Faksimile 0334 | Seite 326
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Duft
II. Dúft, m., –(e)s; Düfte; Düftchen, lein; -:
1) der ſich an Etwas anlegende, es um- und einhüllende,
verſchleiernde zarte Hauch, feiner Dunſt: Alles nach
Raum und Zeit Ferngerückte wird von einem D–e überhaucht,
der die ſcharfen Sonderungen verſchmilzt. Auerbach SchV. 22;
Ein grüner D. umwölkt die Wälder. Brockes 9, 318; Herbſt-
licher D. Freiligrath Pol. 2, 32; An dem Horizonte löſt der
Schnee | der fernen Berge ſich in leiſen D. G. 13, 94; Ein
D., den man nur aus Gemälden .. des Claude kennt. 23,
214; So iſt der blaue D. von der Pflaume abgewiſcht. Zelt.
4, 240; An den Halmen hängt der D. Hebel 2, 159; D.
und Farbe der Schmetterlinge. Keller gH. 1, 247; Der D.,
der ſich oft bei großer Kälte an Reiſer und andere Körper an-
ſetzt. Lichtenberg 4, 339; Um die gemeine Deutlichkeit der
Dinge | den goldnen D. der Morgenröthe webend. Sch. 399a;
50a; Aus D. gewebt, von Luft zerhaucht. Uhland 39 u. v.,
ſo auch in Zſſtzg., z.B.: Gefilde, vom Abend-D. umruht.
V. 4, 14; Sieht dicken Braten-D. herausqualmen. Eichendorf
Lärm 65; In jenem Farben-D., den keines Malers Kunſt zu
erreichen vermag. Stahr Rep. 2, 132; Dieſe ſchmerzlichen
Erlebniſſe traten ſchon .. in jenen milden Fern-D. König Kl.
2, 332; Indeß der Bord der Jugendzeiten | ſich mir im
Fernungs-D. verliert. Salis 23; Hoch aus Glanz-D. Luna
rauſchet. V. 4, 159; Standen die Berge in glänzendem
Herbſt-D. Auerbach Tag. 113; Aus Morgen-D. gewebt und
Sonnenklarheit. G. 1, 4; W. 12, 250; In Nebel-D. und
Nacht verſank | das Dörfchen. B. 103a; Von Reifen-D. be-
fiedert ſind | die Zweige rings. Salis Winterl.; Schleier-D.
Reithard 21; Sonnen-D. PHeyſe Nov. 111 u. v. ä. 2)
ſo nam. auch die auf die Geruchsnerven wirkende Aus-
dünſtung, meiſt aber nicht ausſchließlich von an-
genehmen Gerüchen: Mein Düftchen. Baggeſen 5, 15; Der
Verweſung D. Chamiſſo 4, 27; Bringe Düfte des Himmels
mit dir oder Dämpfe der Hölle. G. 17, 50; Herrliche Düfte
.ſtrömen ſüße Gerüche umher. Derſ.; Erloſch die Lampe
mit unfreundlichem D. Gutzkow R. 7, 9; Im nahen D. der
Verweſung. H. R. 7, 218; Es ſteigt ein Düftlein auf. Im-
mermann M. 3, 286; So ſenkt ſich nebelgleich ein Dunſt von
Mohn- und Flieder- | und Lilien-D. [ſ. 1] auf ſeine Augen
nieder. W. 20, 114 und ſo viele Zſſtzg., z. B.: Ambra-
(Sch. 13a), Ambroſia- (111b), Äpfel- (H. R. 7, 47), Bal-
ſam- (G. 21, 258), Blumen- (Herrig 14, 70), Blüthen-
(Schwab 58), Braten- (ſ. 1), Harz- (Freiligrath Garb. 114),
Himmels- (G. 1, 59); Warum ſteigt denn aus dem Balſam-
kraut | hervor ein Leichen-D.? Heine Lied. 129; Maien-
(Hebel 3, 352), Moder- (V. 3, 11), Pomaden- (Matthiſſon 88);
Sie wollen dem Rhythmus nur die Geltung eines ſchönen
Rede-D–s zugeſtehen. Devrient 3, 285; Roſen- (Rückert 2,
448), Schlummer- (einſchläfernder) (W. 20, 267),
Schwefel- (Echtermayer 293), Strahlen- (ſ. nachduften);
Veilchen- (Uhland 51), Zauber-D. (ſ. 1). G. 11, 116
u. v. ä.
Anm. Mundartl. fem. Zink 1, 610 ꝛc. Urvwdt.
Dampf, dumpf, wie ſchwzr. D. dumpfe Feuchtigkeit und Ge-
ruch bez. Stalder, vgl. duff = dumpf. Brem. Wörterb. und
in Bed. 1 frz. duvet.
Zſſtzg. mit Hw. ſ. 1 und 2, ferner mit Vorſ. und
Adv., z. B.: An-; 1) [1] der ſich anhängende Duft,
Reif. Schmeller. 2) [2] der Einen anhauchende, an-
wehende Duft: So wie Lilie, Roſ’ und Nelk in gemeinſamem
A. | jegliche jede verſchönt. Baggeſen 1, 118; 261; Während
an offenem Fenſter die Bruſt ihm kühlte der A. 9; Da feiner
Frauen A. mir | ſeit meiner Kindheit Lebensluft geweſen. 5,
195 ꝛc. Míß- [2]: Geſtank: Wenn du ſie [die
Wanze] zerdrückſt, der M. quält dich. Heine Tr. 55; Lut. 1,
234; eiligrath H. 117. übel- [2]: Miß-D.: Oft
weicht ihr Ü. nur übelduft’gen Pflanzen. Rückert W. 1, 191.
Wōhl- [2]: Wohlgeruch: Füllend rings die Luft mit
W. Freiligrath H. 67 ꝛc.