Faksimile 0365 | Seite 357
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einzel Einzeln Einzelheit Einzelnheit
Eīnzel(nEīnzel(n), a.:
was für sich allein ist, od. genommen (betrachtet) wird; von Andern getrennt und abgesondert, nicht damit in Verbindung und Zusammenhang stehnd, nicht zu einer Gemeinschaft, Gesammtheit gehörig, oder zu einem Ganzen verbunden; nicht auf das Ganze, sondern nur auf Theile desselben, auf Besondres bezüglich; hier und da, zerstreut vorkommend etc.: Es soll kein einzeler Zeuge wider Jemand auftreten. 5. Mos. 19, 15; Es ist ein E–er und nicht selbander ... Wenn Zwei bei einander liegen, wärmen sie sich, wie kann ein E–er warm werden? Pred. 4, 8 ff.; Ich bin unfruchtbar, e–en, vertrieben. Jes. 49, 21: E. nach einander will ich sie vor dir herausstoßen. 2. Mos. 21, 30; Der Einzle thut genug, wenn er, was an ihm ist, die Sachen wieder in die Richte schiebt. Alexis H. 1, 1, 181; Ich bin ein e–ner [unverheiratheter] Mann. Freitag Soll 2, 356 (Merck’s Br. 2, 94); Hab’ ich die Barschaft gerettet und meinen Körper, so hab’ ich | Alles gerettet, der e–ne Mann entfliehet am leichtsten. G. 5, 17; Konnten e–n [nicht bloß im Großen und Ganzen, sondern im Besondern] erfahren, wie bitter die schmerzliche Flucht sei. 8; E–n oder auch geschaart. 10, 280; Die Männer denken mehr auf das E–ne ..., die Weiber .. mehr auf Das, was im Leben zusammenhängt. 15, 7; Im Ganzen können wir Vieles aufopfern, aber uns im E–nen herzugeben etc. 15; Wie e–n die brauchbaren Leute gesäet sind. Merck 1, 344; Es giebt nichts E–nes in der Sprache, jedes Element kündigt sich nur als Theil eines Ganzen an. WHumboldt 3, 252; Alle e–n und ungepaart. Immermann M. 1, 377; „Nicht das Ganze ..., aber wohl diesen und jenen Theil.“ Gut; doch welches sind denn diese e–n Theile? L. 6, 420; 12, 261; Im E–n. 3, 379; Nicht auf die Gesellschaft wälze du | allzuleicht des E–nen Verbrechen ... Seiner Schuld ist jeder Einzle schuldig. A Meißner 12; Jedes einzle Lob .. verliert sich in des Herrschers Ehre. Nicolai 1, 158; „Wir könnten Viel, wenn wir zusammen ständen.“ | Beim Schiffbruch hilft der E–ne sich leichter. Sch. 521b; Sträubte jedes einzle Haar empor. Schlegel Haml. 1, 5; Verstorben e–n allesant. Waldau Ps. 78, 14 [Alle, Jeder für sich, zerstreut]; So e–n und so jung | du hier mich siehst, was du bereits erfahren, | verkündet laut genug, daß Einer mit mir ist, | der mehr vermag. W. 20, 127; Ein einzler Biedermann wird immer noch gesehen. 168: E–ne Schillinge (im Ggstz. z. B. zu den Markstücken); Die e–nen Umstände (das Detail) etc. E. = alleinstehnd, grenzt zuw. nahe an betontes „ein, einzig“ (s. d.), z. B.: Unsere Aufmerksamkeit, welche diese letzte schreckliche Nacht ganz fordre, durch das Unglück eines e–n Bürgers [im Ggstz. zum gesammten Troja] nicht zu zerstreuen. L. 6, 418; Luther 6, 232b; Um einen e–n Mann welch ein Weltendebrand! Rückert Rost. 84a; Ich schwör’ auf keinen e–n Mann, | denn Einer bin auch ich. Uhland 118; Wofern euch [vereinten Freiern] .. behaglicher scheint .. des e–en Manns Erbgut .. zu verprassen. V. Od. 1, 378; Stehend dem e–en Mann als e–er Th. 22, 65 etc. Seltner: Sie werden lange unübertroffen bleiben und e. in der Welt sein. Heinse A. 1, 27; Zumal wann einzeler Trost [das einzige Kind] dem Vater wird entrissen. Mühlpforth 2, 37 etc. od. = bloß, nur: Dienete 7 Jahre und dauchten ihm, als wären es e–e Tage [nur Tage, nicht Jahre]. 1. Mos. 29, 20; In eitel Lust und Pracht | 2 volle Jahre wie e–ne Tage verbracht. Wieland; Wenn nicht mehr dann die e–e Schrift [nicht mehr als nur die Schrift] .. gelten sollte. Fschart B. 27a etc. Dazu:
Eīnzel(n)heitEīnzel(n)heit, f.; –en; selten:
das Einzeln-sein, gw.: etwas Einzles, Besondres, oft ein einzler Umstand (Detail): Man gelangt nicht zum Gemeinbegriffe, weil sich Alles in Einzelheiten auflöst. Auerbach SchV. 23; Das Stück in allen Einzelheiten nacherschaffen. Danzel 151; Diesem Meister höchstens nur Einzelnheiten absehen. Eckermann G. 2, 135; Ein Volk . . ., Т e 4 im Innersten zerrüttet, in lauter Einzelnheiten getrennt. G. 25, 15; Die .. Gegend war zu bescheidenen Anlagen und eigentlich ländlichen Einzelnheiten höchst geeignet. 18, 109; Ein ganzer, großer Eindruck .., weil er aus tausend harmonierenden Einzelnheiten bestand. 31, 8; Die Sprache, wodurch man die Einzelnheiten eines gewissen Kreises bezeichnen will. 37, 247; Sie hatte angenehme Einzelheiten, welche aber ein sehr unangenehmes Ganze bildeten. Heine Verm. 1, 22; Vortreffliche Einzelnheiten. Sal. 1, 50 etc.
Anm. Aus ahd. einaz entstand (wie durch die Silbe ig“: einzig, s. d.) der adverb. Dat. der Mz.: einazêm, daraus mhd. einzen, einzel, wovon wieder im adverb. Dat. der Mz. einzelen (s. o. Jes. 49, 21). Danach erklärt sich das häufige e–n auch als Ew. (doch als Bstw. meist Einzel-, z. B.: E.-Bach. Auerbach Leb. 2, 183; -Beitrag. 3, 354; -Ereignis. 2, 52; -Musterung. 40; -Gespräch. 3, 212; -Wesen etc., vgl. Albern, schüchtern, düster (n) etc. Veralt.: Die entzelen Messen oder Privatmessen. Luther 6, 458a etc. Im Plattd. entspricht: Enkel(t) z. B. in den Blechhämmern von einfachen Blechen; in Hamburg: Enkelte Schillinge, im Ggstz. der Markstücke (s. Brem. Wörterb. 1, 308) etc. Eine Steigrung kommt dem Begriff nach nur selten vor, z. B.: In das E–ste [genaueste Detail] einer Sache eingehn; Synthetischer Fortgang von den einzelnsten Theilen zum Ganzen. Raumer Päd. 3, 1, 81 etc.