. Schmeller 4, 53 und über die Form [Anm. 2]: Dieser Troß ... | durchwallfahrt dies verarmte Land. Thümmel 5, 190; Unter hellem Sang zurück-w–d. Rank Arm. 46 etc. Hier will ich her . .l. wallfahrten [als nach einem heiligen Ort]. G. 13, 256; Von nah und fern wallfahrtet es jetzt in Ruprechts Schloß. Grün Ritter 148; Heinrich wallfahrtete zuweilen hin [nach dem alten, ihm heiligen Tisch]. Stiling 2, 5; Diese Bilder wirken Wunder, zu diesen Fratzen wird gewallfahrtet. Waldau Nat. 2, 141 etc. hinweg-f.: Den Schutt w.; Wenn die Lawine kommt, so fahrt sie über das Häuslein weg. Hebel 3, 154; 103 etc. unpers.: Es widerfährt mir Etwas, es begegnet, geschieht mir, wird mir zu Theil, ich erfahre es: Den Unbill, der mir widerfuhr. Geibel Rod. 152; Als wenn’s ihm zu vornehm widerführ. G. 2, 223; 3, 63; Es soll ihm kein Leids w. 10, 203; Einem Klugen widerfährt keine geringe Thorheit. 3, 188; Daß ihm nie mehr eine Unehre w. möchte. Hebel 4, 105; Es ist Ihnen ... eine Ehre w. 3, 241; W. 12, 49; Jede mir zugefügte Beleidigung wird der Monarch ahnden wie eine ihm selbst w–e. Immermann M. 3, 67 etc. [Anm. 3].
Vōr-: Vorbēī-: Vorüber-: Wáll-: Wég-: Wider-: Will-: Zer-:
1) tr.: entzwei fahren: Die Armen lesen auf, was nicht im Koth zertreten oder z. ist. Seume.
2) intr.: auseinanderfahren, so daß kein Zusammenhang vorhanden ist: Das Ei ist z., wenn sich das Gelbe mit dem Weißen vermischt; Eine z–e Suppe, von zerquerlten Eiern; Springgläser, die den Hammer vertragen und nicht eher in tausend Splitter z., als bis man die kleine Spitze abbricht. IP. 21, 198; In z–er Zeit ein ganzer Poet. Prutz Woch. 57. Daher: Zerfahrenheit, f.; –en: Das Bild der Z. und des steten Schwankens zwischen platter Natur und unnatürlicher Affektation. Devrient 3, 333; Hatte bei aller Z. seines Charakters eine gewisse männliche Entschlossenheit. Gutzkow R. 2, 110; 5, 316; Monatbl. 2, 515b etc. Zū-: intr. (sein und haben), vgl. [4 und 5]: Schneller hielt ich mich dran und fuhr behende dem Dorf zu. G. 5, 14; Bei dem raschen Z. des Wagens. Gutzkow R. 5, 376; Der Kutscher hat —, wir sind brav zugefahren; Wilhelm fuhr [sprang] wie ein Blitz auf den Mann zu. G. 16, 117; Der Direktor fuhr sogleich barsch auf sie zu. Tieck Nov. 3, 51. Dann auch: rasch und ungestüm verfahren: Wenn man aber in einer so ernsthaften Sache zufährt. Claudius 6, 4; Derb und z–d, wie er war. Immermann M. 1, 355; Mit seinem Verdacht so rasch zuzufahren, meine Handlungen aufs schlimmste auszulegen. Sch. 632a etc., vgl. Luther 6, 130b. Zurück-: an den Ort des Ausgangs; aber auch = erschrocken zurückprallen etc.: Du hast mich so angeblickt, daß ich ordentlich zurückfuhr. FSchlegel Luc. 96; G. 10, 300; Hebel 3, 146 etc. Zusámmen-:
1) intr.: mit Einem gemeinschaftlich fahren; fahrend, und dann allgem. an einander gerathen; zuckend, mit rascher Bewegung sich zusammenziehn: Die Federn des Tellereisens fahren zusammen, wie der Fuchs den Brocken nimmt; nam.. bei lebenden Wesen: Vor Schreck z. Alxinger D. 45; Falk 59; Wie ... mein Herz zusammenfuhr. Göckingk Lieb. 156; Stilling 2, 85; Daß ich vor einem schönen Anblick zusammenfuhr. W. 22, 8 etc.
2) tr.: Etwas fahrend zusammenbringen: Der Kutscher hat Schutt —, die Gäste zum Ball —, sich ein hübsches Vermögen zusammengefahren etc.