Faksimile 0395 | Seite 387
Faksimile 0395 | Seite 387
fahl Fahlheit
Fāhl, a. (~heit, f.; 0):
von Farben, matt, un- entschieden, verschossen, namentl. von dem erd- oder aschfarbnen Grau, wie von dem Gelb welker Blätter etc.: Ein f–er Glanz. Alxinger D. 22; Dem Gesicht ist das Glühende und das F–e zuwider. Engel 4, 275; F. nennt man die grauen Deckhaare der Thiere. Falke Thierarz. 1, 271; Sein Mund wird blau, sein Antlitz f. Freiligrath 4, 91; Die Gesichter .. f. und welk von Siechthum. Heine Rom. 137; DMus. 5, 1, 25; Reithard 70; Waldau Nat. 3, 33; Wie Sonnenblitze, Regenschauer, f–e Lichter . . kämpfen. Immermann M. 3, 389; Das Sonnenlicht, das stumpf und f. in Wintertagen aus den Wolken hervordämmert. Lewald W. 2, 450; Die Natur .., die heute frisch und grün, und morgen welk und f. Platen 2, 72; So schlage Gott .. meine Rose mit F–heit. Rückert Mak. 1, 75; [Sterne], die heute matt in ihrem f–en, | verschwommnen armen Glanze ruhn. Schwab 444; Zum f–en Orkus. V. Hor. 1, 167 [Oden 3, 4 v. 75] etc. So auch als Bstw. bei Farben: F.-braun (von Pferden), mehr grau als braun. Falke Thierarzn. 271 etc.; Von f.-gelber [matt-gelb] Farbe. Tschudi Th. 442; F.-gelbe Haut. V. Hor. 1, 347; Weiß, etwas f.-graues Wachs. Forster R. 1, 307; Das gebrochene f.-grüne Licht. Immermann M. 3, 175 etc., vgl. auch: F.-Erz, Haut, Leder etc., und in Zsstzg. z. B.: Streiche deine Furcht erst roth an, du asch-f–eMemme. B. 311a; Grau und aschen-f. Döbel 1, 48a; Erd-f. zu färben. 2, 264; Seine erd-f–e Gesichtsfarbe. Sealsfield Leg. 1, 57; Von leichen-f–en Wangen. Langbein 1, 140; Ein gelblicher, schwefel-f–er Ton der Luft. HHerz 225; Ein dunkles Maus-F. Brockes 9, 374 etc. Zu erwähnen ist die sprchw. Redensart: Einen auf dem f–en Pferde (Rosse) finden (erwischen), z. B. L. 3, 281; Luther 1, 160a; V. Myth. 1, 8; Auf einer f–en Ziege ertappen. Spate 425 = auf einer Lügedertappen (ob mit Anspielung auf Gfenb. 6, 8, wo der Tod auf einem f–en Pferde sitzt, insofern die Lüge als der Tod gilt oder im Anklange an falsch? s. falb in der Anm.).
Anm. Ahd. falo und falw, gelblich (vgl. z. B. Gudr. 961 v. 3), das wahrscheinlicher zu lat. pallidus (bleich) gehört, als aus flavus versetzt ist. Den beiden Formen entspr. f. und das svw. falb (ital. falbo, frz. fauve, namentl. von der Farbe des sogen. Rothwilds; vgl. das mundartl. gel zu gelb, mhd.gël, Gen. gëlwes u. s. kahl, Anm.)., die Weigand Syn. 1, 230 ohne Grund so scheiden zu können glaubt, daß Jenes eine ins Graue, Dies eine ins Gelbe fallende Farbe bezeichne. Fálb, a. (-heit, f.), ist vielmehr = fahl: [Das Grüne], wenn es fahl im Herbste geschwankt. G. 1, 97; So weit wir bei f–em [mattem] Licht umhersahn. 