Drache
Drachen
Dráche, m., –n; –n; Drächlein; –n-; ~n, –s; uv. etc.:
1) fabelhaftes Ungethüm, in den Schilderungen meistals ungeheure Schlange (bei 6, 532 = Riesenschlange), dochauch als Säugethier(Klagel. 4,3 — wo nach der Schakal gemeint ist) erscheinend, oft als Hüter ungeheurer Schätze, in Höhlen etc.: Feurige, fliegende D–en. 30, 6; 15, 29; In Höhlen wohnt der D–n alte Brut. 16, 169; Eine Höhle, die man . .. als Aufenthalt einer fabelhaft furchtbaren D–n-Brut ansprechen konnte. 18, 277; Entrüstet schütteln sich der D–n | umschuppte, feuerspeinde Rachen. 12, 45, Einem löwenklauigen Schlangen- D–n. 31, 291; Sie werfen sich . . . vom Wasser- D–n auf Neptunus’ Pferde. 12, 149; Ein Meer- D. Th. 273; Ein gräßlich Schlangenpaar . .. die D–n. 30b und 31a; Der Kampf mit dem D–n. . . . Halb Wurm erschien’s, halb Molch, halb D. 66a (s. Osman. Gesch. 2, 193; 576; Reise auf d. griech. Inseln 3, 93 ff.); Ich will über dir wachen, wie der Zauber-Drach’ über unterirdischem Gold. 184b; Wie’s von Salamandern und Molchen und D–en sich regt [in der Tiefe des Meers]. 64a; Als er den Lind-D–n an dem Berge schlug ... Als von des D–n Wunden floß das heiße Blut, | da badet in dem Blute sich der Ritter gut. Nib. 842 ff.; Sie ließe lieber sich mit einem Lindwurm trauen. . .. Ich sag’ es noch einmal, eh die Prinzessin ihn | so nahe kommen lässt, umarmt sie einen D–n. 20, 96 (vgl.: 31, 149; 66a — während 607a ff. „Tracken“ und Lindwürm untersch.) u. o. — Zuw. auch von unschädl. Schlangen, z. B. Sab. 435. — 2) biblisch: Der große D., die alte Schlange, die da heißt der Teufel und Satanas. 12, 9 (vgl. 1. 3, 1 etc.); Des Himmels Engel und die D–n | der Hölle. 1, 188; Weil ich eine gute Hausmutter bin, in den Verdacht gekommen, als flöge der D. [goldspendend] bei mir ein. 6, 355; Die Kinder des verworfnen D–n, | die Laster. 14: Ein Dämon, der beim alten D–n | mit Ehren als Geselle stund. Po. 3, 54; 47; So hielt er, wie der Höllen-D. | am Fuß des Gotteshauses Wache. 66b etc. — 3) daher auch übertr.:
a) wie Teufel etc. auf Menschen: Dessen Frau ein böser D. war. D. 1, 681; Ich will doch sehen, was das für ein D. ist und ob sie kein vernünftig Wort mit sich reden lässt. 8, 139; Der D. [Alba]. 9, 184; Die Ursula . . . ist von jeher ein D. voll Gift und Bosheit gewesen. R. 2, 63; 8, 134; Dein alter Geiz-D–n! 3, 488; Des Lobposaunens der Geiz-D–n satt. M. 2, 60; Sein Haus-D. von Weib. 5, 115; Sau-D–n. Bill249; Von ihrem D–n [Mann, als Hüter, s. b] ... gebannt und bewacht. | was wird die junge Frau ersinnen? 20, 159; 12, 13 etc. —
