Faksimile 0375 | Seite 367
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endlich Endlichkeit
Endlich, a. (~keit, f.; –en):
1) ein Ende habend, räumlich und zeitlich, d. h. also: eine bestimmte, bestimmbare Größe oder Dauer habend, begrenzt, beschränkt, nur eine bestimmte Zeit hindurch während etc. Ggstz.: Un-e., kein Ende habend, unbegrenzt, unbeschränkt, ewig (s. d.): Unser Leben ist e.; Eine Million in der millionsten Potenz ist immer noch eine e–e Zahl, der Bruch ¼ dagegen bezeichnet eine un-e–e Zahl; Die Sonne ist ein e–er Körper im un-e–en Raum; Die Gattung ist die un-e–e Reihe der e–en Wesen. Börne 3, 35; Wirft sich ins Un- E–e, um zuletzt auf einen beschränkten Punkt wieder zurückzukehren. G. 30, 11; Daß in der Kunst wie im Leben kein Abgeschloßnes beharre, sondern ein Un-E–es in Bewegung sei. 33; Der Schmerz um Liebe, wie die Liebe bleibt, | untheilbar und un-e. 13, 284; Wenn ich .. diese Gluth, von der ich brenne, un-e., ewig, ewig nenne, | ist Das ein teuflisch Lügenspiel? 11, 132; Ein Reich, das über U n-E–keiten [unendliche Gebiete] herrschte. G. 31, 190; Trotzen auf seine E–keit. Gutzkow R. 5, 78; Der Gedanke an die E–keit der Dinge führt diese Trauer mit sich. Hegel Log. 1, 128; Denken wir uns das Weltall als himmel-une–e Menge solche Substanzen. Heinse A. 2, 168; Du, als die Schöpfung lieblicher, u n-e–er als sie. H. 16, 100; Dieses un-e. flüchtige Wesen. Immermann M. 1, 332; Der E–keiten Erhalter [Gott, als Erhalter der endlichen, beschränkten Wesen]. Kl. Mess.; Un-e., wie der Seele Schönheit, | schien der Schmerz in ihrer schönen Seele. Platen 4, 288; Wie Un- E–keit dort das Erhabn’ umzirkt, | von schöner E–keit sei dein Gebiet umwirkt. Rückert Weish. 1, 47; Ins Un-E–e Meer] reißt er ihn hin. Sch. 76b; Schöner noch | un-e–mal als dieses Bildnis. 585b; Die .. Abschattungen sind uns E–en [Menschen] endloser Gottheit. V. 1, ...; Die Natur, des Un-E–en sichtbare Gottheit. 3, 16 etc. Un-e. wird im gewöhnl. Leben oft übertrieben gebraucht = groß, sehr (s. o., auch gesteigert H.), z. B.: Einem eine un-e–e Freude machen; Sich un-e. freuen; Ein un–e. Leeres. G. 6, 342 etc. Komisch jedoch ist die Verbind.: Ume. sehr gerührt. Gellert 1, 278 etc.
2) E., das Letzte, worauf Nichts weiter folgt, in Bezug auf das Frühere, Vorangegangne: Das ist mein e–er Entschluß (veralt.). Adelung; Der e–e Bescheid (jurist.), wodurch eine Sache beendet ist, wogegen keine Appellation möglich ist etc. Sonst gewöhnl. nur noch als Adv. = zuletzt, am Ende: 1. Petr. 3, 8; Zuerst trinken, darnach spielen, e. saufen. Hebel 3, 137; Und e., so ist bekannt, daß etc. Lichtenberg Hog. 1, 22 etc.
3) E., was nach langer Zeit erfolgt; alsadv. und adj.: Die Stadt wurde lange belagert und e. erobert; Die lange Belagrung und e–e Erobrung der Stadt; Ich ersuche Sie, mir e. die Schuld zu zahlen, um e–e Zahlung; Es werde diese unsere Muttersprach vor lauterem Alter zu einer e–en Grundsuppe [e. zu einer G.]. Zinkgräf 1, 210 etc.; oft von Ersehntem, lange Erwartetem etc.: Manches, was hinter .. Glashäusern .. vorbereitet worden, trat nun sogleich der e. von außen wirkenden Natur entgegen. G. 15, 229; E., so kommt der Graf hergefahren. Sch. 119a; Sie könnten nun wohl Alle e. einmal den Plunder völlig satt haben. Tieck Nov. 6, 134 etc.
a) verstärkt: Der Krieg muß all-e. doch ein Ende nehmen. Holtei Lammf. 1, 27; Der Schiffer kommt all-e. auch. HSmidt (Hausbl. 56) 1, 294 etc. Andre Zsstzg. selten wie z. B.: Von unten empor erschütterte Poseidaon | unab-e. die Erde. B. 230b, vgl.: Von unten erschütterte Poseidaon | weit die unendliche Erd’. V. Il. 20, 57.
Anm. Veralt. ist der auch von Adelung erwähnte Gebrauch = am Ende (s. d. 2e), im Sinn von: im Grunde etc.: Weil die Geschlechterneigung doch allen den übrigen Reizen e. zum Grunde liegt. Kant Schön. 62; Machen Sie mir Das O 4 nicht weiß, ich kenne e. [ja doch] Ihre Hand. Weiße etc. S. auch Endelich. Veralt. statt ähnlich. Schaidenraißer 37a.