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Drang
I. Dráng, m., –es; Dränge (Mz. selten, s. Anm.):
1) Gedränge, dichtgedrängter Haufen: Durch D. und Menge | aalgleich zu schlüpfen. G. 12, 27; Um die Kapelle finden wir D. und Bewegung, wir dringen mit hinein. 26, 207; Im schönen Kreis der Blätter D. 1, 153; Verschwindet so der geisterreiche D.? 11, 62; Es war diese Tage gar zu vielerlei D. um mich. Zelt. 1, 392; Als nun am vollsten der D. war und am schmalsten der Gang war. Rückert Mak. 1, 55 etc. Zsstzg.: Gemein-D. eilt, die Lücke zu verschließen. G. 12, 289 etc. 2) das Bedrängende, Bedrängnis, Drangsal, Druck, Noth: Vergissest unsres Elends und D–s. Ps. 44, 25; Der D., den Krieg uns that. Logau (L. 5, 314); Viel D–s und Zwangs .. leiden. Luther 8, 321a; Die Kräfte wachsen in der Noth . . ., die Kraft erhebt sich im D. Sch. 108a; Drangsal hab ich | zu Haus verlassen, Drangsal find’ ich hier; | denn ganz unleidlich ist’s, was wir erdulden | und dieses D–es ist kein Ziel zu sehen. 522b; Wenn wir den D. des Ird’schen abgeschüttelt. Schlegel Haml. 3, 1 etc. Zsstzg., z. B.: Wo dich Sorgen-D., .. erwartet. G. 13, 277; Noth-D. Streckfuß Rol. 8, 65; ferner: Trotz Wirbel, Sturm und Wogen-D. [-Andrang]. B. 37a etc.; Lenkend unser Schiff, | daß nicht es strandend wiche wildem Fluthen-D. WHumboldt 3, 55. 3) das zu Etwas Drängende, mit unwiderstehlicher Gewalt dazu Treibende, gewaltiger Trieb, Streben: Der D. nach Wahrheit. G. 11, 10; Ein guter Mensch in seinem dunkekn D–e | ist sich des rechten Weges wohl bewusst. 16; Obgleich mich nie ein äffischer Trieb kitzelte, sondern stets ein innerer D. bewegte. Immermann M. 4, I; Am Ende wird ermatten auch sein D. Rückert Rost. 58b; Des deutschen Volks Geschichte | Sturm und D. und bittres Ende. Scheffel 72; Der Leidenschaften wilder D. Sch. 24a; Gebietet mir des Herzens feur’ger D. 31b; 76b; In solchemSturm und D. von Eile. W. 11, 214; 254 etc. Zsstzg., z. B.: Ahnungs- D. G. 11, 144; Dieselben Redensarten, die man in Herder’s Schriften findet, wie: Voll-D., Gemein-D., Sturmdrohen, findet man in den Stücken von Klinger [s. Anm.] auf jeder Seite an. Klencke Parn. 1, 59; Beseelt von frischem Lebens-D. Gottschall G. 16; G. 33, 24; Opium für ihren Liebes-D. W. 20, 143; 224; Der Sieges-D.| er schwankt und stockt. G. 10, 227; Das Bedürfnis der Beichte ist der Wahrheits-D. des Menschen. Gutzkow R. 7, 25; Welche Erkenntnis sättigt endlich den Wissens-D. Monatbl. 1, 311a. 4) so auch D., D. zum Stuhl, von dem heftigen Drängen zum Stuhlgang; D.-stillend [die Ruhr stopfend]. Gotthelf G. 399 u. ä. m. 5) Hüttenw.: kleine am Rande des treibenden Werkbleies beim Silberabtreiben sich zeigende Blasen, Herd-D.
Anm. Adelung erklärt wie die Bsp. zeigen mit Unrecht das Wort für veralt.; die Mz. ist selten (s. An-D.). Veralt. Nbnf.: Mit großem Dräng. Waldis Es. 1, 33 etc. Die Verbindung, Sturm und D. (3) gilt in Bezug auf ein Werk von Klinger als Bez. einer bekannten Periode in der deutschen Literatur (s. durchdrängen und Dränger). Hierher gehört auch: So drangmäßig, kühn und kraftvoll. Lichtenberg 4, 14. Ferner: Drangvoll: Die drang- und ahnungsvolle (3) Zeit. G. 29, 175; Seiner heftigen und d–en (3) Natur. 179; Eine tiefe, bedeutende d–e (2) Welt. 21, 85; In so d–en (2) Augenblicken. Kompert Pfl. 1, 214; Wird der Schauplatz .. so enge, so d. (1). Sch. G. 2, 51 u. ä. m.
Zsstzg. s. 1, 2 und 3; ferner mit Vors., vgl. die Zsstzg. von dringen und drängen; z. B.: Án-: das Andringen: Dem A–e der Wogen widerstehen. Burmeister Gsch. 101; An A. des Bluts oder Blut-A. leiden etc., selten Mz.: Ich gehorchte so vielen wohlgemeinten Andrängen. G. 23, 18. Be- [2]: veralt. Hutten 5, 432.
Eīn-: das Eindringen: Der hochdrohende und vielversprechende E. zahlreicher .. Heere. B. 401a; Dem E. der neueren französischen Poesie. Gervinus Lit. 3, 497; Verlor an E. [Eindringlichkeit, Intensität], Tiefe und Bestimmtheit. H. 16, 274. Empōr- [3]: Mit brausendem E. Stilling 4, 126 etc. Fórt- [3]: Der geistige F. ist so fein und unmerklich. Klencke Parn. 2, 49 etc.
Ge-: gewöhnl. Gedränge: Von der Reibung theils und theils vom G. Droysen A. 3, 51 etc.
Über-: übermächtiger Drang: 1) [1]: Der ü. bei Euch von musikalischen Produktionen. G. Zelt. 4, 335. 2) [2]: Zu solchem Ü. [übergroßer Bedrückung, Unrecht etc.] schweigen. Spindler St. 1, 17; Zwingli 2, 18; Schmeller 1, 414. 3) [3]: Aufnahm ich ihn mit meines Herzens Ü. Rückert Mak. 1, 121.
Vor-: das Sich-Vordrängen, Sich-Geltendmachen vor Anderem: Sich dem V. dieser Gattung [der Oper vor dem Schauspiel] zu widersetzen. Gervinus Lit. 5,558.— Zū-: das Hinzudrängen etc.: Der Z. zu dem neuen Schauspiel ist groß; Vernichtet durch den Z. wilder Insel- Nachbarn. G. 39, 71.— Zusámmen-: das Zusammendrängen u. das Zusammengedrängte: Sein Roman wird der vortrefflichste Z. von Gedanken sein. Merck’s Br. 2, 35 u. v. á.