b) zuw. auch in besondrer Beziehung: Auf welchem Weg den Schatz | der alte Drach’ [der Burgvogt, ⏑als Hüter des Schatzes] entführt. Rost. 39b; Ist der dritte serbische Wojwode | Tschupitsch Stojan, er, der Drach [der den Feinden Verderbliche etc.]. 2, 245; Tritt nicht dem D–n vor und seinem Grimm! Sh. 3, 151 [der im Grimm dir Verderben bringen kann]; Gleich hundert andern solchen D–n | von Tugend auch Zeniden zahm zu machen [streng Keusche]. 12, 189; Das ist ein Löwe, ein D. [Muthiger]. 28, 180 etc. Ferner z.B.: Der Blitz . .. der grause Feuer-D–n. 4, 37; Der schöne blaue Feuer-D. [der Brand, das Feuer]. Eng. 2, 231; Seinen D–n [das muthige Roß] schirrt er an, den feuerschnaubenden. Rost. 95a; 97; Daß ich den Schmerz in mir, den grimmen D–n tödte. 118a; Fleuch diesen D–n, Kind, der Ehr’ im Munde führet. 196 [die Ehrsucht] etc. —
c) (veralt.) eine Art Geschütz. —
d) in der Schweiz ein reißender Bergstrom etc. Mak. 2, 50; Alp. 3, 323; Von wüthenden Stein-, Schlamm-, Schnee- und Wasser-D–n, die beständig das Land zerfleischen. 324 etc. —
e) eine Art feuriger Lufterscheinungen: Die meisten Naturforscher erklären die Feuerkugeln so wie den fliegenden D–en .. für Wirkungen .. entzündlicher oder auch nur bloß leuchtender Dünste. (1789) 2, 238, vgl. Kosm. 1, 120 ff. —
f) D., Wind- D., plötzlicher Wirbelwind (Schiff.). —
g) ein Sternbild in der Nähe des Nordpols und (veralt.) in der Kalenderspr. die Knotenlinie der Mondbahn, davon noch zuw. der aufsteigende Knoten der D–n-Kopf, der absteigende der D–n-Schwanz, wie früher auch wohl D–n-Bauch, die Grenze der Abweichung des Mondes von der Ekliptik. —
h) kleiner weißer Fleck am Grunde des Auges bei den Pferden. 3, 37. —
i) ein Kinderspielwerk aus papierbeklebtem Holzgerüst bestehend, das, an einem Bindfaden befestigt, vom Winde in die Höhe getragen wird und bekanntlich von Franklin zu dem Nachweis benutzt wurde, daß der Blitz ein elektrischer Funke ist (s. 2, 580): Wo der papierne D. sich in die Lüft’ erhob. 105; 37, 20; thisson 93; 1, 98; Jst’s ein papierner D., den ihr ziehn könnt | an dünnen Fädchen? Luth. 66 etc. — k) in der heutigen Naturgesch.: eine unschädliche ost- indische Schuppeneidechse mit Flughaut, s. Flatter- eidechse, und ein sehr gefährlicher und schmerzhafter, zwischen Haut und Fleisch des Menschen lebender, langer, fadendünner Wurm, Filaria medinensis, zuw. auch, gw. näher bestimmend: Meer-, See-D., der kleine Spinnenfisch, Callionymus dracunculus: der Seeaffe, Chimaera monstrosa; eine Art Meerpferd, Pegasus draconis; und das Petermännchen, Trachinus draco, auch Stachel-D. genannt; vgl. dagegen Meer-D. 32, 2 und s. Südr. 1, 182. — 4) s. Enterich und Dregg.
Anm. Die Verkl. ist selten: Als ich nun abziehn sah den alten Drachen und sein Drächlein [den alten Schelm, Betrüger mit seinem Jungen]. Mak. 2, 24. — Zuw. auch: Dráchin, f.; –nen: Du weckst auch mich, den Drachen, auf, mit meiner Frau, der D. Ngr. 2, 59; Scylla, eine belfernde D. mit 6 Hälsen. Ant. 1, 239; Myth. 1, 244; Eu’r Ehemann, geplagt von einer D. Sh. 3, 452; 390; 25, 387; Zähmung einer Hausdrachin. Sh. 3, 651 etc. — Das Wort aus dem gr. Gραων (draco lat.), der — von dem scharfen Gesicht benannten — Schlange.
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