Faksimile 0352 | Seite 344
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ehrlich Ehrlichkeit
Ehrlich, a. (~keit, f.; 0):
der Ehre (s. d. in den versch. Bed.) gemäß:
1) (veralt.) löblich, rühmlich, preislich, ehrend, ehrenvoll etc.: Deine Heiligen sollen die Ehre deines Königreichs rühmen ..., daß ... kund werde die e–e Pracht deines Königreichs. Ps. 145, 12; Also sind sie . .. löblich gewesen und bei ihrem Leben gerühmt und sie haben e–e Namen hinter sich gelassen. Sir. 44, 8; Wie e–e Thaten sie gethan wider die Gallos. 1. Macc. 8, 2; 4, 35; Die alten, e–en Gesetze. 2, 4, 11; Weish. 4, 8; Es ist ihm e., daß er Untugend überhören kann. Sprüche 19, 11; Begrabe deinen Todten in unsern e–sten Gräbern. 1. Mos. 23, 6; Gäste e. empfangen [ehrenvoll aufnehmen]. Schaidenraißer 9a etc.
2) in Ansehn stehnd, vornehm, ansehnlich, in der eigentl. Bed. von Personen, veralt.: Rathsherren und e–e Leute. 4. Mos. 16, 2; Jes. 3, 3; Esther 6, 1; Daß nicht etwa ein E–erer denn du von ihm geladen sei. Luk. 14, 8 etc. So heißt bei Luther 8, 257a der Hintere, in demselben Sinn, wie er jetzt der „Allerwertheste“ genannt wird: Der aller-e–ste Ort etc. Dagegen noch, übertr. = ansehnlich, tüchtig, gehörig etc. (vgl. rechtschaffen): Meine Blüthe brachte e–e und reiche Frucht. Sir. 24, 24; Ich streiche ’was E–es herum. G. Merck 1, 93; Den zehnten . . . aus Wien und den vierzehnten in Gräz heißt im Januar immer e. zu Fuß gegangen. Seume Sp. 55; Er lügt etwas E–es zusammen etc.
3) ver- alt., E. [in Ehren]halten, s. Ehre, Anm.
4) heute gw. nicht sowohl positiv, sondern nur negativ von Etwas, dem kein Schimpf anhängt, anständig: Ein e–es Begräbnis, Gewerbe etc.; In einem e–en Hause, gegen ein e–es Mädchen darf man sich so Etwas nicht herausnehmen; In meiner Stube soll’s e. und ordentlich zugehen. G. 9, 7; 1. Kor. 14, 40 etc. Nam. aber:
5) ohne Schelmerei, Betrug und Spitzbüberei; Treu und Glauben haltend: Sprchw.: E. währt am längsten; E–e Hand und gutes Geld gehen durch die ganze Welt; Es heißt am Rhein: | Auch E. stahl einmal ein Ferkelschwein. Heine Rom. 176 etc. Die e–e Haut kann nicht lügen. Börne 1, 265; Wie ich so e. war, hab’ ich gefehlt . . . Nun wollt’ ich Schelm sein. G. 4, 43; Ob wir ehrwürdig sind, Das wissen wir nicht; aber daß wir e. sind, können wir betheuern. 6, 328; Jhre Mittheilungen sind konfus und nicht e. 15, 7; E–e Leute und Spitzbuben. Hebel 3, 112; Das heißt, die E–keit fast zu weit treiben; Er ist die E–keit selbst etc. So auch: In der dumm-e–en Weise mancher seiner Kollegen die Natur treu nachgepinselt. Heine Sal. 1, 64; Daß Dumm- E–keit mir leichtes Spiel giebt. V. Sh. 3, 168; Dieser pudeltreue, grund- e–e, witziggescheite Just. Stahr Nat. Z. 7, 595 etc.
6) zuw. mit dem Nebenfinn von einfältig (s. d.): Als man einem e–en Schweizer begreiflich machen wollte, was ein König sei. Zimmermann Nat. 32; Ein e–er Mann = Einfaltspinsel, geduldiger Hahnrei etc.
Anm. Vgl. Schmeller 1, 93; Benecke 1, 445.
Zsstzg. s. 5; ferner der Ggstz.: Ún-: zumal in der Bed. [4 und 5]: U–e Hantierung treiben. 1. Tim. 3, 3 etc.; Wenn du etwas Gefundenes dem Eigenthümer nicht widergiebst, so ist Das eine U–keit; auch Mz.: Sich U–keiten zu Schulden kommen lassen etc.
Ver-: hauptsächlich noch als Titel = zu verehrend, löblich etc., zumal Ei bei einzelnen Behörden. Doch z. B. auch: Der Friede muß v., gut, | muß keine Schande sein. Gleim 4, 270; Wenn Dasjenige, was er für mich that, zu jeder Zeit wäre schätzenswerth gewesen, so mußte es mir in meiner gegenwärtigen Lage höchst v. sein. G. 21, 148; Du rufest lauter irdisch fremde Götter an, | die mir nicht heilig noch v. sind. Sch. 464b etc.