Faksimile 0350 | Seite 342
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Ehrbar Ehrbarkeit Jeder
Ehrbar (~keit, f.; –en): 1) ſachlich: Ehre brin-
gend, in ſich tragend; der Ehre, der Sitte, dem An-
ſtand gemäß, ſittſam, züchtig, ernſt würdevoll und ge-
ſetzt, anſtändig: Was wahrhaftig iſt, was e., was gerecht.
Phil. 4, 8; Laſſet uns e–lich wandeln. Röm. 13, 13; Daß
die Abſicht ihrer Reiſe mit der gewiſſenhafteſten E–keit be-
ſtehen könne. G. 18, 58; Eines e–lichen Wandels. Stumpf
405a; Verbeugt ſich . .. gar e–lich. W. 11, 66; Daß
Jeder den Andern ruhig und e–lich auf ſeinem Stecken reiten
laſſe. Merck 1, 341; Grüßte e–lich. Zſchokke 1, 154; E–e
Sitten; Sich e. betragen, benehmen ꝛc. 2) von Per-
ſonen: ehrbaren Weſens, daher auch Ehre genießend,
angeſehen: Ihre Weiber ſollen e. ſein, nicht Läſterinnen,
nüchtern, treu. 1. Tim. 3, 11; Ein ruhiges und ſtilles Leben
führen in aller Gottſeligkeit und E–keit. 2, 2; Ein e–er
Rathsherr [,,angeſehen“. Eß]. Mark. 15, 43; Wenn ihr
halbweg e. thut, | habt ihr ſie Alle unterm Hut. G. 11, 82;
Hübſch geſetzt und e–lich ſein. Goltz 1, 342; Die Kinder
wuchſen in dem Sinne des [Bauern-]Hauſes auf in adeliger
E–keit. Gotthelf G. 17; Daß keine Zucht, E–keit, Futcht,
noch Strafe mehr iſt. Luther 5, 531b ꝛc. So auch als
Titel, der nach Ort und Zeit verſch. Rangſtufen bez.
(ſ. e.-feſt, geringer als edel- und ehrenfeſt. Möſer Ph. 4,
281), jetzt aber größtentheils veralt., hin und wieder
etwas Spießbürgerliches bez.: E–er Bürger und Meiſter
der Stadt ꝛc. (Vgl.: Ehrenhaft, ehrſam.)
Anm. S. Stalder 1, 338. Veralt. iſt die Schreibw.
ohne „h“, z. B.: Einem Erbarn, furſichtigen Rath. Luther
5, 171b; Von Ulyſſes oder eines andern „Erbern“ Manns
wegen. Schaidenraißer 62a; Einer faſt „Erbern“ Geſtalt.
14a; 56b ꝛc. Daraus erklärt ſich die Abkürzung: „Die Erb.
freien Reichsſtädte“, woraus dann Unkunde Erbſtädte gemacht
u. ä. m. S. Schmeller 1, 93; Benecke 1, 445.
Zſſtzg.: Ún-: Ggſtz. von ehrbar.