dumpf
Dumpfheit
Dúmpf, a. (~heit, f.; –en):
in seiner Wirksamkeit unterdrückt und gehemmt, nicht frei, scharf hervortretend und faktitiv: dumpf machend:
1) vom Ton, gedämpft, verhalten, hohl wie aus geschloßnem Raum, nicht frei und laut hervorklingend: Die betäubende Pfeife und das d–e Murmeln. 4, 275; Ins klanglos d–e Höllenreich. 13, 42; Schlug die d–e Geisterstunde. 1, 191; D–en oder schreienden Mißlaut. H. 1, 64; Vom Tone, der im Nebel schwillt | und d–er wird. 11, 198 u. o. — Dazu faktitiv: In welcher d–en Kluft verklang | so mancher lesbische Gesang. 4, 161 etc. —
2) nur dunkel empfunden, nicht klar im Bewusstsein hervortretend: D–er Schmerz, Br. 2, 641; Von der klarsten Verruchtheit bis zur d–sten Ahnung. 39, 296; Jul. 11; 1, 233 etc. —
3) beschränkt, ohne klare Einsicht; zuweilen namentl. bei auch in gutem Sinne (vgl. Dämmer): Aus Unvermögen unentwickelter Kräfte, also aus D–heit sich nicht verständlich machen. 3, 149; Zu D–heit, oder Sinn. Weish. 2, 31; Nur Scheidevölklein mucken wohl, | vom Nebel d. und dumm. 4, 105; Wie konnte ich so d. sein, Das nicht auf den ersten Blick zu sehen! 19, 170 etc.; Diese d–en Pfaffenchristen, | lasst uns keck sie überlisten. 8, 370; Die Klarheit der Pfaffen in ihren eigenen Angelegenheiten und die D–heit, die sie verbreiten. 26, 112; 22, 154; Den Menschen .. angemessen, in unserer D–heit, da wir nicht wissen, woher wir kommen und wohin wir gehen. 14, 164; Du hast für uns das rechte Maß getroffen, | in reine D–heit uns gehüllt etc., dazu 2, 34 aus dem 292: „D–heit haben bloß gescheite Menschen, sonst ist’s Dummheit; es ist die Qualität aller Künstler und aller Liebenden, es ist der schöne, zauberische Schleier, der Natur und Wahrheit in ein heimlicheres Licht stellt“ etc. So auch: Der in Liebes-D–heit und Kraft hinlebt. Stein 1, 109; 55; 2, 125 etc. —
4) bedrückt, beängstigt, beklemmt, beklommen: Hab’ oft einen düstern, d–en Sinn. 1, 14; Der D–heit des Sinns, der Herzensangst, die ich in dem Loche ausgestanden. 14, 88; Mein Herz war von Kummer befangen ... Um meine D–heit zu heilen. Mak. 2, 232; Die Winde sprachlos und der Erdball drunter | d. wie der Tod; mit Eins zerreißt die Luft | der grause Donner. Haml. 2, 2 etc. —
5) (s. 2) nur wenig empfindend, unempfindlich, gefühllos, stumpf, starr, betäubt: Einen d–en und genügsamen Sinn, damit es mit weniger Schmerz einem ewigen Leben entgegenlebe. 7, 395; Ich fühle mich stark genug, auch Das zu tragen, stark, Das heißt d. Stein 1, 48; Ergab mich zuletzt einer d–en Gleichgültigkeit. 11, 113; In D–heit starrt die Seel’. 3, 79 D–heit und Gefühllosigkeit. Hor. Br. 1, 116 etc. —
6) (s. 3) beschränkend, einengend: Die Enge d–er Thierheit hält gefangen | der Menschheit ahnungssehende Verlangen. 4, 337; Jetzt fiel der Thierheit d–e Schranke. 24a. —
7) (s. 4) drückend, ängstigend, beklemmend, schwül: Angst rieselt ihm durch Mark und Bein, | ihm wird so schwül, so d. und taub. 71b; Der verhängnisvolle Tag rückt heran, bang und d., wie eine Gewitterwolke. 4, 274; Laß eines dunkeln, d–en Traumgeflechtes | verworrne Todesnetze mich zerreißen. 13, 301; Es ist mir ganz stumpf und d. vor der Seele. (Monatbl. 2, 357); Wie d. und ängstlich ist es doch hier in der engen Stube. 1, 70 etc. So oft von Räumen, worin es dumpf, schwül ist: Verfluchtes d–es Mauerloch. 11, 19; R. 6, 309; In d–er Stube beisammen. 161; Andre möge des Hahnes | Morgengetön heimkrähen zu mißbehaglicher D–heit. Th. 7, 124 etc. — Daher auch
8) — vgl. Dampf 1 und 3 — von feuchter, modriger Luft und Räumen, worin es deßhalb leicht beschlägt, schimmelt, stockig wird, dann auch von dem dadurch Verdorbnen, das den Geschmack verliert und modrig, muffig riecht: D–er, modriger Brodem. Dicht. 2, 104; Du schirmst vor d–em Schimmel | des Lichtes Religion. 4, 66; Aus d–em Mehl gebacknes Brot schmeckt d.; Wenn das Salz selbst d. wird und ungesalzen. Spr. 23 (s. dumm 1).
