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ekel
II. Ekel, a.:
1) Ekel erregend: Doch hatt’ ich weder Kraft noch Muth, | ihm meinen Abscheu ganz zu zeigen, | ich bebt’ und schwieg; Viel that auf dieses Schweigen | mein ekler Buhler sich zu gut. Alxinger D. 109; In kalte, ekle Formen eingezwängt. Börne 5, 4; Das ekle Weilen [Zögern]. Chamisso 5, 36; Schale und ekle Brühen. G. 16, 62; E. sieht die Asche der verglühten Leidenschaft aus. Gutzkow R. 5, 377; Ein Frauenzimmer, das denkt, ist eben so e. als ein Mann, der sich schminkt. L. Gal. 4, 3; Noch viel ekler ist der Einfall. 3, 195; So pöbelhaft, so e. sprechen. 5, 41; Daß Ihnen .. ein langer Brief von mir sehr e. sein würde. 12, 113; Dein mir sonst ekles Krähn. Pfeffel Po. 3, 27; Das ekle Romanhafte. Thümmel 5, 52; Voll e–es Ungeziefers. V. Od. 17, 300 etc. So auch: Es ist mir e. [Ein Unbestimmtes, nur aus seiner Wirkung zu Erkennendes erregt mir Ekel, ich empfinde Ekel, s. Herrig 18, 108].
2) leicht Ekel empfindend, wählerisch im Genuß zunächst von Speisen, dann allgem.: Dahingegen eine kältere Nachkommenschaft mit eklem Zahn an den Werken ihrer Meister ... herumkostet. G. 30, 46 (vgl. V. Hor. 2, 182 unter I.); In ekler Scheu vor dem Ungewöhnlichen. WHumboldt 3, 17; Wann sein e. Herz nicht güldne Fessel halten. Haller 124; 209; Wenn ich zu e. wäre, die alte Sitte mitzumachen. Immermann M. 1, 392; Jst der Vergnügen Reich nicht klein genug umschränket, | daß unser ekler Witz auf engre Marchen denket. L. 1, 179; 3, 336; Warum wollen wir ekler, in unsern Vergnügungen wähliger .. sein. 7, 80; 87; Der ist ein jüdisch ekler Gauch, | der solch ein [Schweine-] Fleisch verachtet. Uhland 89; E. verschmähte den Kohl mein Tadeler. V. Hor. 2, 284; Sie sind vielleicht in der Wahl | nicht allzu e. W. 15, 18; Die e–n Nasen. 12, 52; Euer ekles Ohr. 190; Spielekle Kinder. IP. 36, 97 etc.
3) daher übertr. auf Sachen = empfindlich, leicht verletzt, schwer zu behandeln, delikat: Eine e–e [leicht fleckende] Farbe; Eine e–e [bedenkliche, kitzliche] Sache; Es sind diese Rüben viel e–er zu erziehen als alle andern Sorten. Reichard Gart. 3, 169.
Anm. Adelung’s Meinung, daß wegen etwaiger Zweideutigk. für 1 gew. nur das Attribut, für 2 nur das Prädikat vorkomme, wird durch die Bsp. hinlänglich widerlegt, s. Ekel-haft, -ig. Für 2 hat man viele mundartl. Ausdr., s. Heikel und ur-äßig etc. Plattd.: Kur-ätsch, kies- ätig, kiesfrätig, d. h. im Essen (Fressen) kürend, kiesend, wählerisch; krüdsch, krüdatsch (nur Krüde, d. i. Obstmus, essend) etc.