Dieb
Diebin
Dīēb, m., –(e)s; –e; –chen, lein; –s-. — ~in, f.; –nen:
1) Person, die stiehlt, wobei das masc. auch von weibl. Personen, natürlich auch von Thieren etc., gelten kann: Kleine D–e hängt man, große lässt man laufen etc.; Kommen, wie ein D. in der Nacht [heimlich und unverhofft]. 1. 5, 2 etc.; Der Schelm! der D. an seinen Kindern! 11, 128; Du machst mich gar zum D., | da du die D–in bist. 7, 78; Sie ist der D. 104; Nicht Gelegenheit macht D–e, | sie ist selbst der größte D. 4, 76; Die schlaue D–in ist erhascht. 267a; (Prinzessin Eboli:) Ich war der D., | der sie bestohlen. 293a; Sie werden aus D–en Straßenräuber. 7, 55 etc. —
2) wie Schelm u. ä. m. als liebkosende Bez.: Selbst Der in der Wiege, der kleine D. | lacht, wenn er ihn sieht, und hat ihn lieb. 35, 406; Du armer D.! [vom Vogel, dem sie kein Futter gegeben]. 93; O zartes Liebelein, | o süßes Diebelein. 754 etc. —
3) Nebendocht an der Kerze, der das Schmelzen des Lichts verursacht, z. B. 4, 528. —
4) ein überflüssiges, den nützlichern Āsten etc. Saft entziehndes Reis, bei Nelken auch „Wolf“ genannt, sonst wie auch 3, Räuber. —
5) ein Holzkäfer, dessen Larve Vieles zerstört, Ptinus fur, Kräuter-, Insekten-D.
Anm. Oberd.: Des Dieben. 3, 326; Leg. 3, 221; 1, 166 (168: des großen D–es); Einen D–en. 1, 222 etc. Über den Hilfruf: Diebio, s. Jo, Anm. — Goth. thiubs etc., Hauptbegriff der des Heimlichen, s. goth. thiubjó 11, 28; 18, 20), wohl mit Diener (s. d. und Demuth) zu einem Stamm gehörend, der „unten, nieder“ bed. S. auch tief, Teufe, taufen, tauchen, ducken. Vgl. Deube und 1, 350. Ferner: Dufke, heimtückische Person; dufken, Einem heimlich Eins versetzen. 1, 265 ff.; Ph. 2, 305.
Zsstzg. unerschöpflich, nam. nach Dem, was Einer stiehlt, u. der Person, die er bestiehlt, z.B.: Bāūm- [1 und 4]. —
Brōt-: der Brot oder der Einem das Brot stiehlt, die Nahrung, den Erwerb schmälert; auch Pfuscher, der mit seiner Stümperarbeit sein Brot nicht verdient, sondern es gleichsam stiehlt. Hebel 3, 458; Lichtwer 51; Thümmel 1, 102 etc. —
Bǖcher-: eigentl.; zuw. auch = Plagiator, Schrist-D. —
Drúck-: Nachdrucker. Mülner 1, l. —
Ehren-: Verläumder, der Einem die Ehre, den guten Namen stiehlt. —
Erz-:
1) der Erz stiehlt, im Bergbau. —
2) Hauptdieb, ausgemachter Spitzbube etc. — Féld-: Feldfrüchte stehlend etc., auch Name einer Sperlingsart. — Físch-. — Gálgen-: hängenswerther Dieb, Galgenstrick. — Gárten-: Früchte etc. aus Gärten stehlend. — Gāū-: abgefeimter, verschlagner Dieb: Der landdurchstreichende G. Od. 21, 400; 2, 36; Po. 3, 141; 182; Eng. 2, 123 u. v., vom niederd. „gau“, behende, hurtig etc., z. B. 2, 14, verschmolzen mit Gau, = Landdieb, das Land durchziehender Dieb, vgl. Gauner; Drei der braunen Gauchdiebe. Volk. 1, 227, wohl nur Umdeutung des unverstandnen Worts. — Hāūpt-: Erz-D. Hāūs-: eine zu dem Haus, worin sie stiehlt, gehörige Person. 7, 74; 79 etc. — Hérzens-: Person, die Einem das Herz stichlt, abgewinnt. 20, 295. — Hühner-: Person, die Hühner stiehlt, aber auch = Wiesel u. Hühnergeier, zuw. auch = Mäusebussard. Th. 118. — Insékten- [5]. — Kattūn-: Name eines Vogels, Muscuapa paradisi. — Kérzen- [1 und 3]. — Kírchen-: der eine, die Kirche bestiehlt: Erz-K. 6, 87a. — Krǟūter- [5]. — Kūh-: s. Fink Anm. — Lánd-: s. Gau-D. — Lícht- [1 und 3]. — Ménschen-:
1) eigentl. 1. 1, 10, vgl. 2. 21, 16. —
2) nach auch = Seidelbast, Kellerhals, wie Menschenmörder, wohl, weil zur Abtreibung der Leibesfrucht benutzt. — Mílch-: eigentl. z. B. auch Einer, der die Kühe verhert, so daß sie keine Milch geben. 8, 114a, und = Schmetterling, weil sie der Milch nachgehn sollen, z. B.: „Bestraft man einen M.?“ Man lässt ihn fliegen. Mak. 2, 59. — Mólken-: Milch-D.: Die Jagd der M–e. 2, 51; Von Blümchen mannigfalt | Beute sucht der M. 6, 117; Lichtw. 34 etc. — Nácht-: bei Nacht stehlend. — Nāhrungs-: Brot-D. — Öbst-. — Pfêrde-. — Schélmen-: Sh. 3, 573, schelmischer Dieb. — Schríft-: Bücher-D. — Sēē-: verächtlich st. Seeräuber. Leg. 1, 152, vgl. 1, 324b. — Sēēlen-: der Seelen stiehlt, z. B. der Teufel. — Strāßen-: der Leuten auf der Straße Etwas stiehlt, heimlich entwendet. vgl. Stromer, Taschen-D.; versch. Straßenräuber. — Strāūch-: Buschklepper, s. Strauch: Ich sah von Kopf zu Fuß aus wie ein St. Br. 2, 91; M. 15; Nov. 5, 172. — Tāge-: Einer, der dem lieben Gott die Zeit stiehlt, d. h. sie unnütz verbringt: Wie die T–e ihre Pflicht bestehlen! 520b; 29, 248 etc. — Táschen-: der Leuten Etwas aus der Tasche stiehlt. — Wíld-: Wildschütz, Wilderer, der unbefugt die Jagd übt. 707a etc.
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