25, 77; Der Purpur, der im Westen funkelt, erblasset in ein f–es Grau. Haller 96; F–e Garben. H. 16, 58; Der f–e Wermuth grünet schon. Hölty 72; Vom höchsten Braun bis zum f–esten Gelb. FHJacoby 5, 18; Nicht das Schwächliche bleibt, das Halbe, | nicht das Bläuliche, nicht das F–e, | nur was frisch und lebensroth. Kinkel 4; Was der Sommer reift und röthet, | sinkt vom f–en Herbst getödtet. Matthisson Anth. 8, 140; Für euch nicht Schwarz, für euch nicht Weiß, für euch allein das F–e [Graue]. Prutz Woch. 115; 121; Dem f–en Laub. Rückert 2, 448; Ein f–es Goldstück. Mak. 1, 59; In f–er Wildschur. V. 3, 49; In f–ere Ähren. Ov. 1, 345; 14; Macht ... die f–en Schatten helle. W. 12, 177 etc. Namentl. oft von der hellen Farbe des Haars (F. Haar. 3. Mos. 13, 31 und 37, wo der Urtext „schwarzes“ hat, beruht wohl auf einem Mißverstehen des Originals): Die Blonde, die F–e [Blondine]. G. 2, 264; Die f–e Mutter [des Löwen]. Hor. 1, 254; F. ist die Farbe meines Rosses, | es glänzt sein Haar wie Gold. Hartmann Pet. 51 etc., wie Frisch 1, 241c als sprchw. anführt: Den f–en Hengst streichen, reiten = schmeicheln (s. a, und: den Falken streichen. Aventin Chr. 247, nach Schmeller 1, 529 von den Falkonieren —) und so oft subst.: Das F., nicht nur die fahle Farbe, sondern auch = das falbe Rind. Auerbach D. 1, 173, und sehr oft: Der F–e [Hengst], die F–e [Stute]; Dem Tod auf seiner F–en. Gryphius 511, vgl. Offenb. 6, 8 etc. (mund- artlich auch: Fal(e)ch, Falk. Stalder, und so z. B.: In der Mitte der Bahn zog der Falk so aus und überholte die andern [Pferde]. Heinse A. 1, 146). Sattelte den Falben. Gerhard Wila 1, 135; Den Hafersack des F–en. 153; Mein F–er stolperte. G. 6, 64; Musäus M. 1, 20; Auf seinem muthigen F–en. Stahr Rep. 2, 96 etc., in minder korrekter Form: Ein F–e. Musäus M. 3, 148; Euer F–e. Alexis H. 1, 40; Mein treuer F–en. Hartmann Pet. 51 etc. S. nam. Falke Thierarzn., wonach F–en Pferde sind „mit gelbem Deckhaar, aber dunkler Mähne, dunklem Schweife u. dgl. Extremitäten“; Die Apfel-F–en, mit apfelförmigen, hellern Flecken auf der Kroupe und in den Flanken; Dunkel-f., mit erdfahlem Haar und schwarzem Streif überm Rücken; Gold-f., mit goldglänzendem Haar, aber Mähne und Schweif grau; Mause-f., mit aschgrauem Haar, gewöhnl. mit schwarzem Rückenstreif; Perl-f., s. Hermelin; Hirsch-, Reh-f., mit Haar, das ins Graue fällt etc. Fortbildungen: Der Sperber ist auf dem Rücken hellbräuner oder fahlicht. Döbel 1, 77; Den falbigen Wolf. V. Th. 11, 24; Rothfälbigt, mit schwarzen und weißen Streifen. Fleming J. 98a etc. Ferner: Fálben, intr. (haben) u. tr.: falb werden und machen, vgl. L. 11, 93: Du welkest den Hain (du velwest etc.); Mutter Zeit .. färbt und falbt die Haare. H. 15, 170; Die Blätter f. schon. ebd.; Früh, wenn die Wolken f. Salis 106, Bis .. das frische Laub der Unterredung falbete. Rückert Mak. 1, 103 etc. Er-f. intr. (sein): erbleichen. Stalder. Ver-f. intr (sein, IP. 11, 78) und refl.: Das Laub an meinem Lebensbaum verfalbet sich. B. 311a etc. Fálbe, f.; 0: die falbe Farbe, vgl.: die Bläue, Röthe, Weiße etc. Fálber, Fálbinger, m., –s; uv.: gewöhnl. mit Uml., Bez. der weißen Weide (Salix alba). Nemnich; Schmeller; Vom Buchsbaum und dem Fälbinger... Der Fälber sprach etc. Uhland V. 30 ff.; Wie Silber das Laub krausköpfiger Fälber. V. 2, 102; schwzr. Fälbaum. Stalder, ahd. fel(a)wa, mhd. vel(e)we und dazu das Ew.: Die Hurten werden von felbern(en) Ruthen geflochten. Hohberg 1, 61a.