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drillen
Dríllen, tr.:
1) drehen: Ein Loch d., mit dem Drillbohrer (s. d. und Treil); [Der Wind] lässt keine Fahne ungetrillt. Blumauer 1, 115; Wie der Sturm die Fahnen trillt. B. 47b; Trille, Rädchen, lang und fein, | trille fein ein Fädelein. 29b; Den Strick getrillet. 57b; Frisch den Knockenflachs getrillt. V. 3, 182. Den rechten Lebensfaden | spinnt Einer, der lebt und leben lässt; | er drille zu, er zwirne fest. G. 2, 307 (s. Anm.); Hebel 2, 233; Drehte und wendete und drillte sie so lange. Immermann M. 1, 334; Fäden, die sich nicht so leicht ohne Drehung und Drillung in einander verfilzen. Kohl Irl. 2, 268; Das Fädchen zu drehen und zu d. König Leb. 1, 155; Jer. 1, 10; Und reißt sie und drillt sie in sausendem Tanz. Reithard 320; Am Galgen hängt ein Schächer, der sich erbaulich drillt. 379; 390; Grillen, | die einer jungen Frau das leichte Hirnchen d. W. 12, 40; Ein großes Rollhaus für ein Eichhörnchen, das sich darin drillte. Rosenkranz (DMus. 1, 2, 14), s. 2.
2) vgl. Drill- od. Drehhaus, auch Drille, Driller od. Triller genannt (Schmeler 1, 488); aber auch als Strafe für Verbrecher (vgl.: Dieses Marterhaus oder Drillhaus. Heine Lut. 1, 166 etc.); Ein Eichhörnchen in der Drille. Auerbach Ger. 171; Gotthelf 5, 66; Gleichsam als hätte man einen Spitzbuben in eine Trülle gethan, sie gedreht und auf der andern Seite sei ein Rathsherr .. zum Vorschein gekommen. Sch. 193, vgl. Stalder 1, 312; daher d. = martern, plagen etc. (vgl. triezen): Ich bin Herr, man muß mich so nicht trillen. Hagedorn 2, 285; Gefoppt und gedrillt. Heine Lut. 1, 129; Getrillt und gehudelt. Musäus M. 2, 56; 1, 105; 112; Daß einen Till der Sporn der Ehrsucht trillet. Nicolai 1, 201; Trillen und schrauben und necken ihn. Sternberg Br. M. 41 etc.
3) Soldaten einerercieren etc. (nach Frisch 1, 207a; 2, 387c = sie sich rechts und links drehn lassen, doch vgl. frz. drille, Soldat, Kamerad etc. aus dem Deutschen, s. Diez 610): Übungsplatz zum Turnen, D. und Schießen. Jahn M. 172; 4; 113; Gedrillte Soldaten. Keller gH. 1, 306; Trüllet man die Soldaten. Gotthelf G. 267; Zur Ausübung des Waffenhandwerks vorschriftsmäßig gedrillt. D Museum 1, 2, 678 etc.
Anm. S. drehen, dorlen, drellen, Anm. etc., sich mit „drei“ berührend (wie zwirnen von zwei), s.: Der daraus entstehnde Strick wird wiederum gezwirnt [es werden 2 zusammengedreht], gedrillt, geviertelt und gefünftelt, bis am Ende oben der große dicke Strick entsteht. Kohl E. 2, 57; Drill-Bohrer (s. d. u. vgl.: Messerfeilen, Driller, Scheere. Garzoni 259a) als der sich drehnde (vgl. ,,durch“). Mund- artlich: Da zu sitzen wie ein Dripsdrill [alberner Matzetc.]. Hermes 4, 92 = dripsdrillen. 3, 257.
Zsstzg. in allen Bedeutungen, z. B.: Ganz wie abgedrillt [3] zum Lauf nie müder, stet’ger Gütigkeit. V. Sh. 3, 470; Daß, wenn der Faden nur einmal wieder ganz angedrillt [1] ist, die Spule schon rasch wieder fortschnurren soll. G. Reinh. 20; Ein Loch ein-d. [1]; Eingedrillte [3] Soldaten; Indem sie die Wolle herabdrillt [1]. V. Ov. 1, 204; In dem buntsten Einerlei | von Sinnenrausch den Geist herum zudrillen [1]. W. 12, 53; Zschokke 8, 260; Sind wir schon weidlich in beschränktem Kreise umhergedrillt [1; 2] worden. Vogt Oc. 1, 183; 305; Nun liegt’s [das Schiff] zerschlagen und zerdrillt [1]. Reithard 339 u. v. ä.