Anm. S. Damm, dämmen, Dampf, dumm, stumm etc. Nbnf.: Dumpfig (-keit, f.; –en), z. B. zu 1: Schwermuthsvoll und d. hallt Geläute. 15; 33; D. | klingt der Glocken Festgeläute. Lied. 64; 66; Brüllt d. 2, 72; D. schollert’s überm Sarg zum Hügel. ... Dumpfer schollert’s. 2a; 8a; Es gärt in der Höhlung | d. die Wog’. Än. 7, 465 etc.; zu 3: In den d–sten Zeiten des Pfaffenthums. Ant. 1, 191 etc.; zu 5: Es starrt die Meng’ in d–er Erkaltung, | wie warm der Geist auch athmet und wie mild. 3, 224 etc.; zu 7: Es ist so schwül, so d. hie. 11, 117; Eines Gewitters, das sich in weißgrauen dumpfichten Wölkchen .. zusammenzuziehen schien. 14, 22; Schwer und d., | eine Wetterwolke. 7a; D–e Mauern. 3, 28. — Namentl. in der Bed. 8: Ein d–es Zimmer ausduften. Sh. 1, 375, wo es zumal für das durch Feuchte Verdorbne die gw. Form ist: D–es Mehl etc. Veralt. auch: Von dem verdumpfenen Dampf und Athem. Th. 31; Sp. 116b; s. 1, 210c. — Hierzu gehören noch: Dúmpf, m., –(e)s; –e: beklemmter Athem, Dampf (s. d. 2): Mit D. und Keuchhusten beladen. M. 2, 17; 2, 120 etc. — Dúmpfen, tr.: dumpf machen und intr. (sein): dumpf werden, gewöhnl. nur in Zsstzg., selten: Be-d. Wie die Orgel so bedumpfet laute. 48; oft Ver-d.: Müssen Millionen in den Minen ver-d. .., damit einige Wenige .. schwelgen können. (DMus. 1, 2, 439); Welcher verdumpfte Schulmeister. Phil. 13, 71; Hinter den Kerkermauern einer v–den Frömmigkeit. Char. 1, 4; Wie ein kleiner Riß einer Glocke den Klang derselben ... verdumpft. So würden dergleichen kleine Samen ganz gewiß ver-d. und verderben. Gart. 1, 133 (s. dumm, Anm. 2 und vgl.: Verdumpfigtes Wesen. 79); Das Gotteslicht, wie auch getrübt, gedämpft, verdumpft. Weish. 3, 187; 96; Verdumpft in karger Sonn’ auf Moorgrund, | wächst der homerische Sproß. 3, 47; Der verdumpften Schulen Auslüftung. Ant. 2, 129; Da ihr verdumpfter Sinn | sich allgemach entwölkt. 20, 233 etc.; In einen solchen Zustand der Verdumpfung gerathen, daß sie nur das allernächste Wirthschaftliche noch begriff. R. 2, 270; Par. 1, 185 etc. — Versch. davon ist das schwzr. Túmpf, m., Einbug; Tūmpfen, refl.: sich beugen, und dazu z. B.: In dieser weder stumpfen noch spitzigen, weder aufgedumpften [aufgebognen] noch niederwärts hängenden Nase. Ph. 1, 181